Nach dem verpatzten Saisonstart will Superhirn Ross Brawn seinem Mercedes-Piloten Michael Schumacher ein schnelleres Auto vermitteln.

London/Neuss. Ein doppelt erneuertes Auto und viel Zuspruch von Ross Brawn: Mit diesem Zutaten soll Formel-1-Rückkehrer Michael Schumacher nach dem ernüchternden Saisonstart doch noch schnell in Fahrt kommen. Für den Europaauftakt am 9. Mai in Barcelona wird es am Silberpfeil des Rekordweltmeisters nicht nur umfangreiche Modifikationen an Aerodynamik und Radstand geben, auch das Chassis wird ausgetauscht. „Es ist kein komplett neues Chassis, sondern eines, das wir schon bei den Testfahrten benutzt haben“, sagte Teamchef Ross Brawn bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung in London der Nachrichtenagentur Reuters.

Der 41 Jahre alte Schumacher, der nach drei Jahren Pause in die Königsklasse zurückgekehrt ist, hatte bei den bisherigen vier Saisonrennen klar im Schatten seines fast 17 Jahre jüngeren Teamkollegen Nico Rosberg gestanden. Während der Sohn des früheren Weltmeisters Keke Rosberg nach zwei fünften Plätzen zuletzt zweimal Dritter wurde und in der WM-Wertung auf dem zweiten Platz hinter Titelverteidiger Jenson Button liegt, verbuchte Schumacher bei einem Ausfall einen sechsten und zwei zehnte Plätze.

Brawn stärkt Schumacher aber den Rücken. „Es wäre verrückt, zu sagen, er ist da, wo er gerne sein würde. Aber er ist sehr entschlossen, erfolgreich zu sein. Und die Enttäuschungen werden nur dazu führen, dass er es noch härter versuchen wird“, sagte Brawn.

Der siebenmalige Champion sei immer noch entschlossen, das sehe man, wenn er im Auto sitze, sagte Brawn. Dass es nicht richtig laufe, liege nicht an fehlender Geschicklichkeit oder Mut, meinte der Brite: „Die Technik und das Auto müssen getunt werden.“ Schumacher verliere nur an einzelnen Stellen Zeit. Brawn: „Deshalb denken wir, dass er das ausräumen wird, wir das ausräumen werden und dann dahin kommen, wo wir sein müssten.“

Möglicherweise lagen Schumachers Resultate auch daran, dass sein Auto nicht hundertprozentig in Schuss war. Schumachers Chassis sei „bei den ersten Rennen beschädigt worden“, sagte Brawn im Rückblick auf den Saisonauftakt in Bahrain sowie den Grand Prix in Australien, Malaysia und China: „Wir hatten es so gut repariert, wie es uns während der Rennen möglich war. Aber jetzt sind wir zurück in der Fabrik und werden das Test-Chassis wieder einsetzen.“

Schumacher werde es in Barcelona nutzen, sagte Brawn, unter dessen Regie Schumacher mit Benetton und Ferrari all seine sieben WM-Titel gewann. Mit dem Einsatz des anderen Chassis „wollen wir jeden Zweifel ausräumen“, meinte Brawn: „Michael versucht noch, seine Referenzpunkte zu finden und herauszuarbeiten, wie er diese Dinge angeht.“

Brawn bestätigte, dass bei der umfangreichen Überarbeitung des Silberpfeils für Barcelona auch der Radstand geändert werde, um die Gewichtsverteilung im Auto zu verbessern. Vor allem Schumacher hatte bislang Probleme damit, dass der Wagen eine Tendenz zum Untersteuern hat, also in Kurven über die Vorderräder aus der Kurve herausdrängt. Schumacher gefällt es eher, wenn Autos übersteuernd ausgelegt sind, also in Kurven mit dem Heck ausbrechen.

Auch die Aerodynamik des Mercedes wird weiter verfeinert, um möglichst zum Red-Bull-Team mit Sebastian Vettel sowie zu Ferrari und McLaren aufzuschließen oder die Konkurrenten sogar zu überholen. Schon zuletzt in China hatte Brawn einen neuen Heckflügel präsentiert, durch den der Wagen unter anderem auf der Geraden schneller wurde.

Den Kampf um den WM-Titel hat Brawn noch lange nicht aufgegeben. „Wir hatten keinen fantastischen Start, aber wir sind immer noch im Rennen, weil niemand anderes wirklich dominiert“, sagte er. Brawn gab zu, dass er sich über das Rennen in China wirklich geärgert habe, und das nicht wegen Schumachers zehntem Platz. „Nico hätte gewinnen können“, sagte er. Rosberg habe bei schwierigen Bedingungen aber einen Fehler gemacht.

Der 24-Jährige sei sehr nah dran, „ein Rennen zu gewinnen“. „Es müssen nur alle Dinge zusammenkommen - aber das wird kommen“, sagte Brawn: „Ich bin sicher, dass er das definitiv schaffen wird. Und Michael wird es schaffen, wenn wir unser Auto aussortiert haben".