Das Team Red Bull Racing führt die Branche vor und an. Sebastian Vettel und Mark Webber holten den Einzel- und den Konstrukteurstitel nach Salzburg.

Wie man die Aufmerksamkeit auf sich zieht, davon haben sie bei Red Bull schon immer eine Menge verstanden. 2005, als der Energydrink-Hersteller mit einem eigenen Team in der Formel 1 debütierte, schickte man die beiden Autos und das gesamte Team einmal im Outfit von Star Wars in einen Grand Prix. Für die beiden Fahrer endete das Rennen vorzeitig.

Fünf Jahre später hat das Team Red Bull Racing keine skurrilen PR-Aktionen mehr nötig. Bereits beim vorletzten Rennen der Saison gewann der österreichische Rennstall mit englischem Sitz die Konstrukteursweltmeisterschaft und nun also auch Sebastian Vettel den Fahrertitel. Mehr Marketing geht nicht.

Wenn einer das einschätzen kann, dann Dietrich Mateschitz. "Es ist ganz einfach so, dass da nichts mehr drüber geht", sagte der Firmengründer: "Die Formel 1 ist innerhalb des Motorsports das Level. Wenn man dann Doppelweltmeister wird, ist das nicht zu toppen."

Dass der 66-Jährige nicht eher ruhen würde, bevor er diesen maximalen Erfolg eingeheimst haben würde, hätte man ahnen können. Das von Mateschitz entwickelte Erfrischungsgetränk mit dem klebrig-süßen Geschmack und der silbern-roten Dose hat er zum Weltmarktführer und sich zum Milliardär gemacht. Die mutmaßlich wichtigste Investition in seinem Formel-1-Engagement hat er vor vier Jahren getätigt, als er den britischen Motorsportingenieur Adrian Newey vom Konkurrenten McLaren abwarb.

Newey, 51, hatte bis dato für Williams und McLaren insgesamt sechs Fahrzeuge am Zeichenbrett entwickelt, die später den WM-Titel gewannen. Und es waren wohl die aerodynamischen Fahreigenschaften, die dem Red Bull den entscheidenden Vorsprung im Titelkampf verschafft haben.

Mateschitz leistet sich den Luxus, mit Toro Rosso einen zweiten Formel-1-Rennstall zu betreiben. Viele haben das damals für eine verrückte Idee gehalten, so wie das neue Fußballstadion, das Mateschitz bei New York bauen ließ, oder die Gründung des hauseigenen Fernsehkanals Servus TV. Zumindest die Investition in Toro Rosso hat sich ausgezahlt. Sebastian Vettel erhielt beim kleinen Schwesterteam seine Bewährungschance, bevor er zur Saison 2009 das Cockpit des zurückgetretenen David Coulthard bei Red Bull übernahm. Zusammen mit Newey ergab das eine geniale Kombination, vergleichbar mit Michael Schumacher und Ross Brawn in den Ferrari-Erfolgsjahren der vergangenen Dekade.

Der Formel-1-Triumph könnte gerade zur rechten Zeit kommen, nachdem sich Red Bull zuletzt etwas flügellahm zeigte. Nach Jahren zweistelligen Wachstums ging der Umsatz des Energydrinks im vergangenen Jahr erstmals zurück. Der Gewinn wurde zu einem großen Teil von den hohen Marketingkosten aufgezehrt, zudem gräbt die Konkurrenz dem Branchenführer Marktanteile ab.

Das kostspielige Formel-1-Engagement - es dürfte jährlich 200 Millionen Euro verschlingen - scheint nicht gefährdet zu sein. Man werde sich bemühen, Vettel weiterhin ein siegfähiges Auto zur Verfügung zu stellen, versprach Mateschitz: "Er wird ein paar Mal Champion werden. Der Weg zum Weltmeistertitel führt sicherlich in den nächsten Jahren über den Sebastian." Die Konkurrenz dürfte die Warnung verstanden haben.