Im Prozess gegen Schwenker und Serdarusic ist der dänische Gesellschafter der Rhein-Neckar-Löwen über mehrere Stunden befragt worden.

Kiel. Im Verfahren um den angeblichen Bestechungsskandal beim deutschen Handball-Rekordmeister THW Kiel bezweifeln die Verteidiger die Glaubwürdigkeit des Hauptbelastungszeugen Jesper Nielsen. Dessen Erinnerungen an ein Gespräch mit dem angeklagten ehemaligen THW-Manager Uwe Schwenker seien „farblos und detailarm“ sowie voller Widersprüche, sagte Schwenkers Verteidiger Michael Gubitz am dritten Prozesstag vor dem Kieler Landgericht.

Der dänische Gesellschafter des Bundesliga-Konkurrenten Rhein-Neckar Löwen hatte Schwenker am Mittwoch schwer mit seiner Aussage belastet. Der ehemalige THW-Manager habe die Bestechung der polnischen Schiedsrichter des Champions-League-Finals 2007 in einem persönlichen Gespräch eingeräumt. Nielsen bekräftigte am Freitag, von den Gerüchten erstmals am 1. Februar 2009 am Rande der Handball-WM in Zagreb erfahren zu haben.

Die Verteidigung versuchte hingegen zu belegen, dass die Löwen die Gerüchte um angebliche Schiedsrichter-Bestechungen bei den Verhandlungen über Wechsel der beiden THW-Spieler Nikola Karabatic und Vid Kavticnik als Druckmittel nutzten. Während die Kieler 3,5 Millionen Euro für das Duo verlangten, boten die Mannheimer nur 1,3 Millionen. „Die Erpressungsvariante steht weiter im Raum“, sagte Gubitz.

Als Beleg wertete die Verteidigung eine unterzeichnete Absichtserklärung, wonach Karabatic bereits im Sommer 2009 wechseln sollte. Sein Vertrag in Kiel galt jedoch bis 2012. Nielsen konnte sich am Freitag nicht daran erinnern, einen Vorvertrag mit Karabatic gesehen zu haben.

Verteidiger Gubitz sieht Nielsens Aussagen in wichtigen Punkten widerlegt. Nielsen sei „der zentrale Zeuge, weitere Beweismittel sind dritt-, viert- oder fünftrangig“. Somit gebe es in dem Verfahren eine „klassische Aussage-gegen-Aussage-Konstellation“. Oberstaatsanwalt Axel Goos wies dies jedoch zurück: „Herr Nielsen ist nicht zentraler Zeuge der Staatsanwaltschaft, er ist ein Zeuge der Staatsanwaltschaft.“

Schwenker, der mitangeklagte Kieler Ex-Trainer Noka Serdarusic und die beiden polnischen Final-Schiedsrichter haben die Vorwürfe der Bestechung und der Bestechlichkeit stets bestritten. Am Donnerstag wird der Prozess mit der Befragung von THW-Gesellschafter Hubertus Grote fortgesetzt werden. Er war bei jenem Treffen zwischen Schwenker und Nielsen am Rande der Handball-WM dabei. Der Prozess wird voraussichtlich bis ins kommende Jahr andauern. (dapd)