Sowohl der Innenminister als auch der DOSB-Präsident werden aufgefordert, dem Generalverdacht gegen deutsche Athleten umfassender nachzugehen.

Hamburg. Bei den Diskussionen um die Doping-Praktiken in der Bundesrepublik geraten Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich und DOSB-Präsident Thomas Bach in die Kritik. Am Dienstag wurde ihnen eine Verschleppung der Aufklärungsarbeit vorgeworfen. Gleichzeitig wurden Forderungen nach konkreter Namensnennung, einem Anti-Doping-Gesetz und strafrechtlicher Aufklärung lauter.

Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), mahnte die Veröffentlichung der bisher zurückgehaltenen Langfassung der Studie an. Nur so könne der „Generalverdacht“ gegen bundesdeutsche Athleten ausgeräumt werden.

Der bereits im März 2012 fertiggestellte Zwischenbericht der Studie „Doping in Deutschland von 1950 bis heute“ soll weit mehr Namen enthalten als der dürre, am Montag vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) veröffentlichte Abschlussbericht.

Der Deutsche Olympische Sportbund hatte am Montag eine unabhängige Kommission eingesetzt, Vorsitzender soll der ehemalige Verfassungsrichter Udo Steiner sein. Das geht vielen Kritikern nicht weit genug. Doping-Verfolger Werner Franke machte sich für eine strafrechtliche Aufklärung stark.

Wie schon bei den Prozessen gegen Verantwortliche des DDR-Dopingprogramms müssten auch die Hintermänner in Westdeutschland wegen Körperverletzung vor Gericht. „Wieso wurde etwas bestraft bei DDR-Tätern, aber nicht bei west- oder gesamtdeutschen Tätern?“, sagte er im Nordwestradio. Bayerns Justizministerin Beate Merk bekräftigte ihre Forderung nach einem umfassenden Anti-Doping-Gesetz.

„Bach muss mehr gewusst haben“

Die ehemalige Spitzensportlerin Heidi Schüller erhob schwere Vorwürfe gegen DOSB-Chef Bach. „Er muss mehr gewusst haben, als er jetzt zugibt“, sagte die frühere Weitspringerin, die 1972 bei den Sommerspielen in München den olympischen Eid gesprochen hatte, der Münchner „tz“.

„Aber wenn man IOC-Präsident werden will, dann schweigt man besser. Thomas Bach hat aber eine Funktionärskarriere eingeschlagen, da muss man angepasst sein und sich auf der Schleimspur bewegen, wenn man nach oben kommen will.“ Sowohl Michael Krause, Hockey-Olympiasieger 1972, als auch der DFB (WM 1966) wiesen angedeutete Dopingvergehen zurück.