Am Sonntag sitzt HSV-Sportchef Frank Arnesen in Freiburg für ein Spiel auf der Trainerbank. Eine Ausnahme ist sein Fall aber keineswegs ...

HAMBURG. Weil Rodolfo Cardoso nicht die nötige Lizenz hat, muss HSV-Sportdirektor Frank Arnesen am Sonntag in Freiburg vor dem Amtsantritt von Thorsten Fink für ein einziges Spiel auf der Trainerbank sitzen. Es ist nicht die erste skurrile Interimslösung der Fußball-Geschichte:

Fortuna Kölns allmächtiger Präsident Jean Löring war wohl der Interimstrainer mit der kürzesten Amtszeit. Am 15. Dezember 1999 platzte dem „Schäng“ der Kragen: In der Halbzeit (!) der Partie gegen Waldhof Mannheim entließ er Trainer Toni Schumacher beim Stand von 0:2 und setzte sich kurzerhand selbst auf die Bank. „Ich als Verein musste doch reagieren“, sagte der Sonnenkönig später. Fortuna verlor am Ende mit 1:5 und stieg ab.

„Ich habe keine Hoffnung mehr und nach dieser Leistung aufgegeben“, sagte Thomas Hörster als Trainer des abstiegsbedrohten Werksklubs Bayer Leverkusen nach einer 1:4-Pleite beim Hamburger SV. Nach dieser Aussage war der eigentlich gar nicht als Kurzzeitlösung vorgesehene Nachfolger von Klaus Toppmöller ganz schnell Geschichte. „Wenn ein Trainer so etwas sagt, muss man ihn nicht entlassen, sondern erschießen“, meinte Udo Lattek. Zumindest Klaus Augenthaler hatte noch Hoffnung und rettete Bayer vor dem Abstieg.

Legendär ist das Intermezzo von „Retter“ Rolf Schafstall bei Dynamo Dresden Anfang 1999. Der frühere Bundesliga-Trainer fand in Sachsen „nur Dreck, wo Du hinguckst. Ich komme in die Kabine - da steht keiner auf, da hört keiner zu - kein Anstand. Lauter Ossis. Soll ich dafür Sorge tragen, daß die im richtigen Moment nicht den Tritt in den Arsch bekommen haben?“ Selbigen bekam er daraufhin von Dynamo-Präsident Klaus Deubel.

Es war alles geregelt: Ein Jahr, dann sollte wieder Schluss sein für Rudi Völler als Trainer der Nationalmannschaft. Doch weil Christoph Daum, der Mann mit dem „absolut reinen Gewissen“, der Rechtsmedizin ein nicht ganz so reines Haarbüschel für seine Drogenanalyse überließ, musste Völler nach der EM 2000 etwas länger aushelfen.

500.000 Mark soll Udo Lattek im Jahr 2000 kassiert haben, als er für fünf Spiele Borussia Dortmund übernommen hat. Der damals 65-Jährige wirkte an der Seitenlinie zwar nicht mehr taufrisch, hatte aber markige Sprüche im Gepäck. Er wolle „jeden persönlich in den Hintern treten und öffentlich an die Wand nageln“ sagte er seinen Stars, wenn sie sich nicht aufopferten. Hat geklappt. Lattek hielt mit dem BVB die Klasse und hat seitdem eine Anekdote mehr zu erzählen.

Bei den großen Bayern aus München hat Franz Beckenbauer (übrigens ohne Trainerlizenz) gleich zweimal Handauflegen müssen. Erst nach der Entlassung von Erich Ribbeck (27.12.1993), da hat der Kaiser noch die Meisterschaft geholt. Zwei Jahre später gewann er als Nachfolger von Otto Rehhagel noch den Uefa-Pokal. Der Nachfolger von Beckenbauer hieß witzigerweise zweimal Giovanni Trapattoni.

Nur sieben Tage nach seiner Verpflichtung wurde Trainer Reinhold Fanz beim Karlsruher SC Anfang 2005 entlassen. Grund: Der Hauptsponsor EnBW hatte Fanz öffentlich „das sportliche und persönliche Format“ abgesprochen, den KSC „nach vorne oder gar in die erste Liga zu bringen“ und mit der Einstellung der Unterstützung gedroht. Utz Claasen, damals Vorsitzender von EnBW, hatte die Verpflichtung als „Provokation des Vereins“ und Affront gegen sich gewertet. Acht Jahre zuvor hatte Fanz dem Manager jeglichen Fußballsachverstand abgesprochen.

Gleich zweimal half Bernard Dietz beim VfL Bochum aus. Im Oktober 1999 folgte er für anderthalb Monate auf Ernst Middendorp, zu Beginn der Zweitliga-Saison 2001/2002 auf Rolf Schafstall, der zuvor den Abstieg als Feuerwehrmann nicht verhindert hatte. Dass Dietz’ zweite Amtszeit ebenfalls nur ein Intermezzo darstellte, lag an Dietz selbst. Der Kapitän der Europameistermannschaft von 1980 hatte nach einem halben Jahr auf das „Haifischbecken Profifußball“, wie er es nannte, schlicht keine Lust mehr.

Anfang des Jahres löste Pierre Littbarski den erfolglosen Steve McClaren beim VfL Wolfsburg ab und machte indirekt die Arbeitsweise von Felix Magath für den Absturz des Meisters von 2009 verantwortlich. Die Quälix-Methoden laugten die Spieler über einen längeren Zeitraum aus, sagte Littbarski, der nach fünf Wochen wieder weichen musste, für: Magath! Seitdem darf Littbarski für Magath die Hütchen aufstellen.

90-60-90 statt 4-3-3: In Italiens Serie A wurde Serse Cosmi nach 36 Tagen beim US Palermo wieder durch seinen Vorgänger Delio Rossi ersetzt. Da hatte sich das Team gerade an die ungewöhnliche Spielvorbereitung Cosmis gewöhnt, der vor jedem Auswärtsspiel Pornofilme zeigte, um den Zusammenhalt der Mannschaft zu fördern. (sid)