Der Fifa-Präsident Joseph S. Blatter will die Weltmeisterschaft 2022 in Katar auf die Wintermonate verlegen, um der Hitze zu entgehen.

Doha. Fifa-Präsident Joseph S. Blatter spricht sich für eine Verlegung der WM 2022 in Katar in die kühleren Wintermonate aus: "Davon gehe ich aus. Wenn man Fußball spielt, muss man die wichtigsten Akteure schützen. Und das sind die Spieler", sagte der Schweizer kurz vor dem Eröffnungsspiel des Asien-Cups in Doha. Eine WM im europäischen Winter wäre ein Novum in der Fußball-Geschichte.

Derzeit herrschen in Katars Hauptstadt Temperaturen um die 25 Grad, im Sommer kann es im Emirat am Persischen Golf 50 Grad heiß werden. Mediziner warnen zudem vor der hohen Luftfeuchtigkeit. Das große Problem: Für eine Winter-WM müsste der internationale Spielkalender angepasst werden, was eine riesige logistische Herausforderung wäre. "Wir haben dafür noch elf Jahre Zeit. Ich halte den Januar oder das Jahresende für einen geeigneten Zeitraum", sagte Blatter.

Der Ball liegt nun bei den Gastgebern. "Erst einmal müsste Katar den entsprechenden Wunsch äußern. Sie haben es in der Hand. Sollte eine entsprechende Anfrage kommen, so wird diese im Exekutivkomitee behandelt. Bislang hat es sie offiziell noch nicht gegeben", sagte Fifa-Generalsekretär Jérome Valcke.

Den Stein ins Rollen gebracht hatte nicht zuletzt Franz Beckenbauer, der schon kurz nach der Vergabe Kritik übte. Auch die deutschen Nationalspieler Philipp Lahm und Thomas Müller sprachen sich klar gegen eine Austragung im Sommer aus. "Bei diesen Temperaturen zu spielen, ist mehr als grenzwertig", sagte WM-Torschützenkönig Müller, der wie Lahm derzeit mit seinem Klub Bayern München in Katar ein Trainingslager absolviert.

Bundestrainer Joachim Löw sieht das mit Blick auf die deutschen Fans anders: "Wenn 2022 die WM im Winter stattfindet, dann wird kein Fan bei minus fünf Grad auf der Straße sein. Bei der WM 2006, bei der EM 2008 oder WM 2010 waren Millionen von Menschen auf den Straßen. Was hier passierte, war unglaublich. Das sind Emotionen, die im Fußball dazugehören."

Katars großer Vorteil ist die lange Vorbereitung. Elf Jahre hat das kleine Land am Persischen Golf Zeit, um sich für alle Eventualitäten zu rüsten. Bis 2022 sollen allein neun Stadien neu gebaut werden, drei weitere werden runderneuert. Unter anderem auch das Khalifa-Stadion, in dem am Freitagabend die Asienmeisterschaft mit dem Spiel der Gastgeber gegen Usbekistan eröffnet wurde. Der Aufwand für die Bauvorhaben liegt nach derzeitiger Planung bei vier Milliarden US-Dollar, umgerechnet 3,05 Milliarden Euro.

Die Vergabe der WM an den Wüstenstaat hatte scharfe Kritik ausgelöst. Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern München, warf Blatter in der "Sport Bild" sogar vor, Bestechungszahlungen zu tolerieren: "Offensichtlich hat heutzutage eine Bewerbung noch Erfolg, wenn zusätzlich Zahlungen unter dem Tisch gemacht werden."