Schwedische Traberstute Tamla Celeber gewinnt in Bahrenfeld den Großen Preis von Deutschland. Bürgermeister verspricht Prüfung der Pläne.

Hamburg. Dass der Ehrenpreis unmittelbar vor der Siegerehrung auseinanderbrach, war das einzige Missgeschick eines insgesamt geglückten Renntags. 5600 Zuschauer auf der Rennbahn am Volkspark applaudierten dem schwedischen Fahrer Örjan Kihlström nach einer taktischen Meisterleistung. Genau im richtigen Moment hatte er seine Stute Tamla Celeber aus äußerer Spur an die Spitze dirigiert und den Großen Preis von Deutschland souverän gewonnen. Von zwei Schimmeln eskortiert wurde das Gespann vor die Tribüne geleitet.

Die 900 Sitzplätze dort waren ausverkauft, und im Außenbereich stand das Publikum dicht gedrängt. Erstmals seit zwei Jahrzehnten kam auf dem Bahrenfelder Hippodrom wieder internationale Festtagsstimmung auf. Rund 10 000 Zuschauer und fast 500 000 Euro Preisgeld während des dreitägigen Traberfestivals schufen stimulierende Rahmenbedingungen.

Unter dem Strich herrschte Einigkeit: Der Neustart ist geglückt. Sportlich. Die Zukunft der Trabrennbahn am jetzigen Ort indes ist ungewisser denn je. Zwar wollte sich Bürgermeister Olaf Scholz nicht konkret zu den Senatsplänen äußern, doch ist klar, dass die Behörden hinter den Kulissen eine Doppelrennbahn für Traber und Galopper in Horn favorisieren. Dass die Trabermacher aus dem Einflussbereich des Milliardärs Günter Herz sowie seines Sohnes Christian mit Investitionen von jetzt schon mehr als fünf Millionen Euro vollendete Tatsachen schaffen wollen, wird intern als handfeste Einflussnahme auf die Politik gewertet. "Wir werden zügig, aber ruhig die Sachlage prüfen", sagte Scholz bei seiner Bahrenfelder Traberpremiere, "und die Entscheidung nicht auf die lange Bank schieben." Bekannt ist, dass die Herz-Fraktion bereits im Rathaus vorstellig wurde.

Gestern wurde das Problem nicht thematisiert, sodass die Fahrt frei für den Sport war. Da der verletzte Mitfavorit Formula One im Deutschland-Preis nicht angespannt werden konnte, sollte Kadett C. D. nach Expertenmeinung kaum zu schlagen sein. Am Toto notierte der vierjährige Hengst 20:10 Euro. Doch kam, wie so oft beim Pferderennen, alles ganz anders. Mit seinem Trainer Robert Bergh im Sulky stieß der Traberstar aus Schweden eineinhalb Runden vor dem Ziel energisch nach vorne, legte sich wenig glücklich innen an die zweite Position - und wurde auf der Schlussgeraden wegen Galoppierens disqualifiziert.

Gegen die Siegerin Tamla Celeber, eine von nur zwei Stuten im 14-köpfigen Feld, hätte es auch bei sauberer Gangart kein Ankommen gegeben. Während sich die Besitzer aus Stockholm über 80 562 von insgesamt 172 510 Euro Preisbörse freuten, kam der einheimische Baltimore As aus dem Stall des früheren Springreiters Alwin Schockemöhle auf den zweiten Platz.

Deutschlands dreimaliger Fahrerchampion Roland Hülskath war auf der Zielgeraden außen zur Stelle und stimmte Besitzerin Marion Jauß froh. Baltimore As entstammt ihrem Gestüt Neritz bei Bad Oldesloe. Dritter wurde überraschend der skandinavische Gast Västerbo Face It, für den kurzfristig Weltmeister Heinz Wewering als Fahrer engagiert worden war. Der achtmalige Derbysieger demonstrierte dem Publikum vor dem ersten Start ein Beispiel seiner Routine, als sein Pferd Peter Pan Diamant beim Aufcantern, dem Warmmachen, mit einem Rivalen kollidierte. Der Champ bewahrte Ruhe.

Und als Rennbahnleiter Arne Wehlitz nach der finalen Entscheidung Bilanz zog, konnte er Positives vermelden: "Es hat alles gestimmt, darauf können wir aufbauen." Dazu zählte auch die erstmals in Hamburg veranstaltete Traberauktion am Sonnabend. 28 gut gezogene Jährlinge erzielten einen Versteigerungserlös von 288 700 Euro. Im Schnitt 10 311 Euro bedeuten für den hierzulande am Boden liegenden Trabrennsport ein achtbares Ergebnis.

Trotz der ungeklärten Zukunft wurde die Chance genutzt, Werbung für die Sportart in der Hansestadt zu machen. Da mehrere Rennen in die Wettbüros nach Frankreich und Schweden übertragen wurde, erwirtschafteten die Veranstalter rund 200 000 Euro Provision aus diesen beiden Ländern. Dagegen blieb der Wettumsatz an drei Veranstaltungstagen in Höhe von 707 000 Euro (273 000 am Sonntag) deutlich unter dem angestrebten Ziel von einer Million Euro.

Bereits am kommenden Donnerstag geht es am Volkspark wieder rund - dann allerdings auf Sparflamme.