Mit seinem ersten Formel-1-Sieg beim Grand Prix in Spanien rechnet Rosberg nicht. Das ganze Team sei noch nicht da, wo es hinwill.

Hamburg. Klare Worte über die Nummer eins im Mercedes-Team meidet er, doch vor dem Europa-Auftakt sprechen Punkte und Platzierungen im Stallduell mit Michael Schumacher für Nico Rosberg. „Ich bin froh, dass ich bislang vor Michael war. Es ist aber noch viel zu früh, um Vergleiche zu ziehen“, sagte Rosberg in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. Mit seinem ersten Formel-1-Sieg passenderweise bei seinem 75. Grand Prix rechnet Rosberg aber nicht: „Wir sind noch nicht in der Position, um zu gewinnen.“

Nach zwei fünften Plätzen und zwei dritten Rängen in den ersten vier Rennen wäre aber doch eigentlich ein Sieg am kommenden Sonntag beim Großen Preis von Spanien an der Reihe? „Das wäre nicht schlecht. Allerdings müssen wir realistisch bleiben“, mahnte der Wiesbadener. Hat die Zeit denn nach dem China-Rennen ausgereicht, um aus dem neuen Mercedes ein Siegauto zu machen? „Da würden wir ein bisschen zu viel erwarten. Aber natürlich hoffe ich, dass wir den Rückstand auf Red Bull aufholen können“, antwortete Rosberg. Nach seinem starken Auftritt in Shanghai hatte er sich ein paar bereits länger geplante Urlaubstage auf Thailand gegönnt und war so auch dem Rückreisewirrwarr weitgehend aus dem Weg gegangen.

Mit seinen mahnenden Worten schlug Rosberg in die gleiche Kerbe wie schon sein 17 Jahre älterer, mit sieben Weltmeistertiteln, aber im Vergleich zu Rosberg derzeit mit 40 Punkten weniger ausgestatteten Teamkollegen. Trotz des Fortschritts mit dem neuen Silberpfeil dürfe man nicht erwarten, „dass wir dann plötzlich ganz vorne stehen werden“, sagte Schumacher.

Im Gegensatz zum Rückkehrer kam Rosberg von Beginn an mit dem neuen Mercedes MGP W01 besser zurecht. Warum? „Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich ein gutes Gefühl im Auto habe und ich viel herausholen kann“, schilderte der ehemalige Williams-Pilot, der mit seinem Wechsel zum deutschen Werksteam auch so etwas wie seine ultimative Reifeprüfung einleitete. Bislang mit viel Erfolg, Rosberg behautet sich auf der Strecke klar gegen den erfolgreichsten Piloten der Formel-1-Geschichte.

Doch noch ist das ganze Team nicht da, wo es hinwill. „Die kommenden Wochen werden sehr wichtig sein. Wir müssen aus der Weiterentwicklung des Autos alles herausholen. Danach können wir einschätzen, ob wir die WM in diesem Jahr gewinnen können oder nicht“, erklärte Rosberg, der sich nach dem fünften WM-Lauf auf dem Circuit de Catalunya auf sein Heimrennen freuen darf.

ALLE STRECKEN , ALLE TEAMS: DIE FORMEL-1-SAISON 2010

Nur eine Woche nach dem Europa-Auftakt steigt in Monte Carlo, wo Rosberg aufgewachsen ist und noch immer lebt, der Klassiker schlechthin. „Ich bin zuversichtlich, dass das Team und ich unsere starken und konstanten Leistungen fortsetzen können“, meinte Rosberg, dessen Vater Keke 1982 das Kunststück fertiggebracht hatte, mit nur einem Sieg den WM-Titel einzufahren.

Kann er es seinem Vater vielleicht sogar nachmachen, derzeit ist nur Titelverteidiger Jenson Button im McLaren-Mercedes besser (60), Rosberg hat zehn Punkte Rückstand auf den Briten. „Ich hatte für dieses Jahr hohe Erwartungen. Aber nach vier Rennen Zweiter in der Weltmeisterschaft zu sein, ist klasse“, betonte er. „Realistisch betrachtet möchten wir als Team in diesem Jahr einige Rennen gewinnen. Das wäre für uns ein gutes Ergebnis, denn wir sind noch ein junges Team und müssen erst noch zusammenwachsen.“