Drei große Renntage mit insgesamt 500 000 Euro Preisgeld beginnen heute

Hamburg. Adrenalin im Oval. Unter diesem Motto startet auf der Trabrennbahn am Volkspark heute ein Pferdefestival der Extraklasse. Fast zwei Jahrzehnte mussten die Freunde des Sulkysports auf eine solche Prüfung warten: Höhepunkt des Ereignisses ist der Große Preis von Deutschland am Sonntag. In diesem Zuchtrennen für Vierjährige wetteifern 15 europäische Spitzentraber um 172 510 Euro Preisgeld. Parallel wird die für gut drei Millionen Euro renovierte Tribünenanlage in Betrieb genommen.

Eingerahmt wird der Grand Prix, der vom NDR zeitversetzt und von Sport 1 live übertragen wird, von einer Vielzahl hochkarätiger Attraktionen. Auftakt ist die heutige Abendveranstaltung (Rennbeginn 18.30 Uhr). Der Eintritt ist frei, die ersten 2000 Besucher erhalten einen Wettgutschein über fünf Euro. Am Freitag, dem "Damen-Tag", steht der mit 30 000 Euro dotierte Stuten Grand Prix auf dem Programm. Sonnabend ist Rennpause; im Zelt neben der Haupttribüne werden 50 erstklassig gezogene Jährlinge versteigert.

Der Favorit im Großen Preis von Deutschland ist aktuell unverkäuflich: Kadett C. D. mit Trainer Robert Bergh im Sulky zählt zur Farlance sechs schwedischer Gäste, die alle mit guten Chancen starten. Der dunkelbraune Hengst aus dem Besitz der früheren Eurovision-Song-Contest-Organisators Stig Stockselius gewann vergangenen Sonntag das "Europa-Derby" (350 000 Euro) für Vierjährige in Avenches. Gegner in Hamburg sind der in finnischen Farben laufende Formula One sowie die Schwedin Tamia Celeber. Aussichtsreichster Widersacher aus dem deutschen Quartett dürfte der von Roland Hülskath gesteuerte Baltimore As sein.

Mehr als 10 000 Besucher werden bis Sonntag in Bahrenfeld erwartet. An den Totokassen sollen mehr als eine Million Euro umgesetzt werden, fast ein Drittel der Jahreswetten. Preisgeld insgesamt: 500 000 Euro. Alles hat es seit Jahren nicht mehr gegeben; denn mit dem deutschen Trabrennsport im Allgemeinen und der Rennbahn am Volksbark im Besonderen geht es bergab. Mit massivem finanziellen Aufwand soll nun ein Neuanfang gewagt werden. Hinter den Investitionen steht die Familie des Milliardärs und ehemaligen Kaffeeunternehmers Günter Herz (Tchibo), deren Unternehmen Win Race das Kommando übernahm.

Zwar will Geschäftsführer Dietrich von Mutius, ein versierter Pferdemann, keine Summen nennen, doch kursieren auf der Bahn präzise Zahlen. Danach wurden 3,2 Millionen Euro aufgebracht, um die zu Jahresbeginn nach einem Brand zum Teil zerstörte Tribüne in einen hervorragenden Zustand zu versetzen, um neue Rasenflächen sowie einen Paradering zu schaffen und Stallungen zu modernisieren. Hinzu kommen etwa 600 000 Euro von der Feuerversicherung. Addiert man dazu die bereits vorgenommenen Arbeiten wie für ein neues Geläuf, sind fünf Millionen Euro Kosten noch knapp gerechnet. Dies überrascht doppelt. Weil der Rennverein, abgesehen von einem jährlich zu verlängernden Pachtvertrag, über keine Rechte auf das Grundstück verfügt. Und weil der neue Senat den Plan einer Doppelrennbahn auf dem Galopper-Hippodrom in Horn vorantreibt - finanziert durch einen Verkauf des Bahrenfelder Areals. "Wir konnten nicht länger warten", sagt von Mutius, "und mussten richtig investieren." Zum Anspruch Hamburgs passe keine "Schrebergarten-Rennbahn, sondern großer, internationaler Sport".