Doha. Titelverteidiger Frankreich zieht ins Viertelfinale der WM ein. Beim 3:1 gegen Polen ragte Kylian Mbappé mit zwei Treffern heraus.

Der Medienraum im Innern des Stadions Al-Thumama in Doha erinnert an einen Kinosaal, oben sitzen die Journalisten, ganz unten hatte am Sonntagabend Kylian Mbappé platzgenommen. Einen blauen Trainingsanzug hatte er sich übergezogen, an seinem linken Arm funkelte eine große Uhr. Neben ihm stand der rote Pokal, den er als Spieler des Spiels erhalten hatte. Es sei nichts Persönliches gewesen, dass er bis jetzt nicht mit den Medien gesprochen habe, sagte er bei seinem ersten öffentlichen Auftritt in Katar. „Ich musste mich konzentrieren. Die Weltmeisterschaft ist mein Traum. Ich habe mich intensiv darauf vorbereitet – physisch und mental.“

Dies war nicht zu übersehen beim 3:1 (1:0)-Erfolg der Franzosen über Polen. Das Spiel unterstrich noch einmal, dass sich Mbappé auf dem Weg befindet, sich zu dem bestimmenden Star im Fußball zu entwickeln. Mit raumgreifenden Schritten flog er an seinen Gegenspielern vorbei, mit schnellen Haken ließ er Abwehrspieler ins Leere laufen. Zu packen bekam ihn niemand. Am Sonntag traf der 23-Jährige zweimal. Erst ließ er den Ball in den linken Winkel fliegen (75.), dann in den rechten (90.). Die Führung von Olivier Giroud bereitete er zudem vor (44.). Atemberaubend.

Lewandowski trifft im zweiten Versuch

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Robert Lewandowski konnte da nur staunen, der zweimalige Weltfußballer muss nach diesem Abend seine Reisetasche packen und nach Hause fliegen. Erstmals seit 1986 durfte sich Polen wieder an der K.o.-Runde einer Weltmeisterschaft beteiligen, an das Niveau des Weltmeisters reichte die Mannschaft von Trainer Czeslaw Michniewicz jedoch nicht heran. Immerhin konnte Lewandowski noch seinen zweiten Turniertreffer in der 97. Minute erzielen. Dafür nutzte er einen Strafstoß nach einem Handspiel von Dayot Upamecano im zweiten Versuch. Ob der 34-Jährige noch einmal bei einer Weltmeisterschaft antreten wird, ist offen.

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„Er alleine wird über seine Zukunft entscheiden“, meinte Trainer Michniewicz. „Die Erwartungen an einen Spieler wie ihn sind hoch, aber seine Situation ist schwierig. Wir haben einen anderen Stil als Länder wie Frankreich und Argentinien. Wir sind limitiert.“ Es sei noch ein langer Weg bis zur nächsten WM, erklärte Lewandowski. „Man braucht Freude am Spiel, das wird auch in der nahen Zukunft ein wichtiger Bestandteil sein.“

Am meisten wird sich der ehemalige Bayern-Angreifer über die 38. Minute geärgert haben, in der Bartosz Bereszynski den Ball von der linken Seite in den französischen Sechzehnmeterraum legte. Piotr Zielinski scheiterte unbedrängt an Torhüter Hugo Lloris, den Nachschuss von Schalkes Marcin Kaminski rettete Raphael Varane auf der Linie. Zum Haareraufen.

Mbappé spricht auf dem Platz

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Denn schon kurz danach bestrafte der Weltmeister die Unzulänglichkeiten bei der Chancenverwertung. Mbappé ebnete den Weg mit einem kurzen Pass auf Oliver Giroud. Jakub Kiwior wollte wohl auf Abseits spielen, dies misslang. So konnte Giroud frei vor Torhüter Szczesny in die rechte Ecke schießen (44.). Ein historisches Tor, durch das der 36-Jährige mit seinem 52. Länderspieltreffer zum alleinigen Rekordtorschützen der französischen Nationalmannschaft aufgestiegen ist; Thierry Henry rutschte auf den zweiten Platz. „Das Abenteuer geht weiter. Wir sind eine Superbande von Kameraden. Das sieht man auf dem Platz. Der Weg ist noch lang, aber heute werden wir feiern“, sagte Giroud.

Der Angreifer lauerte in jedem Moment im Zentrum. Antoine Griezmann verteilte die Bälle, Ousmane Dembélé wetzte über seine rechte Seite. Die Auswahl von Trainer Didier Deschamps platzt fast vor Qualität. Vieles deutet auf die Titelverteidigung hin, trotz einiger Defensivschwächen. Und im Kreis der vielen Ausnahmekönner erhebt sich Kylian Mbappé noch einmal. Der 23-Jährige, angestellt beim katarischen Klub Paris Saint-Germain, wurde vor dem Turnierstart als Star auserkoren. Bislang scheint ihn dies nicht zu belasten, schon fünf Tore hat er erzielt. "Wir kennen Mbappé, er spricht auf dem Platz“, sagte Trainer Deschamps. „Er kann ein Spiel in einem Moment entscheiden, er spielt immer mit Spaß. Frankreich brauchte einen große Mbappé an diesem Abend und es hat einen bekommen.“ Niemand wisse, wie er die Nummer 10 der Franzosen in dieser Form stoppen solle, erklärte Polens Trainer Michniewicz. „Jemand muss nach Messi, Ronaldo und Lewandowski übernehmen. Und ich denke, dies wird Mbappé sein.“

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Ihm seien persönliche Auszeichnungen egal, meinte der Gehuldigte selbst. „Das ist nicht der Grund, warum ich hier bin. Ich will die Weltmeisterschaft gewinnen“, sagte Mbappé, ehe er den kinosaalartigen Medienraum verließ. Den roten „Spieler des Spiels“-Pokal nahm er aber trotzdem mit.

Frankreich gegen Polen: Das WM-Spiel im Live-Ticker

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