Hamburg. Nach einjähriger Ausbildung soll der ehemalige HSV-Aufsichtsrat und Volleyball-Nationalspieler einen Markt in Hamburg übernehmen.

Frank Mackerodt war einst einer der populärsten Hamburger Sportler, der nicht Fußball spielte. Mit dem HSV wurde er als Mannschaftskapitän in den 1980er-Jahren viermal deutscher Volleyballmeister und Pokalsieger. Nach seiner sportlichen Karriere, 111 Hallen-Länderspielen als Außenangreifer und Annahmespezialist, wechselte er Anfang der 1990er-Jahre in den Sand, wurde zu einem der Pioniere des flotten Strandflugballspiels, machte Beachvolleyball hierzulande mit einer Turnierserie populär – und zu einem Geschäft.

Aus der Trendsportart wurde 1996 in Atlanta (USA) eine olympische. Der Höhepunkt von Mackerodts Engagement: Die Beachvolleyball-Weltmeisterschaft im vergangenen Sommer im an den Endspieltagen überfüllten Tennisstadion am Hamburger Rothenbaum. „Das Event war nicht zu toppen“, sagt er rückblickend. Die Veranstaltung gilt als bisher bestes Beachvolleyballturnier weltweit.

Mit Beachvolleyball soll jetzt aber Schluss sein. Mackerodt, 57 Jahre alt, Betriebswirt, zum zweiten Mal verheiratet, zwei erwachsene Kinder aus erster Ehe, wechselt den Beruf. Vom 1. Juli an sucht er beim Lebensmittelhändler Rewe eine neue Herausforderung.

Einjährige bezahlte Einarbeitungsphase

Nach einer einjährigen bezahlten Einarbeitungsphase, in der er die Abläufe des Unternehmens kennenlernen will, soll er in Hamburg einen Rewe-Markt selbstständig führen und verantworten, unterstützt von erfahrenen Profis der Branche. Mackerodt würde im Sommer 2021 wahrscheinlich etwa 80 Prozent der Anteile an einem Markt übernehmen, 20 Prozent blieben bei Rewe. Der sechsstellige Preis richtet sich erfahrungsgemäß nach Größe und Umsatz des Betriebes.

Nach St.-Pauli-Profi und -Trainer Holger Stanislawski (50) ist Mackerodt der zweite prominente Hamburger Sportler, der in die Lebensmittelbranche einsteigt. Stanislawski übernahm im Juni 2014 mit dem ehemaligen HSV-Profi Alexander Laas (36) das Rewe Center an der Dorotheenstraße in Winterhude. Das Geschäft läuft sehr gut.

„Ich freue mich riesig auf die neue Aufgabe“, sagt Mackerodt, der von 2001 bis 2009 acht Jahre lang Aufsichtsratsmitglied des HSV war, zu einer Zeit, als der Verein bis unter die 20 erfolgreichen Fußballclubs Europas vorstieß. „Ich hoffe, dass ich meine langjährigen Erfahrungen aus dem Leistungssport und dem Eventmanagement in mein neues Berufsumfeld einbringen kann.“ Mackerodt gibt dafür seine bisherige Selbstständigkeit auf, schließt seinen Ein-Mann-Betrieb, seine Beach Services GmbH.

Rückkehr in den Beachvolleyball hält er im Augenblick für ausgeschlossen

Eine Rückkehr in den Beachvolleyball hält er im Augenblick für ausgeschlossen. „Meine diesjährigen Erfahrungen mit dem Deutschen Volleyball Verband waren – nach langer sehr guter Zusammenarbeit – nicht die besten, unabhängig von Corona und allen den damit verbundenen akzeptierten Schwierigkeiten. Das hat mir den Abschied um einiges leichter gemacht“, sagt Mackerodt, ohne ins Detail gehen zu wollen.

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Jochen Vogel ist Vorsitzender der Geschäftsleitung der Rewe Nord und bekennender Sportfan. Das Unternehmen ist seit Jahren Namensgeber des Handball Final4 in der Arena am Volkspark, in Hamburg zudem HSV-Fußball- und Marathon-Sponsor, und es unterstützt aktuell als Ernährungsberater den 3. Active City Summer der Stadt Hamburg. Vogel freut sich auf die Zusammenarbeit mit Mackerodt: „Schon bei unserem ersten Treffen war die Motivation und Begeisterung von ihm für den Handel zu spüren. Als leidenschaftlicher Einkäufer hat er die Kundenbrille auf und kann so externe Impulse geben, um seinen zukünftigen Rewe Markt langfristig gezielt weiterzuentwickeln.“

Rewe (Revisionsverband der Westkauf-Genossenschaften) ist ein genossenschaftlich organisiertes Unternehmen mit rund 3600 Märkten in Deutschland, 140.000 Mitarbeitern, mit einem Jahresumsatz 2018 von 23,8 Milliarden Euro. Rund 70 Prozent der Märkte sind im Besitz des Gesamtunternehmens, der Rest ist zum Teil in privater Hand. Diesen Anteil will die Kölner Rewe Group steigern, weil die privaten Anteilseigner tendenziell höhere Umsätze machen. Ähnliche Erfahrungen hat auch der Hamburger Branchenführer Edeka (Umsatz 2019: 55,7 Milliarden Euro) gemacht. Das stachelt Mackerodts Ehrgeiz an: „Erfolg war in meinem ganzen Leben stets ein wichtiger Antrieb für mich.“