New York/Hamburg. Sie tritt in Steffi Grafs Fußstapfen und gewinnt 3,5 Millionen Dollar Preisgeld. Angelique Kerbers emotionaler Ausbruch in New York.

Wer es hier schafft, schafft es überall: Das "New York, New York"-Motto von Frank Sinatra ist für die beste Tennisspielerin der Welt schon Wirklichkeit geworden. Ausgerechnet einen Tag vor dem 11. September, dem in den USA noch immer feierlich begangenen 9/11-Erinnerungstag, hat Angelique Kerber (28) aus Kiel in Flushing Meadows die US Open gwonnen. Damit ist Kerber 20 Jahre nach Steffi Graf (Sieg gegen Monica Seles) die erste Deutsche mit einem Triumph in New York.

Steffi Graf gratulierte per Facebook: „Klasse erarbeitet, gekämpft und Nervenstärke bewiesen!“, schrieb die duetsche Tennis-Legende. „SUPER Angie !!!“

Und Kerber hat erstmals nach Graf als Deutsche wieder den Tennis-Thron als Weltranglistenerste bestiegen. Das Ranking wirft sie an diesem Montag als weltbeste Spielerin aus. Anders als es ihr Boris Becker geraten hatte, spielte Kerber nicht sofort aggressiv auf, um eine Entscheidung herbeizuführen. Sie behielt in der Hitze von New York einen kühlen Kopf und gute Nerven, um nach 2:07 Stunden eine frustrierte Tschechin Karolina Pliskova mit 6:3, 4:6, 6:4 mit dem ersten Matchball zu besiegen.

Steffi Graf bei Facebook

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Als sie beglückt den Siegerpokal sah, gab sie sofort den Scheck über die Siegprämie von 3,5 Millionen Dollar aus der Hand. Die Trophäe war jetzt wichtiger. Zuvor war sie auf die Tribüne gestürmt, hatte ihr Team und Mutter Beata umarmt.

Angelique Kerber bei Twitter

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"Wow. I did it!", schrieb sie bei Twitter. Ich hab's getan! Als könnte sie es selbst nicht glauben. Es ist Kerbers drittes Finale in einem Grand-Slam-Turnier in diesem Jahr und ihr zweiter Sieg. Sie gewann die Australian Open im Endspiel gegen Serena Williams, verlor gegen die jüngere der Williams-Schwestern in Wimbledon und gewann nun die US Open. Bei Olympia in Rio holte sie Silber. „Ich weiß heute: Wenn es sein muss, kann ich vier Stunden auf dem Platz laufen", sagte sie, nachdem sie sich vor Glücksweinen schüttelte und am Körper zitterte. „Ich habe immer davon geträumt. Ich bin ja keine 18 mehr.“

Bundespräsident Gauck gratulierte Kerber

In Berlin gratulierte Bundespräsident Joachim Gauck: „Spiel, Satz und Sieg: Mit Ihnen freuen sich heute viele Menschen in Deutschland über Ihren großen Erfolg“, hieß es in einem Schreiben des Bundespräsidialamtes am frühen Sonntagmorgen. „Mit Ihren Spielen – sei es bei den Australian Open, in Wimbledon oder bei den Olympischen Spielen – begeistern Sie die Tennisfreunde und haben sicher auch viele neu für diesen traditionsreichen Sport gewinnen können. Ich gratuliere Ihnen herzlich und wünsche Ihnen für die weitere Turniersaison alles Gute“, schrieb Gauck.

Kerber sprudelte über: „Es ist einfach großartig, unglaublich, das beste Jahr meiner Karriere. Hier hat 2011 alles angefangen und jetzt stehe ich hier mit der Trophäe. Das bedeutet mir sehr viel“, sagte Kerber kurz vor der Pokalübergabe. „Glückwunsch an Angie, sie hat bewiesen, dass sie die Nummer eins der Welt ist“, sagte Pliskova, die nach dem Matchball auf die andere Seite des Platzes gegangen war und Kerber umarmte.

Pliskova machte mehr Fehler als Kerber

Pliskova hatte im Halbfinale Serena Williams bezwungen und für die Ablösung der Amerikanerin an der Spitze der Weltrangliste gesorgt. In ihr erstes Grand-Slam-Finale startete die 1,86 Meter große Tschechin mit einem Doppelfehler und kassierte gleich im ersten Spiel des ersten Satzes ein Break. Zum Satzgewinn nach 40 Minuten nahm Kerber ihrer aufschlagstarken Gegnerin erneut das Service ab. Pliskova unterliefen im ersten Satz 17 unerzwungene Fehler, Kerber drei.

Im zweiten Durchgang gelang Pliskova zum 4:3 ein Break, nach 47 weiteren Minuten kassierte Kerber ihren ersten Satzverlust im ganzen Turnier. Im dritten Satz nahm Pliskova ihrer Gegnerin zum 2:1 das Aufschlagspiel ab und erhöhte schnell auf 3:1. Kerber konterte mit einem Break zum 3:3. Die Zuschauer im größten Tennisstadion der Welt erlebten eine hochspannende und erstklassige Auseinandersetzung.

Kerbers Homepage noch nicht aktualisiert

Ausgerechnet in ihrem letzten Aufschlagspiel schwächelte Pliskova und geriet mit 0:40 in Rückstand. Diese Chance ließ sich Kerber vor mehr als 20.000 Zuschauern im Arthur-Ashe-Stadium nicht mehr nehmen. „Ich habe ein bisschen an Australien gedacht und den Glauben nie verloren“, sagte Kerber später im Studio des TV-Senders ESPN. „Ich bin so glücklich. Alles ist zusammengekommen. Das ist mein Jahr.“

Trotzdem wird sie weiter an sich arbeiten müssen. Zunächst auf ihrer Homepage. Dort stand am Sonntagmorgen noch, dass sie nun im Finale der US Open spiele.