Schwergewichts-WM in Hamburg: Ab 23 Uhr messen sich Vitali Klitschko und Shannon Briggs in der ausverkauften Hamburger O2 World .

Hamburg. Stau auf der Mönckebergstraße, drangvolle Enge vor dem Eingang zu Karstadt Sports: Großes wird erwartet, und als Zwei-Meter-Mann Vitali Klitschko, 39, schließlich einem der vorgefahrenen Vans entsteigt, geht ein Aufschrei durch die Menge. 1500 Menschen, schätzt die Polizei, stehen Spalier, als der Box-Weltmeister das Kaufhaus zum offiziellen Wiegen betritt. "Das ist ein grandioser Empfang", sagt Klitschko.

Oben, im vierten Stock, erwartet ihn Shannon Briggs, 38, jener Mann mit dem überdimensionalen Bizeps, der den WBC-Weltmeister am heutigen Sonnabend in der mit 14 500 Zuschauern ausverkauften Hamburger O2 World mit einem Schlag auf den Boden schicken will. Der Boxkampf beginnt gegen 23 Uhr, RTL überträgt von 22.10 Uhr an. "It's my time, it's my day, you are the next", das wird mein Tag, du bist der Nächste, tönt Briggs, erst laut, dann schreiend, bis "Klitschko, Klitschko"-Sprechchöre ihn zum Schweigen zwingen. "Blut und Schmerz, das ist mein Versprechen an Shannon Briggs", antwortet Klitschko und blickt finster drein. Als die TV-Kameras abgeschaltet sind, kann er sich ein Lachen nicht verkneifen. Für diesen Teil des Boxgeschäfts, das Briggs bestens beherrscht, ist Klitschko nicht der richtige Mann. Boxen ist für ihn ein seriöser Sport, das Ballyhoo ihm eigentlich zuwider.

114 Kilo bringt Vitali Klitschko auf die Waage, die unter der Skala bereits Rost angesetzt hat, fünf Kilo weniger als der Herausforderer aus den USA. Als beide sich anschließend für die Fotografen Kopf an Kopf gegenüberstehen, pöbelt Briggs pausenlos auf Klitschko ein. Im Hintergrund filmt Wladimir Klitschko die Szene mit seinem Handy. Irgendwann hält Vitali Klitschko Briggs ein Blatt Papier vor den Mund. Und tatsächlich, der Redeschwall des Amerikaners bricht ab. "Vitali hat die Wahl, ob er aufgeben oder eins auf die Rübe bekommen will. Er ist ein Feigling und ein Kneifer", setzt Showman Briggs aber kurz danach seine Verbalattacken fort. Am Ende wird Fritz Sdunek, Klitschkos Trainer, nach seiner Einschätzung gefragt. Er sagt: "Von der fünften, sechsten Runde an wird Vitali dank seiner Kondition Vorteile haben und den Kampf dann entscheiden." Der Satz klingt nach der einzigen sachlichen Äußerung an diesem Nachmittag.