Hamburg. 78 Mitglieder in drei verschiedenen Förderkategorien. Eric Johannesen ist nach seinem Karriereende als Botschafter dabei.

Die Entwicklungen rund um die Ausbreitung des Coronavirus haben in den vergangenen Tagen natürlich auch Alexander Harms aufgewühlt. „Es wäre eine Katastrophe, wenn deshalb die Olympischen und Paralympischen Spiele verschoben oder sogar ganz abgesagt werden müssten. Vor allem für die vielen Sportlerinnen und Sportler, für die die Spiele nur einmal alle vier Jahre die Chance bedeuten, von der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden, wäre das schlimm“, sagt der Geschäftsführer der Stiftung Leistungssport.

Weil man im Sport aber grundsätzlich positiv in die Zukunft schaut und die Vorbereitungen weiterlaufen müssen, hat der 31-Jährige am Montag offiziell die Voraussetzung dafür geschaffen, dass die Hamburger Kandidaten für die Spiele in Japans Hauptstadt Tokio – Olympia vom 24. Juli bis 9. August, Paralympics vom 25. August bis 6. September – zumindest ihre finanzielle Grundförderung sicher haben. Als Leiter des Teams Hamburg gab Harms jene 78 Mitglieder bekannt, die in der 2001 gegründeten Einrichtung bis Ende dieses Jahres gefördert werden.

Eric Johannesen als Botschafter

Im Vergleich zu 2019 sind 20 Neumitglieder dabei, 58 der 76 im vergangenen Jahr geförderten Sportlerinnen und Sportler hatten Zweijahresverträge bis Ende 2020 unterzeichnet. Der prominenteste Name allerdings ist einer, der nicht mehr gefördert wird. Eric Johannesen, Olympiasieger von 2012 im Ruderachter, übernimmt nach zwölf Jahren als Team-Hamburg-Athlet eine neue Rolle.

Der 31-Jährige vom RC Favorite Hammonia, der seine aktive Karriere nach der vergangenen Saison beendet hatte und nun als Trainer im Hamburger Landesverband arbeitet, bleibt dem Team Hamburg als Botschafter erhalten. „Das Team ermöglicht Hamburger Athleten eine Förderung, die es in Deutschland sonst nirgendwo gibt. Deshalb bleibe ich ihm gern als Botschafter treu und freue mich auf den Perspektivwechsel“, sagt Johannesen, dessen Bruder Torben (25) als Mitglied des Achters in Tokio sein erstes Olympiagold gewinnen will und im Team Hamburg als dreifacher Weltmeister mit Tobias Hauke (32/Harvestehuder THC), Doppelolympiasieger im Hockey, erfolgreichster Athlet ist.

Unterstützung aus der Wirtschaft

Finanziert wird das Team Hamburg von der Stiftung Leistungssport als Dachorganisation und der Stadt Hamburg mit jeweils 50.000 Euro pro Jahr. Zusätzlich engagieren sich aktuell 13 Hamburger Unternehmen, die vom zweimaligen Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste (35) und dessen Agentur Upsolut Sports akquiriert wurden, mit jährlich 20.000 Euro. „Wir sind für diese Unterstützung aus der Wirtschaft sehr dankbar, denn nur so können wir unsere Förderung gewährleisten“, sagt Harms.

Gefördert werden die Athletinnen und Athleten seit vergangenem Jahr in drei verschiedenen Kategorien. Gab es bis Ende Dezember 2018 noch pauschal 250 Euro pro Monat für jedes Teammitglied, so erhalten diese Summe nun die Mitglieder der Kategorien I (Olympia-/Paralympicskader Tokio 2020) und III (Nachwuchskader). 400 Euro pro Monat gehen an die Kategorie II (Perspektiv­kader Paris 2024).

