Die Top-Vereine drohen damit, sich von der Fifa und Uefa abzuspalten, sollten diese den Korruptionsskandal nicht unter Kontrolle bekommen.

Hamburg. Am Dienstag verkündete Karl-Heinz Rummenigge, Präsident der European Club Association, der europäische Fußballwelt sei "bereit für eine Revolution". Was das genau bedeuten könnte: eine Abspaltung von rund 190 Vereinen, darunter dem HSV, Bayern München und Borussia Dortmund, vom Weltverband Fifa und dessen Tochterverband Uefa. Es wäre zwar der radikalste, aber inzwischen nicht mehr undenkbarste Schritt, den die europäischen Top-Vereine in Erwägung ziehen.

Die Folgen für die Fußballlandschaft wären dennoch gravierend, da die Klubs dann nicht mehr den Fifa- und Uefa-Regularien unterliegen würden.

Detailliert bedeutet das, dass Vereine unter anderem nicht mehr dazu verpflichtet wären an der Champions League oder Europa League teilzunehmen. Die Königsklasse müsste also möglicherweise ohne die Könige des Fußballs aus Barcelona, Manchester, Madrid oder München stattfinden. Ein für Fußballfans undenkbares Szenario, und mit Sicherheit das Ende des europäischen Klubwettbewerbs.

Ersatz wäre aber garantiert, da die Abspaltung der Vereine von Fifa und Uefa auch die Gründung einer neuen „Super League“ bedeuten würde. Aus dieser, so sind sich die Mitglieder der ECA sicher, ließe sich sogar deutlich mehr Geld für die teilnehmenden Vereine schöpfen.

Dem Weltverband Fifa würde neben dem drohenden Wegfallen der europäischen Wettbewerbe, vor allem eine zugespitzte Politik von Seiten der Vereine zusetzten. Diese zeichnet sich zwar jetzt schon in spitzen Bemerkungen vieler europäischer Vereins- und Ligafunktionäre bezüglich der Korruptionsvorwürfe ab, würde bei einem Bruch zwischen Klubs und Verbänden jedoch zusätzlich zu einer Verschiebung der Machtverhältnisse führen.

So wäre das Freistellen von Spielern für Partien der Nationalmannschaften, insbesondere für Freundschaftsspiele, keine Selbstverständlichkeit mehr. Noch ziehen die Vereine bei diesem Thema zwar den Kürzeren, entfielen jedoch die bestehenden Fifa-Regularien nach einer Abspaltung, so wäre die Freistellung eines Spielers nur noch gegen eine (hohe) finanzielle Absicherung möglich.

Zu dem Bruch zwischen Fifa/ Uefa und der ECA könnte es bereits 2014 kommen. Dann läuft die Absichtserklärung ab, die beide Verbände im Januar 2008 unterzeichnet hatten. Der Zeitpunkt des Vertragsauslaufs ist nicht nur in naher Zukunft gelegen, sondern auch deshalb prekär, weil im selben Jahr die Weltmeisterschaft in Brasilien stattfindet.

Ebenfalls 2014 hat sich der HSV vorgenommen, wieder in der Champions League zu spielen. Möglich, dass die Hamburger bei ihrem ehrgeizigen Ziel nicht an schwachen Leistungen, sondern einer Umstrukturierung scheitern. Zwar zählt der Verein nicht zu den Strippenziehern der ECA (das sind die neuen Großen Manchester United, Barcelona, Liverpool, AC Milan, Real Madrid, Arsenal, Inter, Chelsea und Bayern München), allerdings würde der HSV als Mitglied des Verbands allein wegen der besseren Ausgangslage bei einer Abspaltung mit den Topklubs mitziehen.

Das Auskommen der von Rummenigge angestoßenen Revolution ist noch weder für den HSV noch für die anderen Vereine absehbar. Am Ende bleibt nur zu hoffen, dass die Fußballfans nicht die Leittragenden sind.