Das Flaggschiff holt einzigen WM-Titel in den olympischen Bootsklassen. Hamburger Wichert und Seibt siegen in anderen Klassen.

Cambridge. Der Deutschland-Achter hat die Ehre der deutschen Flotte mit einer beeindruckenden Goldfahrt bei den Ruder-Weltmeisterschaften in Neuseeland gerettet. Das Flaggschiff sorgte für den einzigen Triumph des Deutschen Ruderverbandes in den 14 olympischen Klassen auf dem Lake Karapiro und wurde nach seiner Titelverteidigung zum Partyboot. Schlagmann Sebastian Schmidt brüllte seine Freude heraus, Steuermann Martin Sauer wurde im hohen Bogen ins Wasser befördert und am Ende hüpfte die Crew wie kleine Kinder über den Steg.

"Wir haben unsere super Serie weiter ausgebaut. Das ist eine sehr konstante und starke Truppe, die vor allem auch in Krisenzeiten mannschaftlich geschlossen ist", sagte Achter-Trainer Ralf Holtmeyer, dessen Mannschaft seit dem letzten Platz bei den Sommerspielen 2008 in Peking auf der 2000-Meter-Distanz ungeschlagen ist. Nachdem die Crew die deutsche Nationalhymne lautstark mitgesungen hatte, ging es zur Siegesfeier nach Hamilton. Im Verband war unterdessen nicht jedem zum Feiern zumute. Zwar polierte der Achter die Bilanz auf, doch mit einmal Gold, einmal Silber und einmal Bronze wurde die Zielsetzung von fünf Medaillen verfehlt. "Richtung London 2012 haben wir zwar nicht geglänzt, aber wir müssen auch keine Sorgenfalten haben", meinte Cheftrainer Hartmut Buschbacher.

Die alte Ruderweisheit "Achter gut, alles gut" passte für die deutsche Flotte aus zwei Gründen nicht. Zum einen offenbarten sich besonders im Frauen-Riemenbereich große Defizite, zum anderen war das Paradeboot nicht nur gut, sondern überragend. Mit einem Start-Ziel-Sieg holte die Crew vor Großbritannien und Australien das zehnte WM-Gold des Deutschland-Achters seit 1960. "Noch haben wir die Schnauze vorne. Die Konkurrenz schläft aber nicht", sagte Kristof Wilke (Radolfzell).

Vor allem die Briten nicht. Sie wurden mit neun Medaillen (viermal Gold) erfolgreichste Nation vor Neuseeland (drei Gold). Deutschland belegte Platz drei, nachdem man 2009 in Posen mit fünf Medaillen und drei Titeln die Wertung gewonnen hatte. "Vom Ergebnis sind wir nicht zufrieden. Aber es gibt Gründe. Daher werden wir unsere Maßnahmen nicht infrage stellen", meinte Buschbacher. So hatten einige Athleten vor der WM mit Verletzungen zu kämpfen, vielen jungen Ruderern war der Kräfteverschleiß der langen Saison am Ende anzumerken. "Unser Weg ist nicht falsch", meinte Buschbacher, der sich auch durch das sehr gute Abschneiden in den nicht-olympischen Klassen mit vier WM-Titeln bestätigt sah.

An zwei dieser Titel waren Hamburger beteiligt. Lars Wichert, 23, RC Allemannia, und Bastian Seibt, 32, Der Hamburger und Germania Ruderclub, wurden mit dem Leichtgewichtsschter Weltmeister, Wichert siegte zudem mit Leichtgewichtsdoppelvierer. Mit dem Leichtgewichtsvierer ohne Steuermann, eine olympische Bootsklasse, verpasste Seibt in der knappsten aller Finalendscheidungen als Vierter die ersehnte Medaille. Eric Johannesen (RC Bergedorf) kam mit dem Berliner Andreas Kuffner im Zweier ohne Steuermann abgeschlagen als Fünfter ins Ziel. "Sie haben sich dennoch prima verkauft", meinte Buschbacher.