Waren die zwei Tore im DFB-Pokal-Finale gegen den VfB Stuttgart ein Abschiedsgeschenk von Mario Gomez? Die Gerüchte um einen Abgang im Sommer halten sich.

Berlin. Die Triple-Bayern tanzten ausgelassen vor ihren Fans in der Ostkurve des Berliner Olympiastadions, doch ein „Super-Bayer“ stand einsam und verloren am Mittelkreis. DFB-Pokalheld Mario Gomez hatte eines dieser übergroßen Weißbiergläser im Arm, hin und wieder trank er einen großen Schluck daraus, ansonsten schaute er versonnen ins weite Rund. Es schien, als wolle er diesen einzigartigen Moment aufsaugen – und als verabschiede er sich gerade innerlich von etwas ganz Großem. Von seinem FC Bayern.

Bereits bei der Auswechslung des Doppeltorschützen beim 3:2 (1:0) gegen seinen Heimatklub VfB Stuttgart lag ein Hauch von Wehmut über dem „deutschen Wembley“. Bevor Gomez den Rasen verließ, umarmte er die Kapitäne Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger, andere Spieler wie Arjen Robben gratulierten ihm zu seinem Doppelpack (48./61.), er winkte den Bayern-Fans zu. Es war, als hole sich der Hauptdarsteller bei seinem Abschiedsspiel einen letzten Applaus ab. In dieser 62. Minute schien Gomez der Mann zu sein, der für immer geht.

Tut er das? Der FC Chelsea, der eine Transferoffensive starten und 100 Millionen Euro unter die Leute bringen will, hat weiterhin großes Interesse. Auch die international eher zweitklassigen Klubs aus Florenz und Neapel hätten ihn gern. Aber, sagte Sportvorstand Matthias Sammer, Gomez' Berater habe sich „gemeldet und gesagt, dass er sich wohlfühlt bei uns. Deswegen steht Mario bei uns überhaupt nicht zur Debatte“. Der 27 Jahre alte Nationalstürmer hat beim FC Bayern noch einen Vertrag bis 2016. „Wir gehen davon aus, dass er bei uns bleibt“, versicherte Sammer, „alles andere ist Spekulation“.

Gomez selbst wollte sich in der langen Partynacht, die dem 16. Pokalsieg und dem ersten Triple einer deutschen Mannschaft folgte, nicht äußern. Bestimmt schüttelte er beim Bankett in Berlin-Mitte die hartnäckigen Reporter ab, seine neue Liebe Carina immer an der Hand.

Zuvor hatte er auf dem Platz Taten sprechen lassen, zumindest in Form seiner beiden Tore, die er in Mittelstürmermanier erzielte. Ganz nebenbei bescherten ihm die Cup-Treffer Nummer fünf und sechs Rang eins in der Schützenliste im diesjährigen Wettbewerb – und das, obwohl er nur 134 Minuten im Einsatz war. Für ein Pokaltor benötigte er nur 22 Minuten.

Doch diese Quote täuscht über Gomez' enttäuschende Saison hinweg. Im Sommer verletzt, verlor er seinen Stammplatz an Mario Mandzukic, der dem neuen, ballgierigen Spiel der Münchner als Verteidiger in vorderster Linie eine besondere Note verlieh. Als Gomez wieder fit war, musste er sich hintanstellen, dann fiel er wieder aus – es war ein Seuchenjahr. Aber eines mit Happy End.

Trainer Jupp Heynckes bot ihn für alle überraschend auf. „Es war nicht einfach für Mario“, sagte der Coach über dessen Jahr. Er habe sich für Gomez aufgrund der jüngsten Trainingseindrücke entschieden. Und, um dem Angreifer einen würdigen Abschied zu gönnen? Nein, dazu ließ sich Heynckes nichts entlocken.

Gomez kündigte zuletzt an, um seinen Platz kämpfen zu wollen. Aber hätte er überhaupt eine Chance? Mandzukic bleibt, wohl auch Claudio Pizarro. Mario Götze, mit dem Pep Guardiola in vorderster Linie planen soll, kommt. Dazu möglicherweise Robert Lewandowski. Für Gomez scheint kein Platz. Womöglich dachte Gomez daran, als er da auf dem Rasen stand, so weit weg von diesen „Super-Bayern“.