Im Ruder-Club Allemannia von 1866 müssen sie sich ein bisschen gedulden, bevor sie ihren Doppelweltmeister empfangen können. Lars Wichert wird noch eine Woche länger in Neuseeland bleiben und Urlaub machen. Man kommt ja nicht jeden Tag ans andere Ende der Welt. Und es konnte auch niemand ahnen, dass er mit zwei Goldmedaillen heimkehren würde. Schon gar nicht im Doppelvierer und im Achter der Leichtgewichte, zwei grundverschiedenen Klassen, auf die sich Wichert kaum vorbereitet hatte und in denen für ihn nur ein Platz frei war, weil der Deutsche Ruderverband auf eine eigene Besatzung verzichtet hatte.

Nun könnte man erwarten, dass es Wichert am 19. November bei der Siegesfeier an der Alster richtig krachen lässt. Doch das widerspräche seiner Natur. Wer ihn gut kennt, beschreibt den 23-Jährigen als bescheiden, angenehm und als einen Menschen, der geduldig seinen Weg geht. Wie man sich eben einen Hobbyangler vorstellt.

Des Studiums der Bewegungs- und Medienwissenschaft wegen ist er von seiner Geburtsstadt Berlin nach Hamburg gezogen. Der Leistungssport aber bleibt vorerst sein Hauptfach, mit all seinen Entbehrungen. Denn der Rudersport zahlt sich auch für einen zweifachen Weltmeister nur in Medaillen aus. "Schmerz ist Schwäche, die den Körper verlässt", hat Lars Wichert seine Homepage überschrieben. Ruderer werden wissen, was er meint.