Gelsenkirchen. Fünf Entlassungen an nur einem Vormittag bei Schalke 04. Ein Ex-HSV-Manager trägt nun die Verantwortung, Gross äußer sich.

Schlimmer geht es immer, insbesondere auf Schalke: Einen Tag nach dem desaströsen 1:5 beim VfB Stuttgart hat sich der Bundesliga-Tabellenletzte FC Schalke 04 von Trainer Christian Gross, Sportvorstand Jochen Schneider, Co-Trainer Rainer Widmayer, Lizenzspieler-Koordinator Sascha Riether und Athletik-Coach Werner Leuthard getrennt. Fünf Entlassungen an einem Vormittag – Tabula rasa bei S04!

Sky zeigte am Sonntagmorgen Bilder von Christian Gross, der mit gepackten Taschen das Hotel in der Nähe der Veltins-Arena verließ. Für den Schweizer sei es die größte Enttäuschung seiner Karriere, sagt er dem „Blick". „Ich bin sehr enttäuscht. Zumal ich als Trainer immer noch das Gefühl habe, dass sich die Mannschaft entwickelt. Dass wir sportlich auf dem richtigen Weg waren und Fortschritte machen. Und ich nach wie vor überzeugt bin, dass Schalke den Abstieg noch verhindern kann.“

Gross sei am Sonntagmorgen von Schneider am Telefon informiert worden. „Es war der Abschluss von zwei unglaublichen Tagen“, sagte Gross.

Ex-HSV-Manager Knäbel übernimmt bei Schalke

Auf Gross soll laut der „Bild" Eurofighter Mike Büskens folgen, der im Dezember schon Huub Stevens assistiert hatte. Schneider wird provisorisch von Peter Knäbel, dem Leiter der „Knappenschmiede“ und dem früheren Sportdirektor des HSV, beerbt. Das teilte der Verein mit. Knäbel trage nun die sportliche Gesamtverantwortung.

Der frühere Torwart Mathias Schober soll ihm als Sportdirektor zur Seite gestellt werden. Zudem ist Ex-Nationalspieler Gerald Asamoah als Riether-Nachfolger im Gespräch.

Ex-HSV-Manager Peter Knäbel ist der neue starke Mann bei Schalke. Ihm zur Seite steht der frühere Torwart Mathias Schober.
Ex-HSV-Manager Peter Knäbel ist der neue starke Mann bei Schalke. Ihm zur Seite steht der frühere Torwart Mathias Schober. © Imago / RHR-Foto

Gross klagt über Spieler-Revolte

Schon vor der Partie in Stuttgart hatten Berichte für Unruhe gesorgt, nach denen die Führungsspieler Sead Kolasinac (27), Klaas-Jan Huntelaar (37) und Shkodran Mustafi (28) bei Schneider auf die Ablösung des Schweizer Trainers gedrängt haben sollen. Von einer "Revolte" war die Rede. Schneider hatte dies zunächst abgelehnt. Gross schloss nach der Pleite in Stuttgart einen Rücktritt aus. Nach 63 Tagen im Amt ist nun aber trotzdem Schluss für ihn.

„Diese Meldung von der Revolte, vom Aufstand oder von was auch immer, brachte natürlich große Unruhe“, sagte Gross nun. Zu ihm sei kein Spieler gekommen, sagte Gross und verwies darauf, dass „es im Umfeld einer Mannschaft Strömungen geben kann, die über das Fußballerische hinausgehen. Auch wenn ich klar sagen muss: Mir fehlten die Siege. Keine Frage.“

Im Nachhinein würde er „im Winter nicht mehr die gleichen Spieler holen. Ich würde bei den Transfers versuchen, ein glücklicheres Händchen zu haben“, sagte Gross.

Gross war vierter Schalke-Trainer dieser Saison

Der 66-jährige Gross war kurz nach Weihnachten als vierter Schalke-Coach in dieser Saison vorgestellt worden. Sein desaströser Punkteschnitt liegt bei 0,45. Schon nach dem zweiten Spieltag hatten sich die Königsblauen von David Wagner getrennt. Manuel Baum konnte den Absturz der Schalker ebenfalls nicht stoppen und wurde im Dezember von Interimslösung Huub Stevens ersetzt, ehe Gross übernahm.

Auch dies stellte sich als Fehlgriff von Sportvorstand Schneider heraus, der zuletzt immer wieder wegen seiner Personalpolitik kritisiert worden war. Schon klar war, dass Schneider seinen Posten spätestens zum Saisonende räumen sollte.

Auch Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider muss gehen. Mit seinen Trainerentscheidungen in dieser Saison lag er gehörig daneben.
Auch Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider muss gehen. Mit seinen Trainerentscheidungen in dieser Saison lag er gehörig daneben. © Imago / Sportfoto Rudel

"Rekord" von Tasmania Berlin vermieden – aber Abstieg droht

Der von Schneider als vermeintlich geholte Gross konnte zwar Anfang Januar mit dem Tabellenletzten durch ein 4:0 gegen die TSG 1899 Hoffenheim gerade noch verhindern, dass die Schalker den Bundesliga-Negativrekord von Tasmania Berlin mit 31 Spielen ohne Sieg in Serie einstellten. Doch danach glückte auch Gross mit dem Team nicht mehr viel. Anfang Februar schieden die Schalker in Wolfsburg auch aus dem DFB-Pokal aus.

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Mit nur neun Punkten aus 23 Spielen haben die Königsblauen bereits neun Zähler Rückstand auf den Relegationsplatz 16. Acht der elf Pflichtspiele in der kurzen Amtszeit von Gross verloren die Schalker, neben dem Sieg gegen Hoffenheim gelangen lediglich zwei Remis.

Nach dem 0:4 im Revierderby gegen Borussia Dortmund vor einer Woche sollen sich Medienberichten zufolge mehrere Spieler über die Arbeit von Gross beschwert und bei Schneider dessen Rauswurf gefordert haben. Ein Clubsprecher bestritt zwar diese Berichte. Nach dem nächsten Tiefschlag in Stuttgart trennten sich die Schalker aber nun wohl sogar von beiden.