Pläne einer Doppelrennbahn für Traber und Galopper liegen vor, aber die Umsetzung stockt. Neue Gespräche sollen im Januar stattfinden.

Hamburg. Es ist ein Schauspiel in mehreren Akten, bisher jedoch noch immer ohne Happy End. Zwar favorisiert der Senat eine moderne Doppelrennbahn für Galopper und Traber, doch ist eine konkrete Umsetzung nicht in Sicht. "Wir werden zügig, aber ruhig die Sachlage prüfen", hatte Bürgermeister Olaf Scholz am Rande des Großen Preises von Deutschland am 16. Oktober in Bahrenfeld gesagt, "und die Entscheidung nicht auf die lange Bank schieben." Das ist zwei Monate her.

Nachdem die Galopper-Fraktion bereits ins Rathaus geladen wurde, ist der Termin mit dem Traberlager für Mitte Januar 2012 angesetzt. Anschließend, so heißt es, soll tatsächlich entschieden werden. Da der geplante Deckel für die A7 nun wohl noch teurer als erwartet wird, könnte die Stadt auf Erlöse durch einen Verkauf des bis zu 180 Millionen Euro wertvollen Bahrenfelder Areals angewiesen sein. Ein Teil soll dann in die Doppelrennbahn investiert werden. Zudem wird weiterer Platz für den versprochenen Wohnungsneubau benötigt.

"Wir reden mit den Trabern und den Galoppern und hoffen, dass wir eine gemeinsame Lösung hinbekommen", sagte Senatssprecher Christoph Holstein gestern auf Nachfrage. "Wir sind bei Großprojekten aber vorsichtig und werden uns nicht in unkalkulierbare Risiken stürzen." Einen zweiten Fall Elbphilharmonie soll es nicht geben.

FDP fordert von der SPD ein Bekenntnis zur Doppelrennbahn

Bahrenfeld: Neustart geglückt, Zukunft ungewiss

Traberchampion Heitmann: Er trabt und trabt und trabt ...

Somit gibt es derzeit nichts Konkretes in einer unendlichen Geschichte. Schon der vorherige Senat unter Federführung der CDU hatte seine liebe Not mit dem Thema. Im Frühjahr 2010 musste Ole von Beust aus Sparzwang einen Rückzieher antreten und die fest veranschlagten knapp 30 Millionen Euro für eine neue Kombibahn inklusive Tribüne zurückziehen. Unabhängig davon liefen im vergangenen Jahr weit mehr als 500 000 Euro für Planungsleistungen, Rechtsberatungen und Begutachtungen auf. Ein fertiges Konzept inklusive umfassender Architektenzeichnungen sowie Computeranimationen liegen längst vor.

Eile ist geboten. Weitere Monate mit ungeklärter Zukunft sind zum Schaden des ohnehin angeschlagenen Pferderennsports in der Stadt. Während sich die Galopper in Horn wirtschaftlich kaum noch über Wasser halten können und regelmäßig mit Verlust arbeiten, laufen die Trabrennpferde am Volkspark nur noch mit Gnade des Milliardärs und Pferdezüchters Günter Herz, dessen Familie in den vergangenen Monaten mehr als fünf Millionen Euro in die marode Anlage investierte. Beide Seiten erhoffen sich eine rasche Klärung - wenn auch unter verschiedenen Aspekten.

"Wir halten am Projekt Doppelrennbahn fest", sagte Eugen-Andreas Wahler, Präsident des Hamburger Renn-Clubs (HRC), "nur können und wollen wir der Stadt keine Frist setzen." Eine zeitgemäße und ganzjährig zu nutzende Tribüne würde die Galopper in die Lage versetzen, auch außerhalb des angestammten Derbymeetings Renntage zu veranstalten. Der HRC wird dieses Jahr ein Minus von 80 000 Euro verbuchen. Dieses fällt milder aus als 2010, doch wird der Verlust durch rund 200 000 Euro städtischer Unterstützung in Grenzen gehalten. Diese Zugabe wird es 2012 kaum geben. Zudem haben sich die Galopper terminlich selbst ins Abseits manövriert.

Um der Fußball-EM so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen, wird mit einer Tradition gebrochen und das Derbymeeting im Sommer anders als jemals zuvor organisiert. Profis hinter den Kulissen schütteln nur den Kopf. Einheitliche Meinung: Der Beschluss, nur noch ein Wochenende zu bieten und drei Renntage erst im Anschluss an das Derby zu veranstalten, könnte ein Sargnagel für das Blaue Band in Hamburg sein.

Die Traberkollegen betrachten das Fiasko aus der Distanz. "Wir sind offen und wehren uns nicht gegen eine Doppelrennbahn", sagte Dietrich von Mutius, Geschäftsführer des Trabrennvermarkters Win Race, hinter dem die Familie Herz steht. Die Kritik, mit den Millioneninvestitionen in Bahrenfeld würden vollendete Tatsachen geschaffen und der Senat unter Druck gesetzt, weist von Mutius zurück: "Wir machen nur unsere Hausaufgaben und garantieren guten Sport in attraktivem Umfeld." Wer wisse, wie lange es noch bis zu einer klaren Entscheidung dauere?

Hinter den Rathauskulissen ist zu hören, dass die mangelnde Einheit zwischen Galoppern und Trabern die Beschlussfassung in Behörden und Senat nicht eben forciert. Bekannt ist zudem, dass der umtriebige und auch für den Sport zuständige Innensenator Michael Neumann in den Startlöchern steht: Sollte es keine klare Entscheidung geben, soll das begehrenswerte Horner Gelände in das Konzept der Hamburger Sport-Parks einfließen.