Vettel wurde Sechster, Schumacher sogar nur Zehnter. Er gab sich nach dem Rennen selbstkritisch. Sieger wurde Jenson Button.

Shanghai. Die deutschen Regenkönige Sebastian Vettel und Michael Schumacher haben im China-Chaos ihr Waterloo erlebt. Nico Rosberg behielt im Silberpfeil indes bei der Shanghai-Show des britischen Formel-1-Weltmeisters Jenson Button und Lewis Hamilton den Durchblick und fuhr am Sonntag hinter den McLaren-Stars auf Rang drei. „Superklasse“, meinte der Wiesbadener. Der von der Pole gestartete Vettel verpasste als Sechster den Sprung an die Spitze der Gesamtwertung, die nun Button nach seinem zweitenSaisonsieg vor Rosberg anführt.

„Das war ein schwieriges, ein absolutes Chaosrennen“, sagte Vorjahressieger Vettel nach verpatztem Start und falscher Reifentaktik sichtlich enttäuscht. Statt erstmals in seiner jungen Karriere die Spitze zu erobern, fiel der Red-Bull-Pilot zurück. Dennoch bemühte sich der 22-Jährige, das Positive aus dem spektakulären Rennen zu ziehen. „Unter dem Strich ein paar Punkte mitzunehmen, war wichtig. Ich glaube, es hätte heute noch viel schlimmer kommen können.“

So, wie bei Michael Schumacher: Der Rekordweltmeister fuhr im zweiten Mercedes als Zehnter erneut hinterher, machte den schlechtesten Saisonstart seiner Karriere perfekt – und war erstaunlich selbstkritisch. „Ich habe keinen guten Job gemacht. Ich habe die Reifen zu hart ranggenommen. Ich hatte am Ende nur noch Slicks und konnte mich nicht mehr wehren“, sagte der 41-Jährige mit ernster Miene. In den Schlussrunden musste er sich sogar vom russischen Neuling Witali Petrow imRenault und seinem einstigen Ferrari-Schüler Felipe Massa überholen und demütigen lassen. Trost kam von Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug: „Der wird noch starke Rennen abliefern. Er hat das Autofahren nicht verlernt. Keine Angst.“

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Schlechter als Schumacher war aus deutscher Sicht Adrian Sutil im Force India als Elfter und Nico Hülkenberg im Williams als 15. Timo Glock überstand wegen Motorenproblemen an seinem Virgin nicht einmal die Einführungsrunde. Beinahe auf der letzten Reifenrille kam Jenson Button ins Ziel - und war happy. „Das ist mein bester Sieg“, sagte der neue Spitzenreiter. Rosberg sah sich als Gesamtzweiter und sein Team im Aufwärtstrend: „Insgesamt bin ich wirklich sehr zufrieden. Das war wieder ein Schritt in die richtige Richtung.“

Nach 305,066 Kilometern und 1:46:42,163 Stunden war der 30- jährige Button mit seinem mit Mercedes-Motorpower ausgestatteten McLaren zu seinem insgesamt neunten Grand-Prix-Erfolg im 174. Rennen gerast.1,530 Sekunden später machte Hamilton den ersten Doppel- Erfolg für McLaren seit Monza 2007 perfekt. Rosberg sicherte 9,484 Sekunden dahinter den zweitenPodiumsplatz für das Mercedes-Werksteam nacheinander. Nach vier von 19 Rennen führt Button mit 60 Punkten das Feld vor Rosberg (50 Punkte) an. Dritter ist der Spanier FernandoAlonso imFerrari (49) vor Hamilton (49). Vettel (45) fiel von Platz drei auf fünf zurück. Der bisherige Gesamterste Massa (41) stürzte auf den sechsten Rang ab. AdrianSutil (10) imForce India ist Neunter vor dem punktgleichen Schumacher.

Erneut machte allein der Regen den vierten Saisonauftritt des Formel-1-Zirkus unterhaltsam: Pünktlich zum Start begann es zu tröpfeln – und damit das große Reifen-Roulette. Button und Rosberg erwiesen sich als die beste Zocker. Während die Konkurrenten mehrmals wegen der wechselnden Witterungsbedingungen zumReifentausch die Box besuchten, nahmen der Brite und der Deutsche im ganzen Rennen nur zweimal neue Pneus auf. Mann des Rennens war allerdings 2008-Weltmeister Lewis Hamilton, der trotz vier Reifenwechsel bis auf Rang zwei fuhr. Nach dem Rennen musste er noch lange um den zweiten Platz bangen, da er nach einem Reifenwechsel Vettels Red Bull in der Box sehr nahe kam und ihm eine Strafe drohte. Am Ende verwarnte die Jury ihn und Vettel.

Schon in der ersten Runde gab es nach dem Abflug von Vitantonio Liuzzi im Force India eine Safety-Car-Phase, die die meisten Fahrer zum Wechsel von Trocken- auf regentaugliche Reifen nutzten – mit Ausnahme von Rosberg, Button und den Renault-Piloten Robert Kubica und Petrow. „Es war die richtige Entscheidung, aber es war echt hart an der Grenze“, meinte Rosberg, der danach lange das Rennen anführte. Rosberg, Button, Kubica und Petrow setzten sich nach dem Re-Start in der fünften Runde schnell ab. Die Konkurrenz reagierte und wechselte wieder zurück auf die Trockenreifen. Eine erneute Safety- Char-Phase von Runde 23 an ließ den Abstand des Führungsduos Button und Rosberg wieder schmelzen.

Nach drei Runden wurde das Rennen wieder freigegeben. Button und Rosberg blieben vorn. Hamilton raste schnell bis auf Platz drei vor. In der 38.Runde wurde der Regen noch stärker. Noch einmal wurden die Reifen getauscht. Button verteidigte seine Führung, Hamilton schaffte es, Rosberg beim Reifenwechsel den zweiten Rang abzujagen.