„Die Zeit damals war eben so“, sagte der Ex-Radprofi und dürfte damit für Empörung sorgen. Warum er nicht sofort Doping gestanden hatte, erklärt er auch.

Hamburg. Die Streichung von Dopingsünder Lance Armstrong aus den Siegerlisten der Tour de France kann Jan Ullrich nicht nachvollziehen. „Ich würde Armstrong die Tour-Siege zurückgeben. Bjarne Riis hat man ja auch seinen Sieg von 1996 zurückgegeben. Die Zeit damals war eben so. Es ist niemandem geholfen, wenn in den Siegerlisten Striche stehen“, sagte Ullrich dem Magazin „Sport-Bild“. Riis hatte 2007 Doping gestanden, zeitweise wurde er nicht in der Siegerliste geführt.

Armstrong, der im vergangenen Jahr wegen seiner Doping-Vergangenheit lebenslang gesperrt und aus allen Siegerlisten gestrichen worden war, hatte die Tour siebenmal gewonnen. Dreimal (2000, 2001, 2003) hatte dabei Ullrich Platz zwei belegt, Ansprüche stellt er nicht. „Ich will nur Siege, die ich auf dem Rad erfahren habe. Am grünen Tisch möchte ich nichts gewinnen.“

Zurückhaltend äußerte sich Ullrich auf die Frage, warum er nicht gleich nach Bekanntwerden des Skandals um Eufemiano Fuentes ein Doping-Geständnis abgelegt hat. „Ich habe mich eben anders entschieden. Im Nachhinein hätte ich vielleicht einiges anders gemacht“, ergänzte Ullrich, der im Juni dieses Jahres Eigenblutdoping bei Fuentes eingeräumt hatte.

Über die Zeit seiner großen Erfolge, speziell bei seinem Toursieg 1997, hatte er stets geschwiegen. In der vergangenen Woche hatte die Anti-Doping-Kommission des französischen Senats Ullrich als Epo-Sünder bei der Tour 1998 entlarvt.