Spätestens ab 2014/15 soll es auf Korbjagd gehen. Der Nährboden ist in Wilhelmsburg und beim SC Rist Wedel bereits vorhanden.

Hamburg. Am Freitag saßen sie wieder drei Stunden lang zusammen, um die sportlichen und finanziellen Möglichkeiten eines Basketball-Bundesligateams in Hamburg auszuloten. Das soll möglichst schon in der nächsten, spätestens zur Spielzeit 2014/15 auf Korbjagd gehen. Arbeitstitel des ehrgeizigen Projekts: Hamburg Towers. Der Hamburger Unternehmer Wolfgang Sahm, 50, und die ehemaligen Nationalspieler Pascal Roller, 36, und Marvin Willoughby, 34, hatten sich deshalb zum erneuten Meinungsaustausch in den Geschäftsräumen der Sahm Consulting GmbH an der Außenalster getroffen, um sich mit ihren Standpunkten anzunähern und weitere Felder der Kooperation zu entwickeln.

Grob gesagt geht es um zwei unterschiedliche Konzepte. Das von Sahm und Roller, die eine Erstliga-Mannschaft über eine Wildcard kaufen wollen und dafür mit Unterstützung des ehemaligen Bürgermeisters Ole von Beust mit zunehmenden Erfolg Sponsoren suchen. Und das von Willoughby und seinem Wilhelmsburger Verein Sport ohne Grenzen, die mittelfristig ein Team für höhere Ansprüche über Talentsichtung, Sozial-, Stadtteil- und Jugendarbeit aufbauen möchten. Die Gegensätze bestreiten beide Seiten, vielmehr betonen sie die gemeinsame Zielstellung Bundesliga. "Wir stehen nicht in Konkurrenz", sagt Willoughby, "wir ergänzen uns optimal. Unsere Arbeit bildet die Basis, sie ist nachhaltig und nicht von irgendeiner Klassenzugehörigkeit abhängig." Hamburg brauche dennoch ein Erstligateam, "weil uns über dem Unterbau der Deckel fehlt und den Jugendlichen damit die sportliche Perspektive. Schaffen wir den nächsten Schritt nicht, laufen uns wie in der Vergangenheit die Talente weg."

Das Nächste steht bereits vor dem Absprung: Ismet Akpinar, Spielmacher des SC Rist Wedel und des Nachwuchs-Bundesligateams Piraten Hamburg, das Willoughby betreut. Akpinar ist ein Beispiel dafür, wie gut die Zusammenarbeit der Hamburger Basketballvereine inzwischen funktioniert. Der BC Hamburg, Nachfolger des bisher letzten Hamburger Bundesligaklubs BC Tigers (1999-2001), bildete den Abiturienten aus; weil die Herrenmannschaft jedoch in der fünftklassigen Zweiten Regionalliga spielt, schickte ihn Trainer Andreas Nierhaus nach Wedel. Dort darf sich der 17-Jährige in der drittklassigen Zweiten Bundesliga Pro B bewähren. Als Tabellenzweiter hat die Mannschaft vorzeitig die Aufstiegsrunde in die Pro A geschafft, Akpinar aber steht vor dem Sprung in eine noch höhere Klasse. "Die halbe Bundesliga jagt ihn", sagt Willoughby. ",Isi' ist für mich der künftige Spielmacher der Nationalmannschaft. Es gibt momentan jedoch keine Chance, ihn in Hamburg zu halten."

Hier kommt mit Thorsten Fechner der Marketingchef des SC Rist ins Spiel. Seit 2009 arbeitet der 49 Jahre alte Sportmarketingfachmann überwiegend ehrenamtlich und teilweise über seine Marketingagentur stratwork für den Klub. Der Etat stieg in den vergangenen vier Jahren um etwa 70.000 auf rund 150.000 Euro, was für Rist viel Geld ist, für die Liga aber nur ein durchschnittliches Budget. Den bisherigen Lizenzierungsansprüchen der eine Klasse höheren Pro A - 350.000 Euro Etat, Hallenkapazität 1500 Zuschauer (Halle Am Steinberg: 700) - würde der mit 680 Mitgliedern sechstgrößte deutsche Basketballverein nicht genügen, die weichen Kriterien dagegen übererfüllen. Der Verein hat 25 weibliche und männliche Jugendmannschaften, im aktuellen Herrenkader stehen zehn Spieler aus der Metropolregion Hamburg, und im vergangenen Jahr wurde der Klub von der Zweiten Liga mit einer Prämie von 25.000 Euro für die beste Nachwuchsarbeit in der Pro B ausgezeichnet. Fechner: "Wir wollen und können nicht in die Erste Liga, wir sehen unsere Rolle weiter als Talentsichter und Ausbilder. Gibt es eine Erstligamannschaft in Hamburg, würden wir gern die Funktion eines Farmteams übernehmen."

Willoughby, der 1996 bis 1998 und 2008 bis 2010 für Rist spielte, pflegt seit Jahren die Zusammenarbeit mit seinem ehemaligen Club. Hamburgs neues Basketball-Zentrum sieht er - wie die Stadt - jedoch in Wilhelmsburg. Dort darf der Verein Sport ohne Grenzen von 2014 an in der für die Internationale Gartenschau (igs) gebauten Blumenhalle sein Konzept umsetzen. Sie würde dann 3500 Zuschauern Platz bieten.

"Es gibt keinen Spielort, der für den Hamburger besser zu erreichen ist", sagt der gebürtige Wilhelmsburger Willoughby. Mit der S-Bahn sind es gerade acht Minuten vom Hauptbahnhof, die Halle liegt 200 Meter von der Station entfernt. Auch die Rollstuhlbasketballer haben den Standtort bereits im Blick. Hier könnte der Bundesstützpunkt entstehen, um den sich der Hamburger Verband bewirbt. Auch diese Pläne unterstützt die Stadt. "Bei uns in Wilhelmsburg passt alles zusammen", sagt Willoughby. Und wenn es doch einen Unterschied zum Projekt von Roller und Sahm geben sollte, dann vielleicht diesen: "Wir haben Geduld. Wir wollen Stück für Stück etwas aufbauen, dann kommt die Erste Liga von ganz allein. Das Fundament steht."