Boxer Wladimir Klitschko ist nach dem Sieg gegen David Haye Weltmeister der Verbände WBO, IBF und IBO. Das Abendblatt sprach mit dem Champion.

Hamburg. Wladimir Klitschko hat seinen dritten WM-Titel erobert und zum ersten Mal in der Geschichte des Schwergewichtsboxens alle vier WM-Titel in einer Familie vereint. Der 35 Jahre alte Ukrainer besiegte Sonnabendnacht in Hamburg den Briten David Haye (30) nach zwölf Runden nach Punkten mit 3:0-Richterstimmen und ist nun Champion der Verbände IBF, WBO und WBA. Den WM-Gürtel des vierten Verbandes trägt Bruder Witali Klitschko, der Weltmeister nach der Version der WBC ist. Nach dem Kampf sprach das Hamburger Abendblatt mit dem Sieger.

Hamburger Abendblatt: Wladimir, Sie hatten angekündigt, David Haye auf der Pressekonferenz die passenden Worte zu seinen vielen Provokationen im Vorfeld zu sagen. Was also ist Ihre Antwort?

Wladimir Klitschko: Ich denke, die Antwort hat jeder im Ring gesehen. David Haye hat Respekt dafür verdient, dass er überhaupt zur Pressekonferenz gekommen ist. Es haben mich schon viele Gegner im Vorfeld beleidigt, und dann haben sie sich nach dem Kampf nicht mehr unter meine Augen getraut.

Das heißt, Sie haben Haye alle seine Ungezogenheiten verziehen?

Klitschko: Das mit dem T-Shirt mit meinem abgeschlagenen Kopf, das fand ich wirklich widerlich, und es war bestimmt nicht cool. Es hat mich richtig genervt. Aber letztlich bekommt jeder den Platz im Leben, den er verdient, und das Ergebnis des Kampfes spricht für sich selbst.

War Haye nun tatsächlich der stärkste Gegner Ihrer Karriere?

Klitschko: Es kommt nicht so oft vor, dass ich mit Wunden im Gesicht auf einer Pressekonferenz sitze, deshalb gebührt ihm Respekt. Er war zwölf Runden lang fokussiert, vor allem aber hat er es verstanden, sich selbst zu schützen und Schläge zu vermeiden. Er war sehr schnell. Aber letztlich reicht das nicht, um ein richtiger Schwergewichts-Weltmeister zu sein. Dazu muss man auch groß und schwer sein. Deshalb denke ich, dass Haye auch nicht ins Schwergewicht gehört.

Er hat gesagt, er hätte gern ein Rematch. Gibt es eine Chance?

Klitschko: Ich hatte nicht das Gefühl, dass er es wirklich will. Er wurde ja dazu gedrängt, es zu sagen. Aber es ist jetzt zu früh, über so etwas zu spekulieren. Ich sage nur eins: Beim nächsten Mal knocke ich ihn aus. Er sollte mein 50. K.-o.-Opfer werden. Leider hat das nicht geklappt.

Tatsächlich fürchten viele Fans nun die große Langeweile, da Sie selbst Ihren stärksten Gegner so klar besiegt haben. Was kommt als nächstes?

Klitschko: Ehrlich gesagt weiß ich das auch nicht. Aber uns wird schon etwas Gutes einfallen.

Sie haben jetzt alle vier Titel in der Familie. Was kann es da noch für Ziele geben?

Klitschko: Ich muss darüber erst einmal nachdenken, schließlich waren wir noch nie in dieser Situation. Ich bin vor allem froh, dass mein Bruder Vitali und ich diesen Traum jetzt wahr gemacht haben. Das bedeutet mir sehr viel, aber ich muss auch ehrlich sagen, dass dieser Sieg für mich keine Überraschung war. Das soll nicht arrogant klingen, ich war einfach überzeugt, dass Haye mich nicht besiegen kann.

Im Vorfeld haben viele Experten gesagt, dieser Kampf könnte der sein, der Ihre Karriere definiert. Würden Sie sagen, dass Sie endlich zum uneingeschränkten Weltmeister Ihrer Klasse geworden sind?

Klitschko: Ja, ich denke, dass das niemand mehr bestreiten kann. 2004 lag ich am Boden, damals hatte ich zwei WM-Kämpfe in Serie verloren, und nicht viele haben an mich geglaubt. Ich selbst schon! Und dass ich jetzt da stehe, wo ich stehe, ist für mich eine große Genugtuung. Deshalb kann ich heute allen meinen Kritikern mit gutem Gewissen zurufen: Fresst Eure Worte! Darüber freue ich mich riesig, und das möchte ich jetzt genießen.