Düsseldorf/Hamburg. Direktor des Verbandes beeindruckt, sieht aber auch noch Defizite. Kira Walkenhorst castete Partnerin über soziale Medien.

Kira Walkenhorst hielt das überdimensionale Ticket für Timmendorf mit der rechten Hand ganz fest, die linke reckte sie in die Höhe. „Ich freue mich, dass es geklappt hat und dass ich mich ohne Tape auf dem Feld bewegen konnte“, sagte die Beachvolleyball-Olympiasiegerin von 2016 nach ihrem Traum-Comeback. Gleich beim ersten Start mit ihrer neuen Partnerin Anna-Lena Grüne gelang der Hamburgerin die Qualifikation für die deutschen Meisterschaften.

Fast zwei Jahre lang hatte Walkenhorst (29) vor der Rückkehr in Düsseldorf nicht mehr im Sand um Punkte gespielt, zuletzt im August 2018. Damals schlug sie den Ball meistens von unten auf und vermied Blockaktionen. Entsprechend gering waren die Erwartungen, die Eintrittskarte für die Titelkämpfe in Timmendorfer Strand (3. bis 6. September) sollte eigentlich (noch) gar nicht in Angriff genommen werden.

Walkenhorst hatte im Januar 2019 ihre Karriere beendet

„Wir wollten hier antreten, um uns kennenzulernen und in Hamburg das Ticket lösen. Es jetzt schon im ersten Anlauf klar zu machen, ist natürlich super“, sagte Walkenhorst, die ihre Karriere Anfang 2019 nach anhaltenden gesundheitlichen Problemen und zehn Operationen zwischenzeitlich schon beendet hatte. Jetzt ist sie zurück, und wie.

Mit der elf Jahre jüngeren Grüne (18) aus Hildesheim legte die Goldmedaillengewinnerin von Rio und Weltmeisterin von Wien 2017 bei der zweiten von drei Stationen auf der „Road to Timmendorf“ eine blitzsaubere Bilanz hin. In der Gruppenphase gewann das Duo gegen die Berliner Zwillinge Lena und Sarah Overländer sowie Svenja Müller (Dortmund)/Sarah Schulz (Mainz) jeweils mit 2:1 Sätzen. Im Finalspiel gegen die Zufallspaarung Victoria Bieneck (HSV) und Julika Hoffmann (TGM Mainz-Gonsenheim) hieß es am Ende 2:0 (25:23, 21:14).

Athletisch und technisch noch nicht auf Topniveau

„Yessssss! We did it!“, schrieb Walkenhorst bei Instagram: „Timmendorf wir kommen. Freuen uns mega!“ Der Sport ist wieder mehr in den Vordergrund gerückt, da der Körper endlich mitspielt. Zuletzt hatte die ganze Aufmerksamkeit ihrer Ehefrau Maria und den Drillingen gegolten, die diese im Oktober 2018 zur Welt brachte.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Walkenhorst hatte vor fast genau vier Jahren bei den Sommerspielen an der Copacabana mit Laura Ludwig triumphiert. Nach langer Auszeit arbeitete sie zunächst mit Melanie Gernert (33) am Comeback. In der Corona-Krise kam es zur Trennung, und Walkenhorst suchte über die Sozialen Medien mit einer öffentlichen Ausschreibung („Player wanted“) nach Ersatz. Jetzt spielt sie mit Grüne. Das Fernziel heißt Paris 2024, das neu formierte Team funktioniert.

In Hamburg (14. bis 16. August) kann Walkenhorst auf dem angestrebten Weg zurück in die Spitze den nächsten Schritt machen, sie darf dann sogar in der Topgruppe spielen, und dann in Timmendorf voll angreifen. Drei DM-Titel hat sie bereits gewonnen. Grüne erlebt dagegen ihre Premiere. „Ich bin noch ein bisschen müde und muss noch realisieren, dass wir es geschafft haben. Es fühlt sich einfach richtig gut an“, sagte Grüne.

Kira Walkenhorst greift wieder an. Die Beachvolleyball-Olympiasiegerin und -Weltmeisterin überzeigte beim Comeback.
Kira Walkenhorst greift wieder an. Die Beachvolleyball-Olympiasiegerin und -Weltmeisterin überzeigte beim Comeback. © Witters

Niclas Hildebrand, der Beachdirektor des Deutschen Volleyballverbandes (DVV), zollte dem Auftrifft Walkenhorsts größten Respekt: „Wie sie sich vor allem durch die ersten beiden Dreisatz-Spiele bei 36 Grad Hitze gekämpft hat, und das jeweils nach einem Satz Rückstand, war beeindruckend. Ihr Wille war aber schon immer eine ihrer größten Stärken.“

Athletisch und technisch sei die einst beste Blockspielerin der Welt verständlicherweise noch nicht auf ihrem früheren Topniveau, „mit ihrer Erfahrung und Cleverness hat sie jedoch alle Probleme wieder wettgemacht“. Bleibt sie weiter schmerzfrei, „traue ich ihr zu, an alte Erfolge anzuknüpfen“, meinte Hildebrand.

HSV-Duo Kozuch/Ludwig verliert im Halbfinale

Die anstehenden Europameisterschaften in Jurmala, die vom 16. bis 20. September, in dem lettischen Ostseebad gespielt werden sollen, kommen für Grüne/Walkenhorst noch zu früh. Insgesamt zwölf deutsche Teams wollen bei Frauen und Männern bei der EM aufschlagen, maximal acht dürften es werden. Ob der DVV jedoch an den kontinentalen Titelkämpfen teilnimmt, steht noch nicht fest. Stand jetzt müssten alle Teams in Lettland in eine zehntägige Quarantäne.

Dafür wäre die Zeit aber nach den deutschen Meisterschaften in Timmendorf zu kurz. „Da ist aber das letzte Wort noch nicht gesprochen, wir müssen die weitere Corona-Entwicklung und die Entscheidungen der lettischen Regierung und des europäischen Volleyballverbandes CEV abwarten“, sagt Hildebrand.

HSV-Nationalspielerin Isabel Schneider siegt

Im mit drei Weltklasseteams besetzten Topturnier im Sportpark der Düsseldorfer Merkur-Spiel-Arena verloren Margareta Kozuch/Laura Ludwig (HSV) im Halbfinale gegen Michala Kubickova/Michala Kvapilova aus Tschechien mit 0:2 (20:22, 16:21) Sätzen. Vor zwei Wochen waren die beiden Hamburgerinnen an selber Stelle im Endspiel den Schweizerinnen Joana Heidrich/Anouk Verge-Depre (Schweiz) ebenfalls ohne Satzgewinn unterlegen.

Kozuch/Ludwig sind aber wie alle anderen sieben Nationalteam für die deutschen Meisterschaften gesetzt. „Spätestens dort wollen wir in Bestform sein“, sagte Ludwig.

Das Endspiel der Frauen – und 1000 Euro Prämie – gewann HSV-Nationalspielerin Isabel Schneider (29) mit der Schweizerin Tanja Hüberli (27) in 36 Minuten 2:0 (21:16, 21:11) gegen Kubickova/Kvapilova.