Die Winterspiele 2018 gehen nach Pyeongchang. Wie zuvor Berchtesgaden, Berlin und Leipzig verliert auch München den Kampf um Olympische Spiele. Tritt Hamburg 2021 noch einmal an?

Durban/Hamburg. Frontfrau Katarina Witt flüchtete mit Tränen in den Augen vor jubelnden Koreanern aus dem Saal, während Bundespräsident Christian Wulff seinem Kollegen Lee Myung-bak artig gratulierte. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat in Durban (Südafrika) die Winterspiele 2018 nach Pyeongchang vergeben. Die Südkoreaner erhielten im ersten Wahlgang mit 63 Stimmen die absolute Mehrheit, für München votierten 25 Delegierte, für den französischen Wintersportort Annecy sieben. Nach Berchtesgaden (1992/Winter), Berlin (Sommer/2000) und Leipzig (Sommer/2012) scheiterte damit die vierte deutsche Olympiabewerbung in Folge.

"Kaum ein Kandidat gewinnt beim ersten Mal, die Koreaner haben drei Anläufe gebraucht. München sollte sich für 2022 noch mal bewerben, dann hätte es gute Gewinnchancen", sagte IOC-Marketingchef Gerhard Heiberg, ein Norweger. Ob München in vier Jahren wieder antritt, "müssen wir nun in Ruhe überlegen", erklärte Thomas Bach, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).

Fakt ist: Der Aufbruch in neue Märkte hat sich nach den Wahlsiegen von Sotschi (2014/Winter) und Rio (2016/Sommer) beim IOC erneut durchgesetzt. München konnte mit seinen Argumenten - Tradition, Sportbegeisterung, Nachhaltigkeit, Umweltschutz - nur eine Minderheit überzeugen. Ob der DOSB dennoch an einer Kandidatur für Winterspiele festhält oder auf eine Bewerbung für Sommerspiele umschwenkt, wie es das ehemalige deutsche IOC-Mitglied Roland Baar empfiehlt, hängt von der Analyse der Niederlage ab.

+++ Kommentar: Votum für neue Märkte +++

Sie ist auch entscheidend für die Frage, ob Hamburg seine einstigen Olympiaambitionen früher als geplant wieder aufleben lassen kann. Günter Ploß, der Präsident des Hamburger Sportbundes, erteilte solchen Überlegungen eine Absage: "Eine Olympiabewerbung ohne soliden Unterbau ist sinnlos. Stattdessen ist ein tiefer gehendes Konzept erforderlich, das alle Bereich des Sports abdecken muss." Sportsenator Michael Neumann (SPD) arbeitet deshalb gerade eine Strategie für die nächsten zehn Jahre aus, an deren Ende 2021 eine Olympiabewerbung stehen könnte. "In jedem Fall sollte die knapp gescheiterte Münchner Kandidatur andere deutsche Bewerber ermutigen, sich weiter für die Veranstaltung sportlicher Großereignisse zu bewerben", sagte Handelskammer-Präses Fritz Horst Melsheimer.

Für Infrastrukturprojekte in und um Hamburg dürfte die Niederlage Münchens indes förderlich sein. "Für die Forderung aus Bayern nach zusätzlichen Mitteln für den Ausbau von Straßen- und Schienenverbindungen fehlt jetzt die Grundlage", sagte Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Jost de Jager (CDU) dem Abendblatt. Bayern ist einer der härtesten Konkurrenten im Kampf um die knappen Bundesbaumittel, aus denen die A 20 oder die Trassen zur Fehmarnbeltquerung finanziert werden. Freuen dürfen sich auch die Befürworter des geplanten Ausbaus der S-Bahn 4 von Hamburg über Ahrensburg nach Bad Oldesloe. Das Projekt soll aus dem Bund-Länder-Topf finanziert werden, den Bayern für einen Olympia-S-Bahn-Tunnel in München anzapfen wollte.

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