Essen. Im Achtelfinale trifft Portugal auf die Schweiz - möglicherweise eine ganz enge Partie. Ex-Bundesliga-Trainer Manuel Baum analysiert die Partie.

Rekorde, Bestmarken, Meilensteine? Die Zahlen und Superlative seiner Karriere interessieren Cristiano Ronaldo nicht, zumindest behauptet das der Superstar selbst. „Das klingt vielleicht eitel, aber ich verfolge das nicht“, sagte Portugals Kapitän vor dieser Fußball-WM, bei der er schon Geschichte geschrieben hat und noch mehr Bestmarken knacken kann. Dafür braucht der 37-Jährige im Achtelfinale gegen die Schweiz am Dienstag (20 Uhr MEZ/ARD und MagentaTV) mindestens ein eigenes Tor - und möglichst auch einen Sieg.

Manuel Baum, ehemaliger Bundestrainer beim FC Augsburg und Schalke 04, erklärt in seiner WM-Spielanalyse "Tiefenlauf", worauf es für beide Teams ankommen wird und wagt eine Prognose. Der 43-jährige Baum ist während der WM 2022 für Magenta TV als Analyst und Kommentator aktiv. Magenta TV zeigt alle WM-Spiele live, 16 davon exklusiv.

WM 2022: Achtelfinale komplett - die Termine im Überblick

Portugal im Taktikcheck von Manuel Baum

Vor dem letzten Gruppenspiel gegen Südkorea war Portugal bereits für das Achtelfinale qualifiziert. Das veranlasste und Coach Fernando Santos in allen Mannschaftsteilen zu rotieren. Zunächst mit Erfolg: Die zwei neuen Kräfte Dalot und Horta schafften es, nach einem langen Ball hinter die Kette, Portugal früh (5.) in Führung zu bringen.

Durch ein Tor nach einer Ecke, schaffte Korea wieder den Anschluss und zeigte eine besondere Schwäche Portugals auf, denn an der Fünf-Meter-Raum Grenze fallen immer wieder Gegentore (Ghana, Korea). Die schlechte Defensivabstimmung ist auffällig und auch mangelndes Tempo der Verteidiger (Pepe, Dias).

WM 2022: Darum wird es Spanien gegen Marokko schwer haben

Die Schnittstelle zwischen Innen- und Außenverteidiger wird von Portugal immer wieder offengelassen und führt zu gefährlichen Hereingaben. Auch im defensiven Umschaltspiel haben sie Schwächen, die Korea zum letztlichen Siegtreffer nutzte. Mit fünf Toren in zwei Spielen ist die Offensive Portugals Waffe. Bruno Fernandes, Ronaldo, Joao Félix und Bernardo Silva sind alle in der Lage individuelle Lösungen im offensiven eins-zu-eins zu finden und sehr schwer zu verteidigen

Weitere WM-News finden Sie hier

Die Schweiz im Tatktikcheck von Manuel Baum

Die entscheidende Partie gegen Serbien entwickelte sich zu einem sehr intensiv geführten Duell auf dem Rasen, in dem die Führung mehrfach wechselte und beide Mannschaften sich nichts schenkten. Die Schweiz spielte im 4-2-3-1 mit Ball und benötigte mindestens ein Unentschieden zum Weiterkommen.

Medien: Yann Sommer vor Wechsel zu Manchester United

In der Vorrunde präsentierten sich die Eidgenossen gut organisiert, mussten aber zwei Treffer nach Ballverlusten im Aufbau rechts und Umschaltspiel der Serben hinnehmen. Beim Abschluss im Strafraum ließ Akanji jeweils deutlich zu viel Raum für die serbischen Stürmer. Die Schweizer haben sich als Team präsentiert und kamen durch zwei Tore vor und nach der Halbzeit zurück.

Manuel Baum ist bei der WM 2022 in Katar als Experte für Magenta TV im Einsatz.
Manuel Baum ist bei der WM 2022 in Katar als Experte für Magenta TV im Einsatz. © AFP

Besonders wichtig im Spiel der Schweizer: die Mitte. Viele Angriffe (76 Prozent) gingen über Shakiri, Xhaka und Sow. Die Schweiz ist aber mit Durchbrüchen über die Außenbahn (Rodríguez, Widmer) und flach zurück gezogenen Hereingaben genauso gefährlich. Dreh- und Angelpunkt ist in allen Spielen in der Offensive Breel Embolo (2 Tore) als Ziel- und Wandspieler. Er macht viele Bälle in der Box fest und legt auf Mitspieler ab und hat das Tempo für tiefe Läufe in den Rücken der Abwehrkette.

Der DFB trennt sich von Oliver Bierhoff: Alle News dazu lesen Sie hier

Portugal gegen die Schweiz: So könnte das Spiel laufen

Die Schweizer werden defensiv gut organisiert im Mittelfeldpressing beginnen und den Raum vor ihrer Abwehrkette möglichst eng halten, damit die gefährliche Offensive von Portugal wenig Raum hat. Wenn es gelingt, im Mittelfeld in Balleroberungen zu kommen, hat die Schweiz genug Tempo im Umschalten mit Embolo und Vargas, um hinter die Abwehrkette von Portugal zu kommen.

Hier sind Xhaka, Shakiri und Freuler als aggressive Balleroberer und Zuspieler gefordert. Besonders nach der 60. Minute, ab der Portugal in den letzten Spielen in der Passgenauigkeit und im Ballbesitz abbaute. Portugal wird sich auf die offensiven Kräfte verlassen, die im frontalen eins-gegen-eins Lücken in der Schweizer Abwehr finden können. Akanji in der Defensive der Schweiz ist zurzeit nicht stellungssicher und Ronaldo hat hier Chancen, bei Hereingaben seine Kopfballstärke auszuspielen. Dazu müssen die Außenbahnspieler (Dalot, Guerreiro, Cancelo) Durchbrüche schaffen und in den Rücken der Schweizer Kette kommen.

Portugal gegen Schweiz: So tippt Manuel Baum

Enges Spiel mit Verlängerungspotenzial. Falls Ronaldo dann noch auf dem Feld ist, ist könnte er - mal wieder - für die Entscheidung sorgen und weiter an seinem Legendenstatus arbeiten.

Die WM-Analysen von Manuel Baum finden Sie auch hier bei Youtube.