Fünf Voraussetzungen

Grund für die unterschiedliche Förderung ist, dass die Stiftung Deutsche Sporthilfe seit 2019 zugunsten der Elite deutlich weniger Geld an Perspektiv­kader ausschüttet. Mit der Erhöhung um 150 Euro sollen Talente in Hamburg bei der Stange gehalten werden. Welcher Sportler welcher Kategorie angehört, soll neuerdings nicht mehr veröffentlicht werden, sagt Alexander Harms. „Alle 78 sind Mitglied des Team Hamburg, alles andere ist nicht wichtig.“

Das sind die 78 Mitglieder des Team Hamburg:

  • Badminton: Matthias Kicklitz, Thuc Phuong Nguyen.
  • Beachvolleyball: Victoria Bieneck, Nils Ehlers, Lars Flüggen, Leonie Körtzinger, Lena Ottens, Isabel Schneider, Sarah Schneider, Julius Thole, Clemens Wickler, Hannah Ziemer.
  • Boxen: Ammar Abbas Abduljabar, Santino Franke, Turpal Hutaev.
  • Golf: Esther Henseleit, Emilie von Finckenstein, Leonie Wulfers.
  • Hockey: Mark Appel, Hannah Gablac, Hanna Granitzki, Franzisca Hauke, Tobias Hauke, Kira Horn, Viktoria Huse, Rosa Krüger, Lena Micheel, Mathias Müller, Janne Müller-Wieland, Anne Schröder, Constantin Staib, Charlotte Stapenhorst, Amelie Wortmann.
  • Leichtathletik: Lucas Ansah-Peprah, Carl Boateng, Lisa Hausdorf, Lysann Helms, Bel Karn, Bennet Vinken.
  • Parakanu: Edina Müller.
  • Pararudern: Sylvia Pille-Steppat.
  • Rollstuhlbasketball: Maya Lindholm, Mareike Miller, Anne Patzwald.
  • Rudern: Leon Braatz, Erik Bruns, Philipp Dosse, Friedrich Dunkel, Torben Johannesen, Marc Kammann, Enno Mönch, Charlotte Moritz, Tim Ole Naske, Eric Paul, Stephan Riemekasten, Marit Runge, Henrik Runge.
  • Schwimmen: Björn Kammann, Rafael Miroslaw, Julia Mrozinski, Malaika Schneider.
  • Segeln: Tim Fischer, Erik Heil, Max Kohlhoff, Fabienne Oster, Thomas Plößel, Nik Willim, Luke Willim, Anastasiya Winkel.
  • Taekwondo: Özlem Gürüz.
  • Tennis: Noma Noha Akugue, Lukas Escher, Ada Gergec, Karl Heyer-Nagel, Eva Lys, Marvin Möller, Ester Pataki, Ella Seidel.

Um in die Fördergemeinschaft aufgenommen zu werden, müssen alle Interessierten einen Antrag stellen und fünf Voraussetzungen erfüllen: Startrecht für einen Hamburger Verein, Zugehörigkeit zum Olympiastützpunkt Hamburg, Bundeskaderstatus, Trainings- und Lebensmittelpunkt in Hamburg. Ein projektbezogener Beirat, bestehend aus Vertretern von Landessportamt, Olympiastützpunkt, Hamburger Sportbund und Handelskammer, entscheidet dann über die Aufnahme. Dieser Prozess wurde am vergangenen Freitag abgeschlossen, am Montag wurden die Sportler informiert.

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In den kommenden Wochen und Monaten bis zum – hoffentlich gültigen – Start der Olympischen Spiele sollen Zusammenhalt und Bekanntheitsgrad der Teammitglieder mit internen und externen Aktionen verstärkt werden. Im Juni ist eine gemeinsame Verabschiedung der Japan-Fahrer geplant. Die Agentur Upsolut Sports hat, um die Vermarktung und Sponsorenakquise anzukurbeln, mit Philipp Frank von Frankenstein einen Mitarbeiter auf Basis einer 15-Stunden-Woche eingestellt. Der Weg nach Tokio, er ist bereitet für Hamburgs Sportler. Jetzt muss nur noch jemand Corona stoppen.