Der Hamburger Europameister im Weitsprung, Sebastian Bayer, enttäuschte. Christian Reif hatte hingegen Pech und sprang um fünf Zentimeter an Bronze vorbei.

Moskau. Christian Reif zuckte mit den Schultern und blickte enttäuscht durch das Moskauer Luschniki-Stadion. Das Feuer, das während des Finals in seinen Augen loderte, war erloschen. Zur ersten WM-Medaille eines deutschen Weitspringers fehlten Reif fünf Zentimeter, eine Winzigkeit. Im Feld der Ausnahmespringer bedeutete der nicht einmal handbreite Rückstand allerdings nur Platz sechs.

Reifs 8,22 m waren bei der Flugshow des neuen Weltmeister Alexander Menkow nur noch eine Randerscheinung. Der Russe gewann mit Jahresweltbestleistung von 8,56 m als erster Europäer den WM-Titel – mit deutlichen Abstand vor dem Niederländer Ignisious Gaisah (8,29) und dem Mexikaner Luis Rivera (8,27). Zuvor hatten bei 13 WM-Auflagen nur die Amerikaner Carl Lewis, Mike Powell und Dwight Philipps, der Kubaner Ivan Pedroso und Irving Saladino aus Panama triumphiert.

Fünf Zentimeter fehlten dem Rehlinger Reif also nur zu Bronze und einer historischen Leistung. Der Wettkampf erinnerte ein wenig an das Olympia-Drama von London, als Sebastian Bayer (Hamburg) mit zwei Zentimetern Rückstand auf Platz drei Fünfter geworden war. In Moskau blieb der Europameister deutlich hinter seinen Möglichkeiten zurück. Mit 7,98 m reichte es nur zu Platz neun. Der deutsche Meister Alyn Camara (Leverkusen) war wie der angeschlagene Olympiasieger Greg Rutherford (Großbritannien) bereits im Vorkampf ausgeschieden.

Reif war selbstbewusst ins Finale der besten zwölf Springer gegangen, immerhin hatte er die Qualifikation mit dem ersten Sprung auf 8,09 m gemeistert und später analysiert: „Da sind noch ein paar Zentimeter Luft nach oben – oder eher nach vorne.“ Mit seinem ersten Satz auf 8,18 m setzte der 28-Jährige auch die erste Duftmarke im Finale, ging in Führung und zeigte den Zuschauern die Faust. Reif wirkte hochmotiviert, geradezu verbissen. Kein Lächeln kam dem Europameister von 2010 während des Wettkampfes über die Lippen.

Im ausgeglichenen Feld der Weltklassespringer hatte sich Reif eine Menge ausgerechnet, schon mit seiner Saisonbestleistung (8,27) hätte es tatsächlich zu einer Medaille reichen können. Letztlich fehlten ihm aber die entscheidenden Zentimeter und die letzte Kraft, um 33 Jahre nach Olympia-Gold von Lutz Dombrowski bei den Boykott-Spielen von Moskau erneut eine deutsche Weitsprung-Medaille im Luschniki-Stadion zu gewinnen.