Nach einer zweitägigen Sitzung des Fifa-Exekutivkomitees wurden im Kampf gegen die Korruption vier neue “Task Forces“ gegründet.

Zürich. Fifa-Präsident Joseph Blatter will ein neues Wertesystem etablieren und für weniger Korruption und mehr Transparenz in den Reihen des Weltverbandes sorgen. Eine tragende Rolle bei der Umsetzung dieser notwendig gewordenen Gedanken soll der Deutsche-Fußball Bund (DFB) übernehmen. Vier Monate nach seiner Wiederwahl hat der oberste Fußball-Funktionär seinen Reformwillen unterstrichen. Bei der Neuausrichtung der Fifa baut er vor allem auf die Unterstützung von DFB-Präsident Theo-Zwanziger und "Kaiser" Franz Beckenbauer.

Überraschend kündigte Blatter zudem an, dass die Akten der ISL-Bestechungsaffäre geöffnet werden. Diese brisanten Dokumente waren jahrelang unter Verschluss geblieben. Als Konsequenz könnten hochrangige Funktionäre schon bald in arge Schwierigkeiten geraten.

„Der Fußball-Weltverband ist nicht korrupt, aber vielleicht sind es einige Mitglieder. Ich bin glücklich, dass wir diese Reformen einstimming beschließen konnten. Wir wollen nicht in der Vergangenheit schwelgen. Wir wollen mit großen Schritten in eine positive Zukunft ohne Betrug und Korruption gehen“, sagte der 75-Jährige am Freitag im „Home of FIFA“ in Zürich.

Nach einer zweitägigen Sitzung des FIFA-Exekutivkomitees wurden im Kampf gegen die Korruption vier neue „Task Forces“ gegründet. Jurist Zwanziger wird wie erwartet die „Task Force Statuten-Kommission“ anführen, Beckenbauer ist Vorsitzender der „Task Force Football 2014“. Dieses Gremium kann Vorschläge erarbeiten für das International Board, das alleine Regeländerungen beschließen darf. Zur sogenannten „FIFA Task Force Football 2014“ gehören neben dem Vorsitzenden Beckenbauer auch die Legenden Pele und Bobby Charlton sowie Cafu und Christian Karembeu.

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Zudem gründete die FIFA sowohl eine Task Force für mehr Transparenz als auch eine „Task Force Ethik-Kommission“. Damit will FIFA-Boss Blatter den Weltverband grundsätzlich reformieren, nachdem insbesondere die doppelte Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar wegen massiver Korruptionsvorwürfe ins Zwielicht geraten war. „Ich kann nicht für alle Mitglieder die Hand ins Feuer legen. Aber ich verspreche, dass wir den Kampf gegen Korruption und für mehr Transparenz mit aller Macht angehen“, sagte Blatter.

Das Exekutivkomitee bestätigte deshalb auch die von Blatter nach seiner Wiederwahl am 1. Juni angekündigten Reformen bei der zukünftigen Vergabe der Weltmeisterschaften. Damit wird das Exekutivkomitee, die skandalumwitterte Weltregierung des Fußballs, in Zukunft nur noch eine Vorschlagsliste abgeben. Entscheiden über die WM-Vergabe werden dagegen alle 208 Mitgliedsländer der FIFA in einer Abstimmung.

Allerdings droht Blatter in den kommenden Tagen einmal mehr Ungemach. Der nach Korruptionsvorwürfen zurückgetretene Ex-FIFA-Vizepräsident Jack Warner (Trinidad und Tobago) hat in einem Brief an die Zeitung „Trinidad Guardian“ angekündigt, dass er Blatter schwer belasten werde. „Die Wahrheit ist, dass es viel zu sagen gibt darüber, wie die FIFA ihre Geschäfte führt. Ich habe in der Vergangenheit einen Tsunami angekündigt, der die FIFA treffen wird, und dieser wird kommen“, schrieb Warner in dem Brief: „All die wahren ’Geschenke’, die Blatter gemacht hat, um seine beiden Wahlen zu sichern, werden den Leuten die Mägen umdrehen.“

Auf diese Vorwürfe reagierte Blatter am Freitag nicht. Vielmehr kündigte der Schweizer überraschend an, dass der Weltverband den Strafprozess gegen die frühere Vermarktungs-Agentur ISL mit Hilfe externer Ermittler neu aufrollen will. 2008 waren während des Strafprozesses gegen die ISL Schmiergeld-Zahlungen an Funktionäre der FIFA, des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und anderer Verbände in Höhe von 138 Millionen Franken öffentlich geworden. Das Verfahren wurde eingestellt, nachdem die Begünstigten Rückzahlungen geleistet hatten.

Nun könnten die Namen von hochrangigen Funktionären publik werden, die von der mittlerweile bankrotten ISL bestochen worden sein sollen. „Der Fall ISL hat schon viel Unruhe verursacht. Heute hat das Exekutivkomitee auf meine Bitte beschlossen, diese Akte zu öffnen. Das ist eine Akte mit rechtlichen Auswirkungen, und wenn Maßnahmen zu ergreifen sind, wird das nicht das Exko tun, sondern eine externe Organisation“, sagte Blatter.