George Foreman, 62, wurde 1973 erstmals Weltmeister. Heute arbeitet er als TV-Kommentator

Hamburger Abendblatt: 1. Welchen Stellenwert hat der Kampf zwischen Wladimir Klitschko und David Haye für das Schwergewichtsboxen aus Ihrer Sicht?

George Foreman: Es ist der größte Kampf seit fast zehn Jahren, als sich Lennox Lewis und Mike Tyson gegenüberstanden. Es ist ein historischer Kampf, und Hamburg sollte stolz sein, Gastgeber für ein solches Event sein zu dürfen, das weltweite Beachtung finden wird. Auch wenn David Haye in den USA nicht sehr bekannt ist, ist es der interessanteste Kampf, den es derzeit geben kann. Und dass es zwei Europäer sind, die kämpfen, spricht für die Klasse, die mittlerweile in Europa herrscht.

2. Häufig sind Kämpfe, die im Vorfeld hohe Erwartungen schüren, eine Enttäuschung, weil sie nicht halten, was sie versprechen. Was versprechen Sie sich von diesem Kampf?

Foreman: Ich glaube, dass es ein großartiger Kampf wird, weil zwei total unterschiedliche Stile aufeinandertreffen. Auf der einen Seite Klitschko, ein Boxer, der es wie kein Zweiter versteht, sich vor Schlägen zu schützen. Er ist ein Meister der Defensive. Auf der anderen Seite Haye, ein sehr schneller Mann mit gewaltiger Schlagkraft, der seine Gegner auszuboxen und auszuknocken versteht. Es wird sehr spannend zu sehen sein, welcher Stil sich durchsetzt.

3. David Haye hat verbal sehr stark provoziert und stünde bei einer Niederlage als Großmaul da. Wladimir Klitschko dagegen wird vorgeworfen, seit Jahren gegen zu schwache Gegner zu boxen, sodass eine Niederlage seine Kritiker befeuern würde. Wer hat mehr zu verlieren?

Foreman: Ich denke, dass Klitschko mehr zu verlieren hat. Für ihn ist es der Kampf, der seine Karriere definiert. Nach diesem Kampf wird jeder wissen, ob er ein großer Champion ist oder ob seine Leistung auf der Schwäche der anderen aufgebaut war. Für ihn steht mehr auf dem Spiel.

4. Welche Taktik müssen die Boxer wählen, um zu gewinnen?

Foreman: Klitschko darf sich durch die Provokationen nicht verrückt machen lassen, so wie ich es vor meinem Kampf 1974 in Kinshasa gegen Muhammad Ali, den Rumble in the Jungle, getan habe. Ich war so wütend auf Ali, dass ich nur noch an den Knock-out gedacht und darüber meine boxerische Linie vergessen habe. Wenn Klitschko es schafft, aus der Ringmitte heraus den Kampf zu dominieren, indem er viele Körpertreffer schlägt und die ersten Runden gewinnt, dann kann er Haye ausknocken. Haye dagegen muss einfach das tun, was er immer tut. Schnelle Hände schlagen, schnell zurückziehen.

5. Wer wird gewinnen?

Foreman: David Haye gewinnt - nach Punkten.