Umstrittener FIFA-Präsident meint, dass Gesten und Bemerkungen nach Abpfiff wieder “vergessen“ seien. Dazu Rio Ferdinand, dunkelhäutiger Manchester-Untited Verteidiger: “So herablassend, dass es fast schon lachhaft ist“.

Zürich. Sollte ein Problem auch nach einer Partie doch noch bestehen, müssten die Offiziellen der jeweiligen Liga „die beiden Streitenden zusammenbringen und ihnen sagen: Schüttelt euch die Hände“. Zuvor hatte Blatter in einem Interview mit dem TV-Sender Al-Dschasira ein Rassismus-Problem im Fußball geleugnet. Abfällige Gesten oder Bemerkungen während eines Spiels seien nach dem Abpfiff „vergessen“, sagte der Fifa-Präsident.

Sepp Blatter hat mit Aussagen über rassistische Anfeindungen auf Fußball-Plätzen für Wirbel gesorgt. Der Präsident des Weltverbandes Fifa schrieb am Mittwoch per Kurznachrichtendienst Twitter, dass „Rassismus und Diskriminierungen jeglicher Art keinen Platz im Fußball hätten. Das habe ich immer wieder betont und werde es immer wieder betonen.“ Gleichzeitig verharmloste der Schweizer aber Vorkommnisse mit rassistischem Hintergrund als etwas, das „in der Hitze des Gefechts“ passieren könne: „Das soll keine Entschuldigung sein, aber manchmal werden in hitzigen Situationen gewisse Dinge auf dem Spielfeld gesagt und getan.“

Der dunkelhäutige Manchester-United-Verteidiger und englische Nationalspieler Rio Ferdinand reagierte per Twitter entrüstet auf die Äußerungen Blatters. Er sei „erstaunt“ über die Aussagen des Fifa-Präsidenten und bezeichnete den Kommentar Blatters als „so herablassend, dass es fast schon lachhaft ist“. Er sei dumm gewesen zu glauben, dass der „Fußball eine Führungsrolle im Kampf gegen Rassismus“ übernommen habe, schrieb Ferdinand.

Die Fifa-Krise: Öffnet Blatter nun die Gerichtsakten?

Blatter meldete sich noch am Mittwochabend mit einer weiteren Mitteilung zu Wort, dieses Mal auf der Webseite der Fifa, wo er die ganze Angelegenheit als „Missverständnis“ bezeichnete. „Was ich mit meinen Äußerungen zum Ausdruck bringen wollte, ist, dass Fußballspieler während einer Partie ’Kämpfe’ mit ihren Gegenspielern austragen und dabei manchmal Dinge passieren, die nicht passieren sollten“, schrieb Blatter. „Normalerweise gibt man sich nach dem Schlusspfiff die Hand und entschuldigt sich beim Gegner, wenn es während der Partie zu einer Konfrontation gekommen ist.“ Er wolle das Rassismus-Problem im Fußball keinesfalls kleinreden.

Zuletzt sorgten vor allem in England Rassismus-Vorwürfe für Schlagzeilen. Dem Kapitän der englischen Nationalmannschaft, John Terry, wurde vorgeworfen, seinen Gegenspieler Anton Ferdinand, den Bruder von Rio Ferdinand, in einem Erstligaspiel rassistisch beleidigt zu haben. Am Mittwoch erhob der englische Verband (FA) zudem Anklage gegen den Liverpooler Spieler Luis Suarez, weil er Manchester Uniteds Verteidiger Patrice Evra wegen dessen „Herkunft, Hautfarbe oder Rasse“ verunglimpft haben soll. (dapd)