Nach der gescheiterten Bewerbung für die Spiele 2018 will DOSB-Chef Thomas Bach nun den Wettbewerb für einen neuen Anlauf 2022 prüfen.

Durban. Thomas Bach, 57, wirkte am Morgen nach dem Münchner K. o. von Durban noch immer wie ein angeschlagener Boxer. "Unser Bid Book ist zu Staub zerfallen. Diese Enttäuschung steckt man nicht so leicht weg", sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes nach der gescheiterten Bewerbung für die Winterspiele 2018. Mitten im Frust gab es auch Ermunterung: "Viele Kollegen haben mir die logische Erklärung für ihr Votum zugunsten Pyeongchangs gegeben."

Während der IOC-Vizepräsident darüber sinnierte, "welches Gute das Schlechte haben könnte", lieferten IOC-Kollegen die Antwort. "Das klare Votum gegen München war getragen von der Überzeugung, dass die Koreaner nach zwei gescheiterten Bewerbungen dran waren", sagte Rene Fasel, Präsident des Eishockey-Weltverbandes: "Was in Durban passiert ist, könnte Bach helfen, wenn er 2013 Nachfolger von Jacques Rogge als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees werden will. Etliche denken: Wir haben dich mit München hängen lassen. Das machen wir jetzt wieder gut." Asiatische IOC-Mitglieder hatten zuvor gesagt: "München können wir nicht wählen - aber 2013 Bach." Auch in der Stunde des Fehlschlags hält sich der Wirtschaftsanwalt hinsichtlich möglicher Ambitionen auf die Rogge-Nachfolge bedeckt. Auf die Frage, ob die Entscheidung von Durban seine persönliche Perspektive verändere, sagte Bach: "Da es eine solche Planung nicht gibt, kann sie auch nicht beeinträchtigt werden."

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Was Bach derzeit mehr tangiert, ist: "Die Wahl war von der Entschlossenheit, in neue Märkte zu gehen, und zugleich von Mitleid geprägt. Wir müssen nun analysieren: Wenn es sich um eine Grundsatzentscheidung für 2018 handelt, könnte dies neue Türen öffnen. Wenn es eine Richtungsentscheidung war, dass auch in Zukunft neue Märkte gefragt sind, wird es schwieriger."

Auch Bach wird sich fragen, ob er die Signale der IOC-Kollegen, dass Pyeongchang dran sei, zu sehr überhört hat. Doch es gab keine Alternative: "Als wir uns zur Bewerbung entschieden, sah es so aus, dass Pyeongchang nicht mehr antreten würde." Nun will Bach prüfen, "wie der Wettbewerb 2022 ist", wie die sportlichen und politischen Ebenen im Lande sich zu einem erneuten Anlauf stellen: "Schon nach meiner Rückkehr nächste Woche wird es Gespräche geben, um die Analyse nach vorn zu treiben." Münchens Bürgermeister Christian Ude (SPD) sagte dazu: "Die Höhe der Niederlage war eine besonders bittere Pille. Wir werden sehr sorgfältig prüfen, ob nach nur 25 von 95 Stimmen eine erneute Bewerbung Sinn macht."