Von 2014 an wollen die Hamburg Towers in der Basketball-Bundesliga mitspielen – und Wilhelmsburgs Image aufbessern. Gespielt werden soll in der Blumenhalle auf dem Gartenschaugelände.

Hamburg. Auf dem kurzen Weg von der U-Bahn zum Rathaus klingelte am Donnerstagvormittag Wolfgang Sahms Telefon. Man habe großes Interesse an den Hamburg Towers, ließ der Vertreter einer namhaften Hamburger Firma ausrichten: ob man nicht einmal über ein mögliches Sponsoring-Engagement reden wolle. Und ob man will. „Es ist schön zu sehen“, sagte Sahm, 50, „dass wir uns bereits jetzt ins Gespräch gebracht haben.“ Wo doch die offizielle Vorstellung des Projekts, eben an diesem Donnerstagvormittag im Rathaus, noch gar nicht stattgefunden hatte.

Eine Stunde später also saßen sechs Menschen auf einem Podium im ehrwürdigen Bürgermeistersaal und redeten angeregt über ein Basketballteam, das es bisher nur auf fünf Seiten Papier gibt. Zwölf Jahre nach dem Abstieg der BCJ Tigers aus der Bundesliga soll in Hamburg wieder erstklassig Basketball gespielt werden. „Wir werden im März für die Saison 2014/15 eine Wildcard beantragen“, kündigte Jochen Franzke an, der sich mit Sahm die Geschäftsführung der Towers GmbH teilt.

Voraussetzung für die Erteilung einer Lizenz ist, dass mindestens einer der beiden Aufsteiger aus der Zweiten Bundesliga Pro A die Auflagen nicht erfüllt oder von sich aus verzichtet. Andernfalls müssten sich die Towers wohl 2015 über die Pro A sportlich qualifizieren. Die Entscheidung fällt im Mai 2014. Die Chancen auf eine Wildcard, sie kostet 250.000 Euro, stehen nicht schlecht. Für die kommende Saison etwa wurde den Düsseldorf Baskets trotz sportlichen Aufstiegs die Lizenz entzogen.

Tatsächlich legt die Bundesliga strenge Maßstäbe an ihre 18 Vereine an. Sie müssen einen hohen Betrag in die Jugendarbeit investieren, eine Halle für wenigstens 3000 Zuschauer und ein Mindestbudget von 1,2 Millionen Euro nachweisen. „Aber unter eineinhalb Millionen braucht man eigentlich gar nicht anzufangen“, sagt Liga-Geschäftsführer Jan Pommer. Der Durchschnittsetat aller Clubs habe sich in den vergangenen fünf Jahren sogar auf 4,5 Millionen Euro mehr als verdoppelt.

Trotzdem sieht Franzke die Rahmenbedingungen in Hamburg schon jetzt geschaffen. Es gebe ein klares Nachwuchs- und Leistungskonzept, einen sozialen Ansatz, die finanziellen Voraussetzungen sind erfüllt. Und in der Wilhelmsburger Blumenhalle, die nach der Internationalen Gartenschau auf Kosten hauptsächlich der Stadt zu einer modernen Arena mit 3500 Sitzen umgebaut wird, findet das Team eine sportliche Heimat und Trainingsstätte.

„Diese Form der Nachnutzung ist ideal“, sagt Sportsenator Michael Neumann (SPD). Er sieht in den Towers den „Schlussstein für die Entwicklung Wilhelmsburgs“, eines Stadtteils, der inzwischen bunt, dynamisch und lebenswert sei, dessen Ruf aber bislang nicht mit diesem Aufwärtstrend Schritt halte.

Wenige wissen das so gut wie Marvin Willoughby. Der frühere Nationalspieler wuchs in Wilhelmsburg auf. Seit 2006 leistet er hier Sozial- und Jugendarbeit. Er führte die Piraten Hamburg in die Nachwuchs- (U19) und Jugendbundesliga (U16), gründete den Verein Sport ohne Grenzen, um Kindern und Jugendlichen ein sinnvolles Freizeitangebot zu bieten. „Wir sind kein Team, das hineingepflanzt wird, wir haben einen soliden, über Jahre gewachsenen Unterbau“, sagt Willoughby, „jetzt fehlt nur eine Profimannschaft als Deckel.“

Sie zusammenzustellen ist eine Aufgabe, die Willoughby, 35, mit seinem früheren Nationalmannschaftskollegen Pascal Roller, 36, als sportlicher Leiter übernimmt. Noch ist nicht absehbar, wer für die Towers zum Korb geht. „Aber das ist unser geringstes Problem und lässt sich kurzfristig lösen“, sagt Sahm. Schon jetzt hätten genügend Spieler, sogar Nationalspieler, und Trainer ihr Interesse hinterlegt. Geplant ist, dass drei der zwölf Profis aus Hamburger Nachwuchsteams kommen. „Diese sportliche Perspektive ist es, die unseren Talenten fehlte“, sagt Willoughby. Erst vor Kurzem wechselte Jugendnationalspieler Ismet Akpinar, 18, der einst bei den Piraten Hamburg wirbelte, vom SC Rist Wedel zu Alba Berlin.

Die Zielgruppe ist groß genug

Das Team hinter dem Team steht bereits. Neben Roller, Willoughby, den Geschäftsführern Sahm und Franzke gehören Jan Fischer (Jugend- und Sozialarbeit) und Gunnar Klink (Marketing und Kommunikation) zu den Gesellschaftern. Addiert man die mündlichen Zusagen, können sie bereits mit zwei Millionen Euro planen. Ein Hauptsponsor wird noch gesucht, zwei Interessenten gibt es. Vier Millionen Euro sind die Zielmarke für den Etat. Zehn Prozent würden in die Basisarbeit fließen.

„Wir wollen soziale Verantwortung und Leistungssport verbinden und zum Imagewandel Wilhelmsburgs beitragen“, sagt Willoughby. Die Zielgruppe sei groß genug, auch wenn das Event-Publikum den Sprung über die Elbe scheuen sollte. Gegen Topgegner wie Bayern München wäre auch ein Umzug in eine größere Arena wie die Sporthalle Hamburg in Winterhude möglich.

Die Bundesliga würde den Standort Hamburg am liebsten sofort aufnehmen. „Diese kreative Stadt hat die Bundesliga einfach verdient, hier gehört das hin“, sagt Pommer, 43. Eine Aufstockung der Liga zugunsten der Towers aber schloss er aus: „Beim Spielplan stoßen wir bereits an unsere Grenzen.“