Trotz der Pleite gegen Nürnberg bleibt Babbel zumindest bis Sonntag Trainer von Hoffenheim. Der 40-Jährige kritisierte seine Spieler scharf.

Nürnberg. Bis Sonntag hat Markus Babbel erst einmal noch Schonfrist - doch so langsam gehen dem Trainer von 1899 Hoffenheim in der anhaltenden Krise die Argumente aus. In seiner Not hat der 40-Jährige nach dem 2:4 (1:2) im Kellerduell beim 1. FC Nürnberg zum letzten Mittel gegriffen und zum Rundumschlag gegen seine Profis ausgeholt.

„Ich habe mich lange schützend vor die Spieler gestellt, aber irgendwann ist auch einmal ein Punkt erreicht, wo ich erwarten kann, dass man die einfachen Sachen, die zum Fußball dazu gehören, zu hundert Prozent erfüllt - auch wenn einer 19 oder 20 ist“, schimpfte Babbel. Alle müssten „kapieren, dass es um unglaublich viel geht. Es geht nicht um mich, um Markus Babbel. Es geht um die TSG Hoffenheim. Dafür müssen sie alles tun, sonst wird das eine ganz, ganz schwierige Saison.“

Vor allem die Tatsache, dass seine taktischen Anweisungen wieder einmal nicht befolgt wurden, brachte den stark in die Kritik geratenen Babbel auf die Palme: „Da haben wir wieder gedacht: Das machen wir jetzt so, wie wir meinen, und wenn das nicht funktioniert, hören wir wieder auf den Trainer. Das langweilt langsam. Da fragt man sich natürlich auch, was bei den Spielern in den Köpfen vorgeht“, sagte Babbel mit finsterer Miene, um pflichtbewusst anzufügen: „Ich werde alles dafür tun, dass wir aus dieser schwierigen Situation herauskommen. Das ist doch ganz klar.“

Der Druck auf den TSG-Coach wird aber nach nur einem Sieg aus den vergangenen neun Spielen immer größer. Die Partie am Sonntag (15.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) gegen Werder Bremen könnte seine letzte Chance werden. Bis dahin wird erst einmal nichts passieren, zumal der allmächtige Mäzen Dietmar Hopp derzeit im USA-Urlaub weilt. Manager Andreas Müller gab eine Jobgarantie ab: „Markus wird am Sonntag auf der Bank sitzen.“

Einen Tag nach dem neuerlichen Rückschlag bestand offenbar Redebedarf, denn wegen einer Mannschaftsbesprechung begann das Training erst mit 45-minütiger Verzögerung. „Wir haben nicht viel über das Spiel von gestern gesprochen. Wir müssen jetzt als Mannschaft zusammenhalten und weiter positiv sein. Im Moment machen wir leider immer fatale Fehler, die müssen wir abstellen“, meinte Mittelfeldspieler Sejad Salihovic.

Wie es bei einem erneuten Rückschlag gegen Bremen weitergeht, wollte Müller allerdings nicht abschließend beantworten. Viel lieber bemühte er die üblichen Durchhalteparolen: „Es geht nicht um eine Person. Wir sind in einer prekären Situation, wir müssen alles daran setzen, dass wir gemeinsam aus dieser Situation herauskommen.“ Die Lage sei ja nicht neu: „Man hat die ersten vier Spiele auch verloren und dann die Kurve wieder gekriegt.“

Zunächst einmal schoss sich Müller auf die Spieler und vor allem auf die Defensive ein, die mit 32 Gegentoren den mit Abstand schlechtesten Wert der Liga aufweist. „Die Spieler tragen die Verantwortung. Du kannst den erfolgreichsten Trainer auf die Bank setzen, aber wenn du solch einfache Tore bekommst, da muss ich mich als Spieler fragen, wie das in der Bundesliga sein kann, dass man so naiv ist“, monierte Müller und stellte die Einstellung der Spieler in Frage: „Man muss die Dinge abrufen, die zum Profi-Fußball gehören. Ich muss den Zweikampf gewinnen wollen.“

Das war bei den TSG-Profis im Gegensatz zum aggressiven FCN aber nicht der Fall, dazu gesellten sich einige „fahrlässige Fehler“ und „wieder einmal sehr, sehr schwaches Defensivverhalten“ (Babbel). Die Folge waren die Gegentreffer durch ein Eigentor von Sebastian Rudy (6.), Per Nilsson (43.), Sebastian Polter (69.) und den starken Hiroshi Kiyotake (86.). Auch die Nürnberger Führung wurde zunächst Kiyotake zugesprochen, ehe die Deutsche Fußball Liga (DFL) auf ein Eigentor erkannte. Dass die Kraichgauer durch Sven Schipplock (33.) und Salihovic (81./Handelfmeter) zweimal den Anschluss schafften, konnte Babbel nicht besänftigen.

„Das ist natürlich sehr enttäuschend. Die ganze Art, nicht nur das Resultat. Es gab klare Zuteilungen“, moserte der Ex-Nationalspieler, der sich die Fragegefallen lassen musste, ob ihm seine Spieler nicht (mehr) zuhören. „Das müssen sie die Spieler fragen“, lautete die Antwort.