Hamburg. Eimsbütteler TV steht vor Spartengründung, Golfspieler im HSV mit den meisten Mitgliedern. Neue Konkurrenz für etablierte Vereine.

Bei „Wer wird Millionär?“ wäre es mindestens eine 125.000-Euro-Frage: Welches ist die größte sporttreibende Abteilung im Hamburger SV? Nein, Fußball nicht, auch nicht Leichtathletik. Die richtige Antwort lautet ... Golf! „Wir haben über 1300 Mitglieder“, sagt Timo Steiner (36), der als ehrenamtlicher Vorsitzender die Golfspieler im Zeichen der Raute organisiert.

Seit 2005 bereits gehen die HSV-Golfer ihrem Hobby nach, der Verein ist damit der Vorreiter einer Entwicklung, die sich zuletzt verstärkt hat: Große Universalsportvereine interessieren sich für den Golfsport. Der SC Victoria hat vor zwei Jahren eine Abteilung gegründet, der Eimsbütteler TV steht unmittelbar davor. Auf der Hauptausschusssitzung am 29. September sollen intern die rechtlichen Weichen für eine Spartengründung gestellt werden. „Ich finde es für unsere Sportart grundsätzlich toll, wenn große, namhafte Vereine auch Golf anbieten“, sagt Dominikus Schmidt, der Geschäftsführer des Hamburger Golf Verbandes, „es wird allerdings schwierig, wenn sie in Konkurrenz zu den Golfclubs treten.“

Chancen und Risiken zugleich

Für die bedeutet dieser Trend Chancen und Risiken zugleich. Viele Clubs brauchen dringend mehr Mitglieder, sie haben Anlagen, die einen enormen Pflegeaufwand bedeuten. Rund 32.000 Euro kostet etwa der Unterhalt von einer Spielbahn pro Jahr, dazu kommen Personalkosten, Gebäude etc. Sie müssen auch deshalb zusehen, dass sie ihre Plätze auslasten, auch gegen Gebühren. Aber: „Nur von Greenfeespielern kann kein Club überleben“, weiß Schmidt.

Das aber ist Abteilungsleiter Willi Andresen vom SC Victoria ziemlich egal. „Ich habe irgendwann festgestellt, dass ich meinen Jahresbeitrag im Golfclub nicht abgespielt habe“, sagt der 68-Jährige. Also bietet er bei Victoria eine niedrige Grundgebühr von 239 Euro im Jahr und arbeitet mit dem Golfpark Weidenhof zusammen, der Victoria-Mitgliedern günstigere Spielmöglichkeiten einräumt. Alles ein Rechenexempel. Ebenso ist es ganz überwiegend beim HSV. „Wenn wir das nicht anbieten, dann macht es jemand anderes“, sagt Steiner.

ETV arbeitet seit drei Jahren eng mit Golfclub an der Pinnau zusammen

Der ETV arbeitet bereits seit drei Jahren eng mit dem Golfclub an der Pinnau zusammen, bislang vor allem im Bereich Nachwuchs, Kinder und Jugendliche. Aber auch Schnupper- und Platzreifekurse für ETVer hat es bereits gegeben. Zehn Erwachsene aus dem ETV genießen in diesem Jahr außerdem Sonderkonditionen in einer „Probemitgliedschaft“ an der Pinnau. „Wir erhoffen uns natürlich, dass der eine oder andere bei uns hängen bleibt“, sagt Daniel Schlüter, der Geschäftsführer an der Pinnau.

Sein ETV-Kollege Frank Fechner beurteilt die Zusammenarbeit mit dem Club aus Quickborn-Renzel jedenfalls positiv: „Die Erfolge sind ermutigend“, sagt Fechner, „wir sehen eine große Nachfrage nach einem Golfangebot in der Stadt. Die Zielgruppe ist offenbar da.“ Der ETV will es deshalb nicht nur bei der Gründung einer Golfabteilung belassen, sondern denkt konkret darüber nach, in seinem Eimsbütteler Kerngebiet Golf-Übungsmöglichkeiten zu schaffen. Hinter dem Softballplatz an der Heymannstraße wäre Platz.

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Für die Gründung einer Golfabteilung in einem Verein ohne eigene Anlage ist eine Zusammenarbeit mit einem bestehenden Golfclub mit eigenem Platz nötig, der Mitglied im Deutschen Golf Verband ist. Denn im Golf ist jeder Vereinsspieler registriert, seine Spielstärke mit dem Handicapsystem dokumentiert. Handicaps können aber nur in Golfclubs geführt werden.

Drei Viertel aller Spieler in der HSV-Golfabteilung werden deshalb beim Golfpark Strelasund geführt. Spielermäßigung gibt es in zahlreichen Clubs. Vor zwei Jahren aber hat der HSV sogar einen eigenen Golfclub gegründet. Dafür wurden neun Bahnen vom Golfclub Haseldorf gepachtet. Rund 300 Mitglieder sind dabei. Sie müssen bei vollem Spielrecht 1090 Euro Jahresbeitrag zahlen, so viel wie in so manchem traditionellem Golfclub. „Aber die Raute ist ein starkes Argument für uns“, weiß Steiner.