Hamburg. Coach Christoph Bechmann will mehr Konstanz und sechs Siege aus sieben Partien. Mannschaft steht unter Druck.

Die Rechnung, die Christoph Bechmann aufgemacht hat, ist ganz einfach – und birgt doch so viel Druck. Sieben Siege, so kalkuliert der Cheftrainer der Hockeyherren des Harvestehuder THC, sollten reichen, um in der Nordgruppe der Hallenbundesliga mindestens Zweiter zu werden und damit das Viertelfinale zu erreichen. Das klingt machbar, doch wenn man weiß, dass die Schwarz-Gelben aus drei von zehn Hauptrundenspielen bislang nur einen Sieg geholt haben, dann ist für das Heimspiel gegen den Uhlenhorster HC an diesem Freitag (20.30 Uhr, Barmbeker Straße) eins klar: Verlieren ist verboten!

„Natürlich stehen wir unter Druck. Wenn wir gegen den UHC nicht siegen, müssen wir alle verbleibenden Spiele gewinnen. Das ist in unserer Gruppe fast unmöglich“, sagt der 48-Jährige mit Blick auf die Konkurrenz. Tatsächlich ist die Nordliga die mit Abstand stärkste Regionalstaffel, was der Fakt unterstreicht, dass in den vergangenen beiden Spielzeiten der deutsche Meister aus dem Norden kam; 2018 der UHC, 2019 der Club an der Alster. Mit HTHC, UHC, Alster und dem Hamburger Polo Club gibt es vier nahezu gleichstarke Bewerber um zwei Viertelfinalplätze. Dazu kommen mit dem Großflottbeker THGC und DTV Hannover zwei Mannschaften, die sich auch nicht locker wegschießen lassen.

Bechmann gilt als brillanter Motivator

„Es gibt keine einfachen Spiele mehr wie in allen anderen Staffeln. Für die Liga ist es gut, für uns ist es schlecht“, sagt Bechmann, dessen Skepsis darin begründet ist, dass seine Mannschaft in der Halle seit zwei Jahren auf einen Sieg gegen die anderen Topteams wartet. Am Mittwochabend reichte es bei Alster immerhin nach 0:3-Rückstand zu einem 5:5. „Ich habe manchmal das Gefühl, dass wir Angst vor dem Gewinnen haben. Das müssen wir in den Griff kriegen“, sagt der langjährige Nationalstürmer.

Bechmann ist mit seiner impulsiven Art bei Schiedsrichtern und Gegnern verschrien, gilt aber neben seiner fach­lichen Expertise als brillanter Motivator. Nach seiner Rückkehr von Rot-Weiß Köln vor acht Jahren holte er 2014 mit seinem Team die Europapokaltitel in Halle und Feld, wurde zudem deutscher Feldmeister. Seit dem Hallentriumph 2015 wartet der HTHC allerdings auf einen nationalen Titel. „Der Verein hat seitdem das Leistungshockey leider vernachlässigt, es wurde zu wenig investiert, und das baden wir gerade aus“, sagt der Übungsleiter.

Neues Team aufbauen

Einer wie Bechmann hat den Anspruch, um Titel mitzuspielen. Den Umbruch zu moderieren und ein neues Team aufzubauen, das in einigen Jahren wieder in der Spitze angreifen kann, sei für ihn aber ebenfalls eine spannende Aufgabe. Dennoch verhehlt er nicht, dass ihm die Entwicklungsschritte bisweilen zu klein sind. „Ich hatte gehofft, dass wir schon weiter sind, aber die Hinrunde der Feldsaison hat gezeigt, dass wir noch am Anfang stehen. Uns fehlt es an Konstanz, unsere Jugendarbeit beginnt erst jetzt, Früchte zu tragen. In der Halle wollen wir uns nun Selbstvertrauen für die Rückrunde im Feld holen“, sagt er.

Sich eine neue Herausforderung zu suchen, ist aktuell kein Thema für den unbefristet vertraglich gebundenen Coach. „Gerade wenn es nicht so läuft, sieht man, auf wen man sich verlassen kann“, sagt er, „der HTHC ist weiterhin mein absoluter Lieblingsclub, es macht wahnsinnig viel Spaß, hier zu arbeiten.“ Auch wenn manchmal eine Rechnung nicht wie geplant aufgeht.