Hamburg. Bille Koch hütet für die HTHC-Hockeydamen in der Hallenbundesliga-Saison das Tor. Druck macht sie sich allerdings nicht.

Die Bedeutung der Partie ist immens. Der Sieger dürfte gute Chancen haben, die Nordstaffel der Hallenhockey-Bundesliga der Damen auf Rang eins zu beenden und sich damit das Heimrecht im Viertelfinale gegen den Ostzweiten zu sichern. Einiges wird auf die Torfrauen ankommen, wenn sich an diesem Freitag (20.30 Uhr, Barmbeker Straße) der Tabellenzweite Harvestehuder THC und der mit zwei Punkten Vorsprung anreisende Ligaprimus Club an der Alster zum ersten Showdown treffen.

Bille Koch ist 17 Jahre alt, und dass sie im Tor des HTHC stehen würde, hätte sie sich vor vier Wochen nicht vorstellen können. Dann jedoch wurde Stammtorhüterin Rosa Krüger (24) als dritte Keeperin in den Olympiakader berufen. Und weil alle Tokio-Kandidatinnen sich verpflichtet haben, aus Gründen der Belastungssteuerung auf die Hallensaison zu verzichten, stand HTHC-Cheftrainer Christian Blunck vor einer Wahl, die für ihn alles andere als eine Qual war. „Ich habe keinen Moment gezögert, Bille in die Verantwortung zu stellen. Sie ist eine hervorragende Torhüterin und noch dazu eine für ihr Alter sehr reife, verlässliche Persönlichkeit“, sagt der 51-Jährige.

Bille Koch macht sich keinen Druck

Tatsächlich müsste Bille Koch, deren Vorname mitnichten eine Abkürzung ist, sondern so in ihrem Pass steht, eine geniale Schauspielerin sein, wenn ihre Gelassenheit nur vorgegaukelt wäre. „Druck mache ich mir überhaupt keinen, im Gegenteil. Ich habe mich selten so auf ein Spiel gefreut wie auf das Derby gegen Alster“, sagt die U-18-Nationalspielerin. Woher die von ihrem Trainer angesprochene Reife rührt, kann sie mit Verweis auf ihre Lebensgeschichte erklären.

Als 15-Jährige entschied sie sich für eine Leistungssportkarriere. Weil sie bei ihrem Heimatverein ESV Dresden zwar das Familiäre schätzte, aber zu wenig gefordert wurde, zog sie, dem Rat des damaligen Hamburger U-16-Bundestrainers Markku Slawyk folgend, an das Internat der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg, wo sie aktuell den 13. Jahrgang besucht. Nach Probetrainings bei den drei führenden Hamburger Clubs HTHC, Alster und Uhlenhorster HC wählte sie die Schwarz-Gelben, „weil ich dort das Gefühl hatte, dass das Gesamtpaket das beste für mich war“.

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Bille Koch ist überzeugt davon, dass sie das selbstständige Aufwachsen schneller hat reifen lassen. Im Torwartspiel sieht sie sich dagegen noch am Anfang, obwohl sie am Auftaktwochenende gegen Eintracht Braunschweig und den Klipper THC ohne Gegentor blieb. „Besser hätte der Start nicht sein können. Ich habe danach viele liebe Reaktionen aus ganz Deutschland bekommen“, sagt sie.

Dennoch sei ihr klar, „dass ich mich in allen Bereichen verbessern muss, wenn ich irgendwann dauerhaft die Nummer eins sein will.“ Dass sie das will, steht außer Frage, ebenso, dass man es ihr zutraut. Aber am Freitag, da will Bille Koch einfach nur den Moment genießen.