Hamburg. Über 1,3 Millionen Spieler waren auf der Driving Range an den Elbbrücken zu Gast. Wie der Stand der neuen Golf-Anlage in Moorfleet ist.

Noch wuseln Handwerker über die Anlage in Moorfleet. Hier ist ein Nagel einzuschlagen, dort eine Verkleidung anzubringen. Diverse Gegenstände sind in Schränke zu räumen. Die Spannung steigt, Peter Merck schaut, weist an, fasst an, Freunde unterstützen ihn, viel zu tun. Nur noch ein Tag – am Freitag, dem 1. April, geht es los. Kein Scherz: Aus der Golf Lounge wird dann das Golf Lounge Resort.

2005 hatte Merck die dreigeschossige Driving Range in Rothenburgsort gegenüber der Halbinsel Entenwerder eröffnet, sie aus einer Trainingsstätte zu einer „Sport- und Event Location“ entwickelt. „Unsere Idee war es, Golf in die Stadt zu bringen“, erzählt Merck, „das ist wohl gelungen.“ Und mehr: Der niedrigschwellige Zugang zu dem einst als elitär verrufenen Sport hat Tausenden Hamburgern ermöglicht, erstmals mit Golf in Berührung zu kommen.

Golf Lounge ist Institution im Hamburger Sport

Die Golf Lounge wurde zu einer In­stitution im Hamburger Sport. „50.000 Kunden haben wir in der Kartei, das sind Menschen, die mehr als einmal bei uns waren“, weiß der Gründer und Geschäftsführer. Durchschnittlich 200 Golfer waren (vor Corona) täglich dort, in den 17 Jahren der Gründung also rund 1,3 Millionen Spieler.

Dazu kamen etwa 500 Events im Jahr. Also Feiern von Firmen, Aktivitäten zwischen Golfspaß und Grillbude, Teambuildingmaßnahmen, die auch Spitzenathleten des Teams Hamburg genossen haben. Oder auch einfach private Feten wie Hochzeiten und Geburtstage an der „Almhütte“. Das waren in den 17 Jahren Golf Lounge weitere 255.000 Personen, die dort Spaß hatten.

Merck hat sich Konzept aus USA und Japan abgeschaut

Merck hatte sich das Konzept in den USA und Japan angeschaut, wo innerstädtische Driving Ranges schon lange normal sind. In Deutschland aber gab es so etwas nicht. Und so reifte die unternehmerische Entscheidung, solch einen Golf-Spielplatz auch in Hamburg zu errichten. „Das Problem war die Fläche, wir wussten von vornherein, dass das Gelände am Billwerder Neuen Deich in Projektierung ist“, erinnert sich Merck. Damit war klar, dass irgendwann das Ende kommen würde.

„Wir hatten Gewissheit für zehn Jahre, damit konnten wir investieren“, sagt der Chef. Schließlich sind es 17 Jahre geworden. Seit Sonntag ist die Anlage nun tatsächlich stillgelegt. Langfristige Mietverträge waren nicht mehr zu erhalten, und nur für zwei oder drei Jahre ergeben Investitionen keinen Sinn. Vor zwei Jahren ergab sich dann die Möglichkeit, die Red Golf Anlage in Moorfleet zu übernehmen. Das war die Chance, das bewährte Konzept an neuem Standpunkt zu erweitern, auszubauen und einen „richtigen“ Golfplatz dazuzubekommen. „Mutig etwas Neues wagen, das ist immer mein Motto gewesen“, sagt Merck.

Corona-Pandemie traf die Anlage hart

Die vergangenen zwei Jahre in der Corona-Pandemie waren auch für einen Sport-Unternehmer kein Spaß, auf rund zweieinhalb Millionen Euro schätzt er die Einnahmeverluste durch entgangene Events. „Natürlich mussten auch wir Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, aber glücklicherweise sind unsere Mitglieder dabeigeblieben.“

Das sind immerhin etwa 2000, die in der Golf Lounge oder in Moorfleet Beiträge zahlten. Eine gute Basis. Sie werden jetzt zu „Friends“, das kostet 99 Euro im Jahr und dann zusätzlich 20 Euro für eine Runde Golf auf dem Neun-Loch-Platz. Gäste müssen dafür 38 Euro Greenfee bezahlen.

Kombination verschiedener Golf-Angebote

Das Besondere am „Golf Lounge Resort“ ist aber die Kombination verschiedener Golfangebote. Neben dem analog zu Skipisten „schwarzen“ Kurs für Fortgeschrittene gibt es auch einen „roten“ Sechs-Loch-Platz für Anfänger mit kürzeren Bahnen sowie einen „blauen“ Putt- oder Minigolf-Kurs für Einsteiger. Weiter ist da ein Akademiebereich, wo die insgesamt vier Golflehrer ihre Kurse anbieten, und eine Halle mit zwei Indoor-Simulatoren, wo 50 computergenerierte Plätze aus aller Welt gespielt werden können.

Die zweigeschossige Driving Range ist natürlich auch wieder da, nur mittlerweile mit dem neuesten Trackman auf jedem der 36 Abschlagsplätze ausgestattet. „Wir haben wohl die modernste ­Range in Deutschland“, meint Merck. Die Digitalisierung ist auch sonst überall in Moorfleet eingeführt. Abschlags- und Trainingszeiten können online gebucht werden, Greenfees werden bargeldlos entrichtet, auch bei Getränken und Speisen ist das möglich.

Clubhaus nicht modern, sondern gemütlich

Dabei wirkt das Clubhaus so gar nicht modern. Sondern gemütlich, viel Holz, ein großer Kamin, ein Platz zu Verweilen, „hygge“ sagt der Chef. Natürliche Materialien dominieren, und auch der Golfplatz soll nachhaltiger betrieben werden. Weniger Dünger, weniger Wasser – das bedeutet auch mehr Rough und steigert die spielerischen Ansprüche.

Der „große“ Platz war im Winter gesperrt, die Umbaumaßnahmen erfolgten fließend. Ein großes Eröffnungsevent wird es nicht geben, aber der erste Abschlag auf Hamburgs neuer Golf-Event-Location steht unmittelbar bevor. „Es ist viel Arbeit jetzt“, sagt Peter Merck, „aber zu sehen, wie die Idee Tag für Tag Realität wird, macht sehr viel Freude.“