Hamburg. Hamburger Team holt den NFL-Star für die Premierensaison der Europaliga ELF in seine Heimat zurück. Patrick Esume ist begeistert.

Der Dienstagmorgen war gerade sieben Stunden alt, als die zahlreichen deutschen Fans des American Football in den sozialen Medien frisches Futter fanden. Und was für Futter: Kasim Edebali, einer der größten deutschen Stars des US-Nationalsports und 2014 der erste Hamburger, der es in die Eliteliga NFL schaffte, kehrt nach Deutschland zurück. Der 31-Jährige wird in der Premierensaison der neu gegründeten Europaliga ELF, die am Wochenende 19./20. Juni beginnen soll, für die Hamburg Sea Devils auflaufen.

„Ich freue mich, nach zwölf Jahren in den Staaten zu meinen Wurzeln zurückzukehren“, sagte der 1,88 Meter große Defensivspieler. „Es bedeutet mir viel, für die Sea Devils spielen zu können. Ich habe in den vergangenen Wochen genau verfolgt, was mit der ELF aufgebaut wird, und ich bin stolz darauf, ein Teil davon sein zu können.“ Über seinen Instagram-Account befeuerte der Pass-Rusher die Rückkehr in seine Heimat mit lustigen Videos, die im Handumdrehen von Zehntausenden abgerufen wurden.

Edebali soll ein Vorbild für junge Spieler sein

Während Edebali aus dem fernen Florida, wo er sich aktuell in einem privaten Trainingscamp in Spielform zu bringen versucht, seine Freude kundtat, saßen in Hamburg zwei Männer, die sich diebisch über ihren Coup freuten. „Für uns ist es natürlich eine Riesensache, einen Spieler dieser Klasse für uns gewonnen zu haben. Er wird als Lokalheld das Gesicht unseres Teams und gerade auch für unsere jungen Spieler ein Vorbild sein“, sagte Sea-Devils-Geschäftsführer Max Paatz (44).

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Patrick Esume, Commissioner der neuen Liga und als Hamburger mit dem Standort besonders verbunden, hob besonders die Signalwirkung des Transfers für das Gesamtprojekt hervor. „Mit Kasim setzen wir als Liga ein Ausrufezeichen. Er gehört zu den Vorzeigespielern in Deutschland, deshalb bin ich sehr froh, dass wir so ein Kaliber in unsere Liga lotsen konnten“, sagte der 47-Jährige, der in seinem gemeinsam mit Ex-NFL-Profi Björn Werner (30) betriebenen Podcast „Football Bromance“ Edebali schon viele Male als besonderen Gast begrüßen konnte.

Edebali fühlt sich Hamburg verbunden

Dass es gelingen konnte, den in Osdorf aufgewachsenen Edebali von einer Rückkehr in seine Heimatstadt zu überzeugen, schreibt Max Paatz vor allem dessen Verbundenheit zu Hamburg und Deutschland zu. Ende des vergangenen Jahres, als die ELF-Pläne konkret wurden, habe man den Kontakt intensiviert.

„Damals ging es aber nur darum, ob Kasim die Pläne irgendwie unterstützen könnte. Die Idee, ihn tatsächlich als Spieler zurückzuholen, reifte erst nach und nach“, sagte der General Manager. Ausschlaggebend sei gewesen, dass eine Reihe von Spielern, mit denen Edebali in seiner Jugend beim Zweitligisten Hamburg Huskies groß geworden war, jetzt im Team der Sea Devils stehen. „Die Jungs haben Kasim ständig Nachrichten geschickt, dass er noch fehle und seinen Hintern bewegen solle. Tja, und da ist er nun“, sagte Paatz.

Drei Spielzeiten für die New Orleans Saints

Edebali, der noch bis zum 30. April in Florida bleiben und deshalb den Trainingsauftakt am 15. April verpassen wird, hat zunächst für eine Saison unterschrieben. Er plant, seine Frau und die beiden Töchter mitzubringen, um ihnen seine Heimat zu zeigen. Planungssicherheit für eine Saison ist im Football fast schon Luxus.

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Gerade Edebali hat, nachdem er zwischen 2014 und 2016 drei Spielzeiten für die New Orleans Saints auflief und den Großteil seiner 62 NFL-Partien bestritt, die Härte des Business kennengelernt. Zwischen 2017 und 2019 stand er bei sieben verschiedenen NFL-Teams unter Vertrag, meist ohne über den Trainingskader hinauszukommen. Im vergangenen Jahr fiel er wegen einer Rückenverletzung aus.

Headcoach Ted Daisher hält große Stücke auf den Neuen

„Ich denke, dass sich für ihn mit der Rückkehr dorthin, wo alles begonnen hat, nun ein Kreis schließt“, sagte Max Paatz, „was nicht bedeuten soll, dass er bei uns seine Karriere beendet. Aber wir wollen es ihm so schwer wie möglich machen, hier noch einmal wegzugehen.“ Finanziell sei die Verpflichtung kein unvernünftiger Kraftakt.

Auch wenn in Deutschland, anders als in der NFL, das Gehalt der Spieler nicht offengelegt wird, könne so viel verraten werden, „dass Kasim bei uns kein NFL-Salär bezieht, sondern im Rahmen dessen liegt, was ein normaler Importspieler aus den USA verdient.“

Headcoach Ted Daisher, der in die Verhandlungen mit Edebali intensiv eingebunden war, hält große Stücke auf den Neuen. „Er bringt große Erfahrung in unser Team und ist ein perfektes Beispiel dafür, was für Spieler aus Deutschland möglich ist, wenn man hart arbeitet und gut vorbereitet ist“, sagte der 66 Jahre alte US-Amerikaner, der laut Edebali eine wichtige Rolle für sein Ja-Wort gespielt hat. „Die Gespräche mit ihm und Max haben mich überzeugt, dass es für mich der richtige Schritt ist“, sagte er.

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Mit welcher Motivation der Sohn einer Deutschtürkin und eines US-Soldaten in den Ligabetrieb gegen die Konkurrenz aus Berlin, Frankfurt, Leipzig, Stuttgart, Köln, Barcelona und Breslau startet, umriss er in seinen Botschaften deutlich.

„Ich bin sicher, dass wir ein starkes Team haben und uns in die Herzen der Hamburger Fans spielen werden. Ich habe von ihnen so viel Liebe bekommen, die ich jetzt zurückgeben will. Es ist unser Ziel, den ersten Titel in der ELF zu gewinnen“, sagte er. Ein Ziel, das mit seiner Verpflichtung ein kleines Stück realistischer werden dürfte.