Hamburg. Bronzemedaillengewinner Jonas Wohlfarth-Bottermann legt nach nur zwei freien Tagen bei den Towers los – und fängt “fast bei null an“.

Jonas Wohlfarth-Bottermann klingt müde. Die Basketball-EM im eigenen Land hat ihre Spuren hinterlassen. Nach neun Spielen binnen 18 Tagen physisch ganz sicher. Und nach dem überraschenden Gewinn der Bronzemedaille sowie der folgenden Partynacht von Berlin offenbar auch an den Stimmbändern des 32-Jährigen. Immerhin: Zwei Tage zum Regenerieren schenkte Cheftrainer Raoul Korner seinem Center, bevor er ihn an diesem Mittwoch zum Dienstbeginn bei den Veolia Towers Hamburg erwartet.

Dann steht ein anderer „WoBo“ auf dem Parkett des Wandsbeker Trainingszen­trums als der, der Anfang Juli für einige Tage individuell mit dem Trainerteam der Wilhelmsburger arbeitete. Als Pokalsieger 2014 und 2016 mit Alba Berlin war der gebürtige Bonner zwar bereits mit Silberware dekoriert, EM-Bronze toppt dies jedoch bei Weitem.

Veolia Towers Hamburg: „WoBo“ geht entspannt an Herausforderung

„Für den deutschen Basketball war der Gewinn der Bronzemedaille etwas ganz Besonders. Für mich persönlich natürlich auch, ein Teil davon gewesen zu sein“, sagt Wohlfarth-Bottermann, dem der Sprung in den EM-Kader kaum zugetraut worden war. Bei den Fans erlangte der sympathische Big Man beinahe schon Kultstatus, durfte sich regelmäßig über „WoBo“-Sprechchöre freuen. Das übertüncht jedoch mitunter den Fakt, dass Wohlfarth-Bottermann in sämtlichen Partien insbesondere in der Defensive wichtige Kurzeinsätze für das Team von Bundestrainer Gordon Herbert hatte.

Ein ganzer Sommer mit der Nationalmannschaft hat den 2,08-Meter-Mann spielerisch vorangebracht, zudem auch selbstbewusster gemacht. „Gegen die besten Spieler der Welt zu spielen, war ein guter Realitätscheck“, sagt Wohlfarth-Bottermann – der diesen Check bestand. Daher geht er einigermaßen entspannt an die Herausforderung, die ihn nun in Hamburg erwartet.

„Ich fange fast bei null an, zumindest taktisch"

„Ich fange fast bei null an, zumindest taktisch. Zwar habe ich die Testspielergebnisse mitbekommen, wollte meinen kompletten Fokus aber bei der Nationalmannschaft behalten. Allerdings bin ich guter Dinge, sehr schnell integriert zu werden“, sagt der Neuzugang, dem helfe, dass mit Yoeli Childs und James Woodard zwei seiner Mitspieler aus der vergangenen Saison bei den MHP Riesen Ludwigsburg nun auch für die Towers spielen.

Für den Play-off-Anwärter möchte der Routinier nicht nur sportlich in der Bundesliga sowie im EuroCup glänzen – und verweist deshalb auf seine EM-Erlebnisse vor vollem Haus in der Kölner Lanxess-und der Berliner Mercedes-Benz-Arena: „Die Erfahrung, eine Euphorie entfacht zu haben, war sehr schön, dass es möglich ist, mit Basketball Freude zu entfesseln. Auch wir Towers haben das Potenzial, ein begeisterungsfähiges Publikum anzuziehen, wenn es gelingt, unseren Teamspirit mit viel Freude nach außen zu tragen.“

Veolia Towers Hamburg: „WoBo“ muss Taktik büffeln

Bis er am 28. September zum Auftakt beim deutschen Meister Alba Berlin damit beginnen kann, muss Wohlfarth-Bottermann noch Korners Systeme verinnerlichen: „Raoul hat mir schon Materialien geschickt, die ich jetzt schnellstmöglich durcharbeiten werde. Ich gehe daher davon aus, schnell meine Rolle kennenzulernen und ein wichtiger Bestandteil des Teams zu sein.“

Solange heißt es Taktik büffeln. Wohlfarth-Bottermann dürfte also noch eine Zeit lang der Schädel brummen.