Hamburg. Verband setzt auf schrittweise Öffnung der Anlagen ab Mai. Einnahmeverluste sind schon jetzt nicht mehr zu kompensieren.

Auch am Dienstag strahlte die Sonne über der weitläufigen Anlage des Golf und Land Clubs Gut Kaden bei Alveslohe nördlich von Hamburg. Bis zum Nachmittag stieg das Thermometer auf 18 Grad Celsius – im Schatten. „Es blutet einem das Golferherz, bei diesen idealen Bedingungen einen menschenleeren Platz zu sehen“, sagt Wolfgang Mych, seit vielen Jahren Geschäftsführer der 27-Loch-Anlage und des angeschlossenen, 2015 eröffneten Hotels.

Die bundesweit verfügte Schließung aller Sportanlagen als Maßnahme gegen die Ausbreitung des neuen Coronavirus trifft natürlich auch die Golfclubs. Dabei ist der seelische Schmerz, bei grandiosen Wetterverhältnissen einer Freizeitbeschäftigung nicht nachgehen zu dürfen, die im Kern kompatibel mit den geltenden Abstandsregeln ausgeübt werden kann, nur ein Aspekt. Ein anderer, noch viel wichtigerer, ist die wirtschaftliche Problematik. Den Clubs fehlen Greenfee-Einnahmen, also die Spielgebühren von jenen Golfern, die einem anderen Club angehören, aber nicht immer nur auf ihrem Heimatplatz spielen möchten.

Stornierungen großer Firmenevents

Dieser Faktor spielt in den Kalkulationen der mehr als 40 Clubs in und rund um Hamburg – je nach Ausrichtung – eine unterschiedlich große Rolle. Bei den typischen als e. V. geführten Clubs ist der Posten in der Regel kleiner als bei den meist als GmbH organisierten kommerziellen Anlagen.

Noch gravierender aber sind schon jetzt die Stornierungen diverser großer Firmenevents für die kommenden Wochen und sogar Monate bis in den Juli hinein. „Die Firmen wollen Planungssicherheit haben“, sagt Wolfgang Mych. Genau die gibt es aber derzeit nicht. Im Moment regiert mehr das Prinzip Hoffnung, dass nach dem 19. April zumindest eine schrittweise Öffnung auch der Golfanlagen wieder ermöglicht wird. Bis zur Zulassung von Veranstaltungen mit 100 Teilnehmern oder mehr ist es noch ein weiter Weg.

Weitere Problematik auf Gut Kaden

Auf Gut Kaden kommt als weitere Problematik hinzu, dass auch das 40-Zimmer-Hotel zwangsweise geschlossen ist. „Uns fehlen jetzt vor allem die Gäste aus Skandinavien, die hier übernachten und Golf spielen, aber auch Firmentagungen“, sagt Geschäftsführer Mych und beziffert die erwarteten Mindereinnahmen auf rund 300.000 Euro. „Es wird ein ganz schwieriges Jahr“, sagt er. „Das sehr gute Jahr 2019 hilft uns jetzt aber und stimmt uns auch für 2021 optimistisch.“

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„Wir müssen jetzt die Füße stillhalten und ruhig bleiben“, sagt Dominikus Schmidt, der Geschäftsführer des Hamburger Golfverbandes (HGV), „die Wahrscheinlichkeit, dass wir im Mai wieder spielen dürfen, ist größer, wenn wir jetzt alle diszipliniert sind.“ Diese Haltung ist mit ganz wenigen Ausnahmen auch bei den Mitgliedern der Vereine angekommen. „Sie haben ganz überwiegend großes Verständnis, wir haben in Gesprächen auch die Situation erklärt“, sagt Berthold Apel, der Geschäftsführer des Hamburger Golf-Clubs Falkenstein. „Seitdem ist bei uns Ruhe.“ Einen Vorstoß auf politischer Ebene unternahm jetzt Claus M. Kobold, der Präsident des Deutschen Golf Verbandes (DGV), mit einem Schreiben an Entscheidungsträger auf Bundes- und Landesebene. Darin weist er auf den „Nutzen von Individualsport auf Sportstätten im Freien“ hin. Es gehe ihm dabei, so Kobold, explizit nicht um einen „Sonderweg für Golf“.

Hoffen auf Lockerungen

„Wir hoffen auf Lockerungen ab 1. Mai und dass dann wieder individueller Sport für ein oder zwei Mitglieder erlaubt ist“, sagt HGV-Geschäftsführer Schmidt. Finanzielle Probleme haben die Vereine überwiegend noch nicht – jedenfalls ist dem HGV nichts dergleichen bekannt. Die meisten Beiträge sind schon für das gesamte Jahr eingezogen. „Die Mitglieder verhalten sich klasse“, bestätigt auch Wolfgang Mych. Bisher habe kein Einziger einen Teil seines Beitrags zurückgefordert. Ob es bei dieser Haltung bleibt, wenn auch im Mai oder gar Juni nicht gespielt werden darf, ist fraglich. Oft gab es in der Vergangenheit im April noch wetterbedingte Sperrungen der Plätze. Insofern ist den Golfern bisher noch nicht allzu viel entgangen. „Wenn aber auch im Mai noch nicht wieder gespielt werden darf, wird es richtig bitter“, sagt Mych.

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Für eine Rückforderung von Beiträgen sieht Mych keine rechtliche Grundlage. „Wir haben gute Argumente. Die Kosten laufen weiter, die Anlage muss regelmäßig gepflegt werden, um als Golfplatz erhalten zu werden“, sagt er.

30 Greenkeeper auch jetzt noch im Dauereinsatz

Das betrifft besonders auch eine der prominentesten Anlagen in der Metropolregion, den Golfclub Green Eagle in Winsen, wo (Stand jetzt) ab dem 3. September die Porsche European Open stattfinden sollen. Um den hohen Ansprüchen der European Tour genügen zu können, sind 30 (!) Greenkeeper auch jetzt noch im Dauereinsatz. Auf der anderen Seite schmerzen die fehlenden Greenfee-Einnahmen durch Golftouristen aus Dänemark, Schweden oder England sehr. Auch in Winsen ist ein Teil der Mitarbeiter der 36-Loch-Anlage (zum Beispiel Gastronomie) in Kurzarbeit.

Für den Hamburger Verband ist die Lage ebenfalls problematisch. Der Ligabetrieb in den unterschiedlichen Spielklassen bringt jährlich etwa 60.000 Euro in die Kasse. Derzeit weiß aber niemand, wie und ob der organisierte Sport in diesem Jahr noch durchgeführt werden kann. Selbst wenn von Mai an Privatrunden für maximal zwei Spieler erlaubt sein sollten, wird dies für Meisterschaftsspiele und Turniere noch nicht gelten. Die beiden Verbandstrainer Esther Poburski (Jugend weiblich) und Jens Weißhaupt (Jugend männlich) sind seit April in Kurzarbeit. Es gibt eben keine Lehrgänge und kein Verbandstraining für die Kaderspieler mehr.

Die zahlreichen freiberuflichen Trainer in den Clubs, die privat betriebenen Pro Shops und die Clubgastronomien leiden am meisten unter der Krise. Keine Golfer, keine Einnahmen. In vielen Vereinen gibt es allerdings Solidaritätsaktionen. Mieten und Pacht wurden vielerorts erlassen oder gestundet. „Wir haben unsere Mitglieder gebeten, Gutscheine zu erwerben. Das garantiert einen Umsatz“, sagt Erik Ballauff, 2. Vorsitzender des Golfclubs an der Pinnau.

Golflounge an den Elbbrücken besonders betroffen

Besonders hart ist die Golflounge an den Elbbrücken betroffen. „Mehr als 70 Prozent unseres Umsatzes generieren wir aus dem Tagesgeschäft, Events und der Gastronomie. Das fällt alles weg“, sagt Peter E. Merck, der Geschäftsführer der dreistöckigen Driving Range. Er rechnet frühestens für das zweite Halbjahr damit, auch wieder Gruppenveranstaltungen durchführen zu dürfen, und geht von Mindereinnahmen von rund einer Million Euro aus. Sein Personal will er dennoch weitgehend halten.

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Die Einzigen, die sich über die Platzsperren „freuen“, sind die Greenkeepingteams. Gerade im Frühjahr haben sie mit am meisten zu tun, um die Plätze in der nun begonnenen Wachstumsphase herzurichten. Dabei „stören“ keine Spieler wie sonst. Das immerhin ist also die gute Nachricht: Wenn es irgendwann wieder losgeht, dann werden Hamburgs Golfplätze in einem Topzustand sein.

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