Essen. Vize-Europameister England geht als großer Favorit ins WM-Achtelfinale gegen den Senegal. Manuel Baum analysiert die Begegnung.

Bei der Fußball-WM in Katar wollen es die Favoriten Frankreich und England am Sonntag den Niederländern und Argentinien nachmachen und an diesem Sonntag ebenfalls ins Viertelfinale einziehen. Im ersten Spiel des Tages trifft Weltmeister Frankreich auf Polen, abends bekommt es England mit dem Senegal zu tun (20 Uhr, ZDF/Magenta TV). Die Three Lions haben ihre Favoritenrolle mit einer starken Vorrunde und sieben Punkten bestätigt. Kapitän Harry Kane ist trotz des Torlos-Starts gesetzt, auch BVB-Star Jude Bellingham dürfte spielen. Afrikameister Senegal hofft nach 20 Jahren wieder auf den Einzug ins WM-Viertelfinale.

Manuel Baum, ehemaliger Bundestrainer beim FC Augsburg und Schalke 04, erklärt in seiner WM-Spielanalyse "Tiefenlauf", worauf es für England und Senegal im WM-Achtelfonale ankommen wird und wagt eine Prognose. Der 43-jährige Baum ist während der WM 2022 für Magenta TV als Analyst und Kommentator aktiv. Magenta TV zeigt alle WM-Spiele live, 16 davon exklusiv.

Manuel Baum ist bei der WM 2022 in Katar als Experte für Magenta TV im Einsatz.
Manuel Baum ist bei der WM 2022 in Katar als Experte für Magenta TV im Einsatz. © AFP

England im Taktikcheck von Manuel Baum

England setzte sich souverän in der Gruppe durch und kassierte keine Niederlage. Trainer Southgate wählte in allen Spielen die Grundordnung 4-2-3-1 mit Harry Kane als Ziel- und Abschlußspieler. Hinter Kane rotierte Southgate und nahm Rashford und Foden gegen Wales ins Team, die hinter Kane eine Menge Freiraum hatten. Es dauerte eine Halbzeit, bis England durch einen direkt verwandelten Freistoß von Rashford in Führung ging. Direkt danach kam England zum zweiten Torerfolg durch ein situatives Angriffspressing, indem nach Balleroberung die Abwehr der Waliser ungeordnet war und Kane Foden bediente. England konnte hochkarätig wechseln, indem es Topspieler wie Alexander-Arnold oder Grealish von der Bank brachte. Grundsätzlich hatte Wales nicht die Mittel, um den Engländern zum Ende gefährlich zu werden.

Senegal im Taktikcheck von Manuel Baum

Der Senegal hat den Ausfall von Mané erstaunlich gut kompensiert und im Spiel gegen den direkten Konkurrenten Ecuador, das Achtelfinale fix gemacht. Coach Cissé spielte im 4-2-3-1 gegen die Südamerikaner, denen ein Unentschieden gereicht hätte. Der Senegal war deutlich aktiver und suchte die Entscheidung, während Ecuador abwartete und auf Umschaltmomente lauerte. Das 1:0 fiel durch einen berechtigten Elfmeter direkt vor der Pause. Erstaunlich passiv hatte Ecuador Glück, nicht noch höher zurückzuliegen (2:10 Abschlüsse). Sie kamen zwar zum Ausgleich in der 67. Minute, wo die Schwächen des Senegal beim Verteidigen von hohen Bällen deutlich wurden. Der Siegtreffer fiel kurz nach dem Ausgleich wiederum durch eine Standardsituation in der 69. Minute, die Koulibaly verwerten konnte.

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England gegen Senegal: So könnte das Spiel laufen

Der Senegal geht als Underdog in die Partie und muss die Defensive als Schwachstelle der Engländer attackieren. Insofern werden sie versuchen, situativ im Angriffspressing den Spielaufbau der Engländer zu stören, denn Stones und Maguire sind technisch nicht die sichersten Aufbauspieler, um hohe Ballgewinne gegen die langsameren englischen Verteidiger zu erzwingen.

Der Senegal braucht aber eine gute Balance, denn das Risiko hoch anzulaufen, öffnet die Flügelräume für Umschaltmomente durch die schnellen englischen Offensivspieler. In der Defensive muss das passive Verteidigen am Flügel und um die Box abgestellt werden und es braucht eine hohe innere Kompaktheit am Strafraum, um den Angriffsschwung der Engländer zu neutralisieren. Die Engländer haben offensiv eine Reihe von unterschiedlichen Spielerprofilen. Southgate muss die passende Mischung finden aus 1vs1 Tempodribblern (Saka, Sterling), Tiefenläufern (Rashford) oder Spieler zwischen den Ketten (Foden, Mount, Grealish) in Kombination mit Kane als zentrale Spitze.

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Grundsätzlich würde ein höheres Pressing des Gegners Chancen für England bringen, weil viel Raum hinter der Kette vom Senegal wäre. Auch bei hohen Bällen in die Box hat England Vorteile mit sehr vielen guten Kopfballspielern. Es ist eine Schwäche Senegals in der Konzentration zu bleiben, wenn der Gegner lange Ballbesitzphasen erreicht. Hier hätte England große Chancen, die Kompaktheit zu brechen, wenn sie geduldig den Ballbesitz ausspielen.

So tippt Manuel Baum: England gewinnt mit mindestens zwei Toren Unterschied.