Maskat. Das Trainingslager im Oman soll für das DFB-Team den Grundstein für den WM-Titel legen. Der Bundestrainer hat aber noch einiges zu klären.

In Maskat ist man zuversichtlich. Mit Thomas Müller wird fest gerechnet, er ist prominent abgebildet auf all den Plakaten, die vor dem Sultan Qaboos Sports Complex in der Hauptstadt des Oman aufgehängt sind und Werbung machen sollen für das Testspiel gegen die deutsche Nationalmannschaft an diesem Mittwoch (18 Uhr deutscher Zeit/RTL). Müller war ja auch dabei, als die deutsche Reisegruppe am Montag um 13.53 Uhr am Frankfurter Flughafen abhob in Richtung Maskat, um ihre Weltmeisterschafts-Mission zu beginnen. Anders als Torhüter Marc-An­dré ter Stegen, der wegen eines Magen-Darm-Infekts erst dann nachreisen soll, sobald er gesund ist.

Die deutsche Nummer zwei im DFB-Tor fehlte also auf dem Airbus-Flug LH 632. Ja, die deutsche Mannschaft reiste anders als sonst per Linienflug zum Turnier – aus ökologischen Gründen, wie es vom DFB hieß. Und die Maschine hatte von der Lufthansa noch eine Sonderlackierung spendiert bekommen: Diversity Wins (Diversität siegt) prangte in großen Lettern auf dem Rumpf, dazu Arm in Arm Figuren mit unterschiedlichen Hautfarben. Schönen Gruß an den WM-Gastgeber Katar, der wegen Menschenrechtsverletzungen massiv in der Kritik steht.

Traum vom fünften WM-Stern

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Geht es nach DFB-Präsident Bernd Neuendorf, hebt der Rückflug erst am 19. Dezember wieder ab: „Wir hoffen, dass die Reise lange geht und sie uns abholen mit einem Flieger, der anders lackiert ist als der heute“, sagte er kurz vor dem Abflug und wünschte sich, „dass wir mit einer Fahne aus dem Cockpit wieder in Frankfurt landen und uns von den Fans feiern lassen können“. Bundestrainer Hansi Flick hätte nichts dagegen, bekäme Deutschland den fünften Stern für die Anzahl der gewonnenen WM-Titel aufs Trikot genäht: „Jeder möchte Weltmeister werden, das ist unser großes Ziel“, sagte der 57-Jährige. „Da stapeln wir jetzt auch nicht tief.“ Auch Kapitän Manuel Neuer (36) will „alles in die Waagschale werfen, um so weit wie möglich zu kommen und die Chance nutzen, um diesen Titel zu spielen“. Jedoch sei diese WM auch „ein kleines Experiment“, meinte Neuer, „weil niemand Turnier-Erfahrungen im Winter mitten in der Saison gesammelt hat“.

Das macht die Vorbereitung kompliziert – und damit ist man wieder beim Testspiel im Oman. Und bei Müller, der seit Anfang Oktober wegen Hüftproblemen kaum gespielt hat. Ihm würde Bundestrainer Flick im Oman nun gerne etwas Spielrhythmus verschaffen, genau wie Antonio Rüdiger (29) und Lukas Klostermann (26), die zuletzt mehr oder weniger lange fehlten. Gleichzeitig sollen die Neulinge Niclas Füllkrug (29) und Youssoufa Moukoko (17) vorspielen – und außerdem würde der Bundestrainer ganz gerne ein paar Abläufe und Automatismen einarbeiten und sich seiner Stammelf weiter annähern.

Füllkrug, Moukoko - oder doch Havertz?

Zum Beispiel muss das Sturmzentrum neu besetzt werden, weil Timo Werner (26) wegen einer Verletzung am Sprunggelenk fehlt – der Leipziger spielte bei Flick fast immer. Die Neulinge Füllkrug und Moukoko sind eher für die Bank vorgesehen. Möglich wäre der Versuch, statt eines echten Mittelstürmers mit vielen schnellen Dribblern der Marke Serge Gnabry (27), Leroy Sané (26) und Karim Adeyemi (20) aufzulaufen. So wie es der FC Bayern nach dem Abschied von Robert Lewandowski zunächst tat, bis der echte Mittelstürmer Eric Maxim Choupo-Moting aus der Versenkung emporstieg – aber der spielt blöderweise für Kamerun.

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So läuft vieles auf Kai Havertz (23) hinaus, der in der Offensive ja jede Position spielen kann und den Zentrumsstürmer in der Vergangenheit beim FC Chelsea und unter Flick schon gegeben hat – und zwar in drei der vier Spiele, in denen Werner fehlte. Einmal stopfte Müller die Lücke, aber den sieht der Bundestrainer eher dahinter.

Wird die Defensive zu offensiv?

Noch weiter hinten tun sich weitere Fragen auf: Für zwei Plätze im Mittelfeldzentrum hat Flick gleich drei Profis von höchstem Format: Joshua Kimmich (27), Leon Goretzka (27) und Ilkay Gündogan (32). Und dann ist da noch die ewige Problemzone: die defensive Außenbahn. Links schien sich David Raum (24) nach kometenhaftem Aufstieg festgespielt zu haben, doch in Leipzig lief es zuletzt schlecht – das eröffnet dem unverwüstlichen Freiburger Christian Günter (29) eine Chance.

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Rechts ist Jonas Hofmann (30) ein Kandidat, aber zwei so offensive Außenverteidiger sind wohl zu viel des Guten für Flick, nachdem das beim 0:1 gegen Ungarn schiefging und der Bundestrainer sich in aller Öffentlichkeit dafür geißelte. Also eher Thilo Kehrer (26), einer der Vielspieler unter Flick? Oder Niklas Süle (27), der die Position zuletzt bei Borussia Dortmund besetzt hat? Oder Matthias Ginter (28)? Gar der Rückkehrer Klostermann?

Der Test im Oman soll zumindest ein paar Antworten auf die vielen offenen Fragen liefern.