Hamburg. Der nasseste Winter seit Jahren hat viele Golfanlagen geschädigt. Teilweise lange Sperren nötig. Wie geht es nun im Frühling weiter?

Mit jedem Tag Sonne wächst die Hoffnung. Kälte egal, aber trocken muss es sein. Der Blick in die Wetter-App und auf die Webseiten der Golfclubs ist für viele Golfspieler obligatorisch. „Sie scharren mit den Füßen“, sagte eine Mitarbeiterin der Golfanlage Peiner Hof.

Sie alle, Spieler, Clubs, Golflehrer, Anlagenbetreiber, auch Restaurantpächter können es kaum erwarten, dass der Frühling endlich kommt. Dass sie wieder ihrem Hobby und ihren Jobs nachgehen können. Denn der vergangene Winter war: „Eine Katastrophe!“ Sagt Barry Rookledge, der im Osten Hamburgs drei Golfplätze betreibt.

Dauerregen im Winter wie noch nie

Nach einem Schneeeinbruch Ende November regnete es gefühlt durch bei uns im Norden. Es war zwar warm, zu warm für die Jahreszeit, aber es war auch viel zu nass. „In den drei Wintermonaten werden rund 330 Liter Regen gefallen sein“, sagte der Meteorologe Frank Böttcher dem Abendblatt. Das ist fast die doppelte Menge der üblichen Niederschläge. Zudem war die Sonne kaum zu sehen.

Für die Golfplätze bedeutete das, dass auch auf den besten Fairways irgendwann das Wasser nicht mehr versickern konnte. Wo sonst ein gepflegter grüner Untergrund auf die Spieler wartet, gab es bis vor wenigen Tagen eine schwere Matschfläche. Sperren waren alternativlos, Spieler würden sonst einsinken, Bälle als Steckschüsse im feuchten Erdreich verschwinden.

Geschäft im Winter fast völlig eingebrochen

„Wir mussten unseren Platz für zweieinhalb Monate komplett schließen“, berichtet Henri Gras, der stellvertretende Clubmanager der GolfRange in Oststeinbek. Das ist ein sogenannter öffentlicher Platz, der nicht nur von Mitgliedern lebt, sondern wo auch Gäste, die Greenfee zahlen, wichtig sind. Dieses Geschäft ist natürlich völlig eingebrochen. Auch bei Rookledge in Siek, Sülfeld und Oberalster.

„Aber auch bei unseren Angeboten für Platzreifekurse oder ähnliche Übungseinheiten haben wir Verluste gemerkt“, so Gras, „die Motivation, so etwas zu buchen, ist höher, wenn man auch tatsächlich spielen kann.“ Stattdessen waren die Indoor-Anlagen in Hamburg und Glinde gut gebucht.

An der Pinnau: Wassermenge mehr als verdoppelt

Es gibt aber auch die Hardcore-Golfer, die auch bei Wind und Wetter auf den Platz gehen. Normalerweise. Diesen Winter eben nicht. Im Golfclub An der Pinnau ist die traditionsreiche „Heiermann-Runde“ praktisch komplett ausgefallen. Für fünf Euro Startgeld spielt hier jeden Sonntag im Winter eine Gruppe All-Wetter-Golfer um den Spaß, durchschnittlich immer etwa 20 Spieler. Dieses Mal nicht.

Von Mitte Dezember bis Mitte Februar war dieser Platz komplett dicht. Platzobmann Uwe Watteroth hat mit seinen Mitstreitern die Wassermengen gemessen. „Zwischen Oktober und Januar sind bei uns 490 Liter pro Quadratmeter niedergegangen“, sagt er, „in den Wintern davor waren es 217 und 256 Liter.“

Platzpflegearbeiten durch das Wetter verzögert

„Die meisten Mitglieder haben Verständnis für die Situation“, erzählt Carolin Lessau, die Clubmanagerin von Golf Gut Glinde, „aber einige wollten unbedingt ihr Hobby ausüben.“ Auch sie sagt: „So einen Winter hatten wir noch nicht.“ Seit Ende Oktober war der Platz gesperrt. Erst seit einer Woche ist die gesamte Anlage wieder auf. Mitglieder dürfen aber noch keine Trolleys benutzen, und in Glinde können Gäste erst ab April wieder spielen – „unsere Mitglieder haben Nachholbedarf.“

Die bewegen sich aber auch jetzt noch auf „schwerem Geläuf“. Es braucht Sonne und Wind, damit die Böden trocknen. Der Zustand der Spielbahnen ist längst nicht, wie er sein sollte. Denn die dauernde Nässe hat auch die Pflegearbeiten verzögert bis unmöglich gemacht.

Bälle auf Driving Ranges konnten nicht gesammelt werden

„Die Greenkeeper legen jetzt erst richtig los“, so Uwe Watteroth, „es war ja nicht möglich, mit schwerem Gerät die Fairways zu befahren“. Das braucht man aber, um zu mähen und zu walzen. Noch hat außerdem die stärkste Vegetationsperiode nicht eingesetzt. „Das heißt, Schäden, die jetzt entstehen, die bleiben“, sagt Geschäftsführer Berthold Apel vom Hamburger Golf Club Falkenstein.

Zwischenzeitlich war bei einigen Clubs sogar die Driving Range gesperrt. Das ist der Bereich, wo nur die Schläge geübt werden. Bälle werden aus einem Automaten gezogen, und dann werden sie in Richtung einer großen Freifläche mit oder ohne Zielmarken geschlagen. Wenigstens eine Alternative zum Spiel, man bleibt „in Schwung“. Doch selbst das ging vielerorts wochenlang nicht.

Denn die geschlagenen Bälle müssen wieder eingesammelt werden. Dafür gibt es Fahrzeuge oder Roboter. Die aber konnten sich auf den weichen Böden nicht bewegen. An der Pinnau wurden die Rangebälle deshalb von Hand eingesammelt, auch keine schöne Arbeit.

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„Bei uns in Siek waren zwischendurch alle Bälle draußen, wir konnten nicht sammeln“, erzählt Rookledge. Dass sind dann mal eben zwischen 15.000 bis 20.000 Bälle, die da rumlagen. Auch in Glinde war die Ballmaschine zwischenzeitlich leer gespielt. Rookledge will nun im Sommer die Drainage auf der Range erneuern, um auf die zu erwartenden nassen Winter der Zukunft vorbereitet zu sein.

Ausgerechnet Hamburgs „Vorzeige“-Club Falkenstein hatte offenbar die geringsten Probleme. „Bei uns war alles gut, der Platz war die ganze Zeit bespielbar“, sagte Geschäftsführer Apel. Nun ist es nicht so, dass es in Rissen weniger geregnet hätte, erklärt Apel: „Wir liegen in einem Endmoränengebiet mit sehr viel Sand im Untergrund. Da läuft das Wasser schnell ab.“