Bank-Geheimnisse: Das Abendblatt trifft Stormarner auf ihrer Lieblingsbank. Heute: Peter Heitmann, Traberchampion aus Delingsdorf.

Delingsdorf. Hier, auf seinem Gestüt Buchenhof in Delingsdorf, fühlt sich Peter Heitmann wohl. 54 Hektar Land, viel Platz für seine 70 Pferde - und für seine Familie. "Ich lebe in einer grünen Oase, die dennoch fast stadtnah ist", sagt der 62-Jährige, der sich nicht vorstellen kann, in einer Stadt zu wohnen. Er braucht die frische Luft, die Ruhe und natürlich die Vierbeiner. Der groß gewachsene Norddeutsche spricht mit ruhiger Stimme. Die Idylle des Buchenhofs scheint ein idealer Platz für jemanden zu sein, der in seinem Leben sein Hobby zum Beruf gemacht hat und hier Zeit findet zum Abschalten.

Im Jahr 1953 zog seine Familie von Hamburg-Wandsbek nach Stormarn. Er war damals gerade einmal drei Jahre alt. Sein Vater Walter Heitmann war ein erfolgreicher Trabrennfahrer und siegte in eben jenem Jahr mit Permit beim Prix d'Amérique in Paris, dem bedeutendsten Trabrennen der Welt. "Mein Leben war und ist geprägt von Pferden. Da gab es auch bei der Berufswahl gar keine Alternative", sagt der Gestütsbesitzer, der sich im Trabrennsport als Züchter, Trainer, Besitzer und Fahrer einen Namen gemacht hat. Am eindrucksvollsten ist dabei seine Bilanz als Fahrer - 4216 Siege hat er bis heute erreicht. Zwar sind die Zeiten, in denen er beispielsweise 163 Siege im Jahr (1977) einfuhr, vorbei - heute nimmt er noch an etwa 120 Rennen im Jahr teil. Doch ans Aufhören denkt noch lange nicht. Heitmann: "Bis zum 70. Lebensjahr darf ich laut den Statuten starten. Es macht mir weiter Spaß, daher fahre ich weiter."

Die Wettumsätze im Trabrennsport sind stark zurückgegangen

Und als ob diese Funktionen nicht schon ausfüllend genug wären, entschloss er sich im Mai 2009, fürs Präsidentenamt des Hamburger Trab-Zentrums (HTZ) zu kandidieren. Er wurde gewählt, in diesem Jahr erneut. Auch hier ist für ihn kein Ende in Sicht. "Ich könnte mir vorstellen, noch mehrere Male als Präsident anzutreten", sagt der zweimalige deutscher Derbysieger, der trotz der Ruhe, die er ausstrahlt, nicht lange geduldig auf einem Platz sitzen kann. Immer wieder rückt er hin und her, auch als Präsident ist er schließlich noch nicht am Ziel angekommen.

Seine Kernaufgabe beim HTZ besteht darin, den Rahmen zu schaffen, damit auf der Bahn in Hamburg-Bahrenfeld Trabrennen stattfinden können. Dies ist alles andere als selbstverständlich, da der Sport in Deutschland am Boden liegt und die Wettumsätze stark zurückgegangen sind. Heitmann trat daher nur zur Wahl an, weil er eine Zusage der Vermarktungsgesellschaft Win Race hatte, die das HTZ finanziell unterstützen würde.

Win-Race-Geschäftsführer ist Christian Herz, Sohn des Milliardärs Günter Herz. "Ohne diese Unterstützung hätte ich mir das nicht angetan. Die Zusammenarbeit klappt sehr gut, dabei gibt es gar keinen Vertrag zwischen Win Race und dem HTZ. Die Familien Herz und Heitmann kennen sich seit drei Generationen. Da zählt noch 'ein Mann, ein Wort'", sagt Heitmann, der ins Schwärmen gerät, wenn er von der kürzlich aufwendig sanierten Rennbahn in Bahrenfeld spricht. "Wir haben das beste Trabergeläuf in ganz Europa und dazu noch eine schöne Tribüne." In der aktuellen Diskussion um einen eventuellen Umzug der Traber nach Hamburg-Horn, wo mit den Galoppern zusammen eine neue Doppelrennbahn gebaut werden könnte, macht sich der Präsident für einen Verbleib der Traber in Bahrenfeld stark. "Hier sind die Zuschauer dicht dran am Geschehen, und sie können die Pferde aufgrund des neuen Führrings fast streicheln. In Horn wäre die Distanz viel größer."

Jeden Morgen um 6 Uhr füttert er die Pferde

Seit 29 Jahren ist der Mann mit den tiefblauen Augen mit Ehefrau Sabine Heitmann verheiratet, die sich bei Win Race um die Vermarktung der Trabrennbahn kümmert und derzeit einen Weihnachtsflohmarkt und ein Weihnachtstheaterstück in Bahrenfeld organisiert. Zusammen haben sie zwei Kinder: Tochter Christine, 28, und Sohn Max, 25. Beide sind auf dem Buchenhof aufgewachsen und kamen so früh in Kontakt mit Pferden. Max arbeitet heute als Industriekaufmann in Hamburg und ist auch Amateur-Trabfahrer. Christine wohnte zuletzt vier Jahre im schweizerischen Arosa und arbeitet dort als Hotelfachfrau. Auf der Trabrennbahn ist sie nur noch selten zu sehen.

Peter Heitmann kann sich dagegen ein Leben ohne Pferde nicht vorstellen. Jeden Morgen um 6 Uhr füttert er die Vierbeiner, tagsüber trainiert er etwa 25 Pferde und abends folgt die zweite Fütterung. Auf seinem Gestüt stehen ihm vier festangestellte Mitarbeiter zur Seite. Heitmann: "Ich suche gerade Verstärkung für mein Team. Dies ist alles andere als einfach." In seiner knapp bemessenen Freizeit fährt er schon mal ins Millerntorstadion, um sich die Zweitligafußballer des FC St. Pauli anzusehen. Manchmal verfolgt er die Bundesliga auch in einer Sportkneipe in der Umgebung. Bis vor fünf Jahren hat er auch regelmäßig an Turnieren des Curling Clubs Hamburg teilgenommen, doch dazu fehlt ihm nun die Zeit.

Für die Zukunft wünscht sich der viermalige deutsche Traberchampion der Berufsfahrer, der nach eigenen Angaben in Deutschland nicht auf Trabrennen wettet, dass sich wieder mehr Zuschauer für seinen Sport interessieren. "Es ist schwierig, neue Kunden zu gewinnen", sagt Heitmann. "Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Aber Jaulen und Aufgeben hilft keinem. Ich blicke positiv nach vorn."

Wenn die Aufregung mal wieder groß sei, weil etwas im Trabrennsport noch nicht so funktioniere, wie er es sich vorstelle, dann gebe es ja immer noch das Gestüt Buchenhof, auf das er sich zum Krafttanken zurückziehen könne. Im Jahr 1949, als sein Vater Walter das Gestüt erworben hatte, trug es übrigens noch den Namen "Windberg", da es einen der höheren Punkte der Umgebung darstellt. Und Heitmann weiß nur zu gut, dass dieser Name nicht ganz falsch gewählt war: "Manchmal weht es hier ganz schön."