Al Ruwais. Beim DFB ließ die Herbstkrise des FC Bayern Sorgen um die WM aufkommen. Nun sind die Münchener aber wieder Hoffnungsträger.

Serge Gnabry ist mal wieder ziemlich schnell. Eigentlich ist er noch gar nicht dran, eigentlich wurden die Journalisten im Trainingszentrum der Nationalmannschaft im Al-Shamal-Stadion von Al-Ruwais gerade darauf vorbereitet, dass sie ein paar Minuten warten müssen auf den Flügelflitzer. Aber kaum sind die Worte ausgesprochen, steht Gnabry auch schon da. Aktuell weiß der 27-Jährige eben wieder positiv zu überraschen.

Es ist nicht lang her, da war das noch ganz anders: Ende September reiste Gnabry in erschreckend schwacher Form zu den Länderspielen gegen Ungarn und England an. Ganze zwei Tore hatte der Offensivspieler in acht Bundesligaspielen geschossen. Und das bewegte die Fußballnation vor allem deswegen, weil seine Kollegen beim FC Bayern nicht viel besser drauf waren. Der Rekordmeister strauchelte durch die Liga, fuhr Rückschlag um Rückschlag ein und musste zähneknirschend zur Kenntnis nehmen, wie die aufsässigen Mittelklassekubs SC Freiburg und Union Berlin die Tabelle anführten.

Auftaktspiel gegen Japan am Mittwoch

Und wenn es bei den Bayern hakt, hakt es automatisch bei der Nationalmannschaft, wo der Bayern-Block seit Jahren das Gerüst bildet. Aktuell stehen sieben Spieler im Kader, und alle sieben könnten im Auftaktspiel gegen Japan am Mittwoch (14 Uhr deutscher Zeit/ARD) in der Startelf stehen – wobei Thomas Müller nach langer Verletzungspause wohl erst auf der Bank sitzen wird. Aber es gibt ja noch Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Jamal Musiala, Leroy Sané – und eben Gnabry, der wie seine Teamkollegen am Sonntag mit Mädchen aus Katar und sechs weiteren Ländern Fußball spielte. Dass seine Formkurve nach oben zeigt, lässt sich mit der für Offensivspieler wichtigsten Statistik belegen: In den jüngsten sieben Bundesligaspielen gelangen sechs Treffer.

Die sieben Bayern-Profis im DFB-Team: (von links) Manuel Neuer, Serge Gnabry, Leon Goretzka, Joshua Kimmich, Leroy Sané, Thomas Müller und Jamal Musiala. Sie alle könnten am Mittwoch im Auftaktspiel gegen Japan zum Einsatz kommen.
Die sieben Bayern-Profis im DFB-Team: (von links) Manuel Neuer, Serge Gnabry, Leon Goretzka, Joshua Kimmich, Leroy Sané, Thomas Müller und Jamal Musiala. Sie alle könnten am Mittwoch im Auftaktspiel gegen Japan zum Einsatz kommen. © AFP (4), Getty (2), dpa | AFP (4), Getty (2), dpa

Auch die Bayern-Kollegen kraxelten aus dem Formtief, führen längst wieder die Tabelle an und haben die Champions-League-Vorrunde mit sechs Siegen abschlossen. So gut sind die Münchener wieder in Form, dass Bundestrainer Hansi Flick schon das Telefon zur Hand nahm und sich per WhatsApp beim Bayern-Trainer Julian Nagelsmann bedankte, weil nun auch die WM-Aussichten deutlich positiver sind.

Gnabry: „Aufs große Ganze konzentrieren“

Wie der Umschwung kam, können die Beteiligten aber gar nicht so richtig erklären: „Irgendwann hat es den Schalter wieder umgelegt“, sagt Gnabry. „Man arbeitet ja immer hart weiter, egal ob es läuft oder nicht. Vielleicht hängt man sich als Offensivspieler manchmal zu sehr daran auf, ob man ein Tor geschossen hat oder nicht – und hat ohne Tor ein negatives Gefühl.“

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Der entscheidende Schritt war also ein mentaler: „Dieses Denken aus dem Kopf zu streichen und mich aufs große Ganze zu konzentrieren, hat mir geholfen“, meint der 27-Jährige. „Dann kamen wieder Tore, die das positive Gefühl unterstützen – und das hat zum Glück angehalten bis zur WM.“