Leverkusens Sportchef Rudi Völler mahnte bereits an: „Wir flippen jetzt nicht aus”. „Vizekusen“ wäre am Ende der Saison gerne Zweiter.

Bremen. Stefan Kießling verdrehte nur kurz die Augen. Die Frage hatte er erwartet. Ob denn Bayer nun ein Bayern-Jäger sei und die Leverkusener nach dem Sprung auf Platz zwei auch nach oben in der Tabelle schauen? „Nee“, antwortet der Leverkusener Stürmer grinsend: „Wir sind jetzt gerade erst da hingekommen, da schauen wir eher nach unten.“

Die in der Fußball-Bundesliga entrückten Münchner sind für die neue Nummer zwei kein Thema. „Da muss man gar nicht irgendetwas dazu sagen“, entgegnete Kießling. Als „Vizekusen“ ist Leverkusen früher verspottet worden – jetzt wären die Bayer-Spieler am Ende der Saison gerne Zweiter.

Das Zeug dazu haben sie, wenn sie so konsequent und konzentriert auftreten wie in Bremen. Diszipliniert und effektiv ist Leverkusen mit einem 4:1 im Weser-Stadion auf Platz zwei gestürmt, Werder Bremen war gegen die abgeklärt zuschlagenden Gäste ohne Chance. Aber Rudi Völler gab die verbale Marschrichtung vor. „Wir flippen jetzt nicht aus“, sagte der Bayer-Sportchef mit Bremer Vergangenheit. „Es gibt noch einige Spiele.“

Abgeklärt wie auf dem Platz reagierten die Leverkusener auch beim Blick auf die Tabelle und bei den Fragen nach den Münchnern. „Bayern ist auf alleiniger Spur vorne, die treiben ihr Wesen da vorne“, sagte Doppel-Torschütze Gonzalo Castro (31. und 52. Minute): „Wir wollen da oben gefestigt bleiben auf Platz zwei.“ Das Ziel heißt schließlich Champions League, nicht Meisterschaft.

Dass die zu Saisonbeginn schwächelnden Leverkusener sich inzwischen stabilisiert haben, zeigte sich eindrucksvoll nach dem Bremer Anschlusstreffer von Nils Petersen (54.). Bayer blieb ruhig, spielte konzentriert weiter und traf durch Simon Rolfes (74.) und Jens Hegeler (79.).

„Das haben wir sehr gut gemacht, dass wir das dritte und vierte Tor nachgelegt haben“, kommentierte Kießling: „Wir haben uns durch den Anschlusstreffer nicht verunsichern lassen.“ Die Leverkusener wirkten in der Tat deutlich reifer als die Bremer.

„Das tut gut, da zu stehen“, sagte Kießling zu Platz zwei vor Borussia Dortmund und Schalke 04. Übermut kommt deshalb aber nicht auf. „Das ist eine schöne Momentaufnahme“, kommentierte der Bayer-Angreifer fast wortgleich wie Simon Rolfes und wie Trainer Sascha Lewandowski.

„Bei uns wird nichts zum Selbstläufer“, mahnte der Coach, der mit Sami Hyypiä ein ungewöhnliches Paar bildet. Das sei „ein Top-Duo“, sagte Völler und erinnerte an den schwachen Saisonstart mit nur vier Punkten aus den ersten vier Spielen. „Wenn mal ein bisschen Gegenwind kommt, darf man natürlich nicht die Geduld verlieren“, sagte der Sportchef und lobte auch sich selber ein bisschen: „Das haben wir auch nicht gemacht.“