Hamburg. 76 internationale Frauenteams beim Helga Cup: Vier Mitarbeiterinnen der NRV-Geschäftsstelle düpieren Konkurrenz.

Zeit zur Rührung hatte Papa Sven, wie die Segelcommunity des Norddeutschen Regatta Vereins Sven Jürgensen (55) nennt, an diesem Sonntagnachmittag nicht. Gerade eben war das Boot mit der Nummer acht unter dem vielstimmigen Jubel vieler Frauen am Bootshaus Schöne Aussicht als Erstes über die Ziellinie gefahren, da musste der hauptberufliche Fotograf und Initiator der weltweit größten Frauenregatta auf dem Weg zur Siegerehrung erst mal jede Menge Gratulationen und Umarmungen über sich ergehen lassen.

„Seine“ Pulvermädels vom Ausrichterclub NRV hatten im Finale des Helga Cups auf der Alster die Profis des Hamburger Segler-Clubs (HSC) um Silke Basedow geschlagen, die schon im vergangenen Jahr Dritte geworden waren. „Da sitzen sie am Computer, regeln die Organisation und dann gewinnen sie mal eben nebenbei die Regatta“, sagte Jürgensen kopfschüttelnd. „So ein Drehbuch kann man sich fast nicht ausdenken!“

„Wir hatten nichts zu verlieren“

In der Besetzung Anika Pohlenz, Melanie Schum, Claudia Langenhan und Steuerfrau Nicola Parlow setzten sich die vier Damen der NRV-Geschäftsstelle auf einer für alle Teilnehmerinnen gestellten J70 überraschend gegen sieben weitere Konkurrenzboote im sogenannten Medalrace durch. Unter anderem bezwangen sie die Fantastic Four vom Akademischen Segel Verein Warnemünde, die lange Zeit in Führung gelegen hatten. „Wir sind ja nur so eben ins Finale gerutscht“, sagte Parlow in ihrer Siegerrede. „Wir hatten nichts zu verlieren, wollten eigentlich nur noch genießen. Und dann das.“ Platz drei ging an das Team SVT aus der Schweiz.

Die zweite Auflage der dreitägigen Segelserie für Teams aller Leistungsklassen war am Freitag von Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Grote an dessen 51. Geburtstag eröffnet worden. Die 304 Teilnehmerinnen aus zehn Ländern wussten diese Geste zu schätzen und gaben ein Ständchen zum Besten. Die Show hatte dem Senator und den Seglerinnen zuvor indes ein anderer gestohlen: Sportstaatsrat Christoph Holstein gab den Startschuss für das Top-Ten-Sportereignis der Stadt.

Katarina Fegebank mit von der Partie

Und so stand er in Jeans und Jackett vom Wind männlich zerzaust auf einem Boot, die Hand kühn mit der Starterpistole in den blauen Himmel gereckt und gab das laute Go. Als Hingucker war diese Pose nicht mehr zu toppen. Die Netzgemeinde verglich ihn mit James Bond ...

So sehen Siegerinnen aus: die Pulvermädels vom NRV.
So sehen Siegerinnen aus: die Pulvermädels vom NRV. © Lars Wehrmann

Zwei Tage später waren es dann wieder Frauen, die das Augenmerk auf sich zogen. Vorneweg Katarina Fegebank, Schirmherrin der Veranstaltung und „Hamburgs Noch-Zweite-Bürgermeisterin“ wie sie von Moderator Martin Wilhelmi augenzwinkernd vorgestellt wurde. Der Grünen-Politikerin werden beste Aussichten auf das höchste Amt der Stadt bei der nächsten Wahl nachgesagt. Sie kam mit Ehemann und den sieben Monate alten Zwillingen im Kinderwagen.

„Zeichen von Frauen für Frauen“

„Der Helga Cup ist ein Zeichen von Frauen für Frauen“, sagte sie. „Ich bin sehr froh, dabei sein zu können.“ Auch die „Ur-Helga“ schaute am Sonntag vorbei und übergab einen Preis: Helga Strelow, Stifterin der ersten J70 im NRV. „Als wir damals bei dem ein oder anderen Glas Wein zusammensaßen und überlegten, welchen Namen unsere Frauenregatta haben sollte, kamen wir wegen ihr schnell auf Helga“, erzählt Pressefrau Sina Entzminger-Wolf.

Allerdings hatte der Wettergott mit diversen Kapriolen vom Freitagnachmittag an den Ablaufplan gehörig durcheinander gebracht. Auf drei Regattabahnen hatte Gesamtwettfahrtleiter Klaus Lahme die Rennen für die 76 Boote angesetzt, doch eine Gewitterfront zog über der Alster auf, es mussten Rennen abgesagt werden. Am Sonnabend dann war es noch schlimmer. Wegen einer Unwetterwarnung ging am Vormittag erst einmal gar nichts. Doch Seglerinnen sind abgehärtet. Als es aufhörte zu regnen, Blitz und Donner abzogen, zeigten sie in ihren Speedrennen über etwa zehn Minuten, dass sie auch die Tücken der Alsterwinde beherrschen.

Patzer bei Auslosung

Die weiteste Anreise hatten zwei Teams aus dem Eastern Yacht Club von der US-amerikanischen Ostküste, aber auch aus Dänemark, Österreich, der Schweiz, Ungarn, Holland, Italien, Schweden, Spanien waren Teams dabei. „Es hat Spaß gemacht, euch starten und segeln zu sehen“, sagte Klaus Lahme, der Clubmanager des NRV. Er lobte: „Das Niveau ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen.“ Am Ende konnten 121 Wettfahrten gesegelt werden.

Einen kleinen Patzer gab es bei der Auslosung des Preises für den Besuch des traditionsreichen Tennisturniers am Rothenbaum. Sandra Reichel, neue Turnierdirektorin der Hamburg European Open, war als Losfee angekündigt, kam aber nicht. Ein Mitglied des NRV sprang alternativ ein.