Das Thema Michael Ballack ist bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft noch lange nicht ausgestanden. DFB-Präsident Theo Zwanziger forderte den ehemaligen Kapitän auf, sich bei Joachim Löw für seine Äußerungen gegenüber dem Bundestrainer zu entschuldigen.

Köln. Michael Ballack will den Streit mit Joachim Löw im Moment nicht weiter anfachen, aber Theo Zwanziger gießt reichlich Öl ins Feuer. Der DFB-Präsident forderte den langjährigen Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft noch einmal energisch auf, sich beim Bundestrainer Löw für seine Äußerungen zu entschuldigen. „Er hat sich in dieser unschönen Diskussion eindeutig in der Wortwahl vergriffen. Er muss sich, wie das echte Männer machen, bei Joachim Löw entschuldigen. Dann, denke ich, ist der Bundestrainer auch bereit, Michael Ballack den Abschied zu ermöglichen, der dieser großen Sportlerpersönlichkeit gebührt“, sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes dem Nachrichtenmagazin Focus.

Zwanziger ergreift in dem Interview eindeutig Partei für Löw und schiebt Ballack den Schwarzen Peter zu. „Diese Sache liegt jetzt ausschließlich in den Händen von Michael Ballack“, sagte der 66-Jährige, der weiß, dass spätestens vor dem nächsten Länderspiel am 10. August in Stuttgart gegen Brasilien das Thema Ballack wieder hochkochen wird.

Ballacks Berater Michael Becker hat die Forderungen nach einer Entschuldigung zurückgewiesen. „Auch nach intensivstem Nachdenken wissen wir nicht, weshalb und wofür sich Michael Ballack bei Joachim Löw entschuldigen sollte“, sagte Becker der WAZ (Montagausgabe).

Bayer Leverkusens Sportchef Rudi Völler forderte derweil ein klärendes Gespräch zwischen Zwanziger und Ballack. „Meine Meinung ist: Der DFB-Präsident sollte lieber mal persönlich mit Michael Ballack reden und nicht nur über die Medien kommunizieren“, sagte Völler der Bild.

Am Sonntagnachmittag unterstrich Zwanziger nach einem Treffen mit den deutschen Fußballerinnen in Düsseldorf seinen Standpunkt. „Ich habe nichts anderes gesagt als vor vier Wochen. Ich hätte mir gewünscht, dass es im richtigen Rahmen beim Brasilien-Spiel einen würdigen Abschied gibt. Michael Ballack lehnt das bis heute ab. Ich kann das nicht herbeiführen, das ist allein die Sache von Michael Ballack“, erklärte der Verbandsboss.

Der DFB hatte Ballack, der in der Planung von Löw keine Rolle mehr spielt, angeboten, in der Schwaben-Metropole eine würdigen Abschied aus dem DFB-Team zu feiern. Der 98-malige Nationalspieler hatte dieses „Gnadenbrot“ aber abgelehnt und seinerseits Löw der Lüge bezichtigt. Ballack, der sich zurzeit mit seinem Klub Bayer Leverkusen im Trainingslager in Zell am Ziller befindet, hält sich in dieser Angelegenheit derzeit bedeckt. Auf die Frage, ob er noch einmal gegen den Bundestrainer nachlegen wolle, antwortete Ballack im Express: „Nein. Ich habe alles gesagt.“

Gesagt ja, aber möglicherweise noch nicht alles gezeigt. Nach Express-Informationen hat Ballack diverse Textnachrichten von Löw auf seinem Handy gespeichert. Die SMS können angeblich belegen, dass Ballack die Wahrheit gesagt hat.

Ob und wann sich der 34-Jährige noch einmal zu Wort meldet, ist ungewiss. Zwanziger, der sich in den vergangenen Wochen als Vermittler angeboten hatte, kann sich einen Auftritt Ballacks gegen Brasilien aber weiterhin vorstellen. „Nachtragend sind wir nicht, die Tür für Michael Ballack bleibt beim DFB immer offen. Ballack hat nach wie vor einen ehrenvollen Abschied verdient. Zeitnah zum Ende seiner Laufbahn. Das ist nach wie vor die Möglichkeit in Stuttgart. Das ist das Angebot, das wir ihm machen“, hatte der DFB-Boss vor rund zwei Wochen erklärt und hinzugefügt: „Und ganz ausschließen, dass es doch zu diesem Abschied kommt, will ich das trotz der bisherigen Absage von Michael Ballack nicht.“ Ballack selbst hatte das Angebot allerdings als eine „Farce“ bezeichnet.

Dem widersprach Zwanziger vehement: „Ich weiß nicht, ob man dieses Spiel gegen Brasilien falsch einschätzt. Ich empfinde es als tolle Geste, dass man einen langjährigen Kapitän, der Großes für den deutschen Fußball geleistet hat, gerade in einem Klassiker wie gegen Brasilien die Chance gibt, sich von der Mannschaft und von seinen Fans zu verabschieden. Ich halte das für ein tolles Angebot und bin ein bisschen traurig, dass das Umfeld von Michael Ballack ihn da anders beraten hat.“ (sid)