Im freien Training in Barcelona fuhr Vettel Bestzeit, Schumacher wurde Dritter. Hockenheim meldet schon jetzt großen Andrang für das Rennen.

Barcelona. Das Comeback von Michael Schumacher sorgt für volle Tribünen beim Großen Preis von Deutschland am 25. Juli auf dem Hockenheimring. Für den Rennsonntag sind bereits 55.000 Tickets verkauft, womit den im Vorjahr noch kurz vor der Aufgabe stehenden Organisatoren nach drei Formel-1-Rennen mit Millionenverlusten erstmals wieder ein Gewinn winkt.

„Nach Schumachers Zusage für die Formel-1-Rückkehr war ein Hype vorhanden. Die Zahlen sind nach oben gegangen und wir sind nicht mehr weit weg von einem Null-Ergebnis“, sagte Georg Seiler, Geschäftsführer der Hockenheimring GmbH, am Rande des Großen Preises von Spanien. Wenn wie beim letzten Formel-1-Rennen in Hockenheim im Jahr 2008 62.000 Zuschauer kommen würden, wäre bereits eine ausgeglichene Bilanz erreicht. Die Tickets für das gesamte Wochenende kosten zwischen 99 und 499 Euro, auf der speziellen Sebastian-Vettel-Tribüne inklusive Camping 199 Euro.

Das Fassungsvermögen beträgt 75.000 und inklusive der Zusatztribünen sogar 120.000 Zuschauer, deshalb hofft Seiler jetzt auf eine Steigerung des Rekord-Weltmeisters Schumacher: „Wir hoffen, dass Schumacher beginnt zu gewinnen. Dann müsste es auch mit Blick auf insgesamt sechs deutsche Fahrer ein ausverkauftes Haus werden - alles andere wäre unverständlich.“

ALLE STRECKEN , ALLE TEAMS: DIE FORMEL-1-SAISON 2010

Im Vorjahr war das Rennen am Hockenheimring wegen eines befürchteten Verlustes von sechs Millionen Euro noch gefährdet, doch nach finanziellen Zugeständnissen von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone wurde der Vertrag bis 2018 verlängert. Das deutsche Formel-1-Rennen findet im Wechsel mit dem Nürburgring statt, der 2011 wieder Ausrichter ist. Die Stadt Hockenheim ist zu 94 Prozent an der Hockenheimring GmbH und damit auch an allen auftretenden Verlusten beteiligt. Seiler: „Wir haben bisher noch keinen einzigen Steuer-Euro bekommen und hoffen diesmal wieder auf einen Gewinn.“

Deutsches Duo greift nach dem Sieg

Bestzeit für Sebastian Vettel, Platz drei für Michael Schumacher - ein deutsches Duo hat Hoffnungen auf den ersten deutschen Triumph in Spanien seit sechs Jahren geweckt. 2004 hatte Schumacher seinen sechsten Triumph in Barcelona gefeiert, diesmal beendete der 41-Jährige im runderneuerten Mercedes seine Pleitenserie gegen den im freien Training von Barcelona nur siebtplatzierten Teamkollegen Nico Rosberg.

"Der Trend geht nach oben. Vom Auto her habe ich jetzt die Balance, die ich mir wünsche", sagte Schumacher mit Blick auf den Großen Preis von Spanien am Sonntag (14 Uhr/live in Sky und RTL), dämpfte aber die Erwartungen: "Natürlich macht es mehr Spaß, wenn du Rennen gewinnst, aber ich befinde mich erst am Anfang eines Prozesses. Und der Abstand zu den Red Bulls ist schon noch sehr deutlich."

In 1:20,757 Minuten lag Schumacher zwar deutlich hinter den Red Bull von Vettel (1:19,965) und Mark Webber (Australien/1:20,175), distanzierte Rosberg jedoch fast um eine halbe Sekunde (1:21,271). Favorit auf dem Circuit de Catalunya ist jedoch ganz klar Vettel. "Das Ziel ist die Pole Position und dann der Sieg. Schließlich wollen wir Weltmeister werden", sagte der 22-Jährige.

Noch mehr grinsen konnte jedoch der 19 Jahre ältere Schumacher, der sich beim schon zur "letzten Chance" hochstilisierten Europa-Auftakt endlich in aufsteigender Form präsentierte. Bisher war Platz sechs von Bahrain das beste seiner enttäuschenden Resultate nach dem Comeback, doch diesmal scheint zumindest das Podium greifbar.

"Klar zu erkennen, dass Michael Schumacher mit unserem für die Europa-Premiere überarbeiteten Auto deutlich besser und vor allem schneller unterwegs war als zuletzt vor drei Wochen in China", kommentierte Mercedes-Sportchef Norbert Haug: "Aber es fehlt noch ein gutes Stück zur Spitze - die Bäume wachsen nicht in den Himmel."

Offenbar tragen die massiven Weiterentwicklungen am Mercedes nach den Wünschen von Schumacher aber Früchte. Neben einem neuen Chassis und dem verlängerten Radstand konnten Schumacher und Rosberg erstmals auch eine neue Airbox einsetzen, die aerodynamische Verbesserungen bringt. Auch Nico Rosberg war auf dem hinter dem Kopf des Fahrers befindlichen Aufbau begeistert: "Das ist schon cool, wenn man etwas Neues ausprobieren kann, was sonst noch niemand am Auto hat. Es sieht richtig futuristisch aus."

Das Training musste nach einem Unfall von Formel-1-Einsteiger Nico Hülkenberg für 14 Minuten unterbrochen werden. Der Williams-Pilot blieb bei dem heftigen Einschlag in die Reifenstapel aber ohne ernsthafte Blessuren. "Mir gehts gut. Die verlorene Zeit ist nicht ideal, aber ich habe das Auto verloren." In der Endabrechnung beider Trainingssitzungen blieb ihm nur Rang 19.

Einen ordentlichen zehnten Platz belegte am Freitag Adrian Sutil (Gräfelfing) im Force-India-Mercedes. Deutsches Schlusslicht war Timo Glock (Wersau) für Neuling Virgin auf Position 25. Vor dem 5. von 19 WM-Läufen in Barcelona ist Rosberg bester Deutscher und hat als Zweiter nur zehn Zähler Rückstand auf den führenden Weltmeister Jenson Button (Großbritannien). Vettel ist mit 15 Punkten Rückstand Fünfter, Schumacher liegt mit mit nur zehn Zählern weit zurück.

Der selbst von Schumacher-Manager Willi Weber als "neuer Schumi" gefeierte Vettel glaubt jedoch an die Rückkehr des Rekord-Weltmeisters: "Ich finde, Michael macht den ganzen Umständen entsprechend einen guten Job. Es kommt die Zeit, in der er wieder ganz vorne sein wird." Vielleicht schon am Sonntag in Barcelona